Herbeck. . In die Hagener Breitband-Landschaft kommt Bewegung. Im Sudfeld und in Herbeck schreitet die Glasfaser-Versorgung voran, auch im Lennetal könnte sich bald mehr tun.

  • Verlegung von Glasfaserkabeln im Sudfeld und in Herbeck schreitet voran
  • Telekommunikationsanbieter Dokom 21 greift aus auf die Buschmühlenstraße
  • Breitbandgenossenschaft für das Lennetal will 2017 ebengalls mit Bauarbeiten starten

Nach quälenden Jahren des Stillstandes kommt Bewegung in die Hagener Breitband-Landschaft. Der Dortmunder Telekommunikationsanbieter Dokom 21 gab gestern bekannt, dass in den Gewerbegebieten Sudfeld und Herbeck 14 der dort ansässigen 25 Unternehmen ans Glasfasernetz angeschlossen seien. Unter ihnen ist die Federnfabrik Habighorst, ein über 100-jähriges Traditionsunternehmen, dessen Geschäftsführer Torsten Fels geradezu aufatmet: „Wir gehen jetzt mit der 30-fachen Geschwindigkeit ins Netz. Das wirkt sich positiv auf unsere Geschäftsprozesse aus und spart Zeit.“

Tatsächlich können die Mitarbeiter der Metallwarenfirma, die mit ihrer vorherigen Kupferleitung gerade einmal 1 Megabit pro Sekunde im Download verarbeiten konnten, nun auf Bandbreiten von bis zu zehn Gigabit pro Sekunde im Up- und Download zurückgreifen. Wie alle Betriebe, die sich am Hochgeschwindigkeitsnetz beteiligen, muste Habighorst dafür 3000 Euro Baukostenzuschuss leisten, hinzu kommen 150 Euro monatlich für das von Fels gebuchte Datenpaket. „Früher musste man vor dem PC warten, dass einem schlecht wurde“, ist der Geschäftsführer dennoch zufrieden: „Durch das Glasfaserkabel haben sich die Wartezeiten beim Aufbauen und Hochladen von Internetseiten oder Zeichnungsdateien drastisch reduziert.“

Obwohl schnelles Internet heute als wichtiger Standortfaktor gilt, da viele Unternehmen nicht nur Rechnungen, sondern ganze Produktionsprozesse und riesige Datenpakete senden, gibt es immer noch zahlreiche Betriebe, die sich mit der notwendigen Investition schwer tun. „Dabei handelt es sich zum Beispiel um kleinere Handwerksfirmen“, berichtete Dokom-Vertriebsleiter Thomas Hennecke. Und solche Betriebe, die höchstens mal ein paar Emails verschicken, überlegen es sich eben ganz genau, ob sie mehrere tausend Euro für mehr Geschwindigkeit auf der Datenautobahn investieren.

Auch Volmarsteiner Straße gut versorgt

Bit ist die Maßeinheit für Datenmengen bzw. Übertragungsgeschwindigkeiten im Internet. Acht Bit werden häufig zu einem Byte zusammengefasst.

Bandbreiten bezeichnen die Frequenzbereiche, die mit Hilfe eines Kanals übertragen werden können. Mit Glasfasern, dem Material, aus dem Kabel zur Datenübertragung gefertigt werden, lassen sich sehr große Bandbreiten und damit Datenmengen übertragen.

Der Dortmunder Datennetz- und Telefoniebetreiber Dokom 21 hat neben dem Industriegebiet Sudfeld und Herbeck auch das Gewerbegebiet in der Volmarsteiner Straße in Vorhalle mit Glasfasern versorgt. Zudem besitzt die Firma Kunden über das Hagener Stadtgebiet verteilt.

Im unterversorgten Lennetal will eine Breitbandgenossenschaft für schnelles Internet sorgen. Knapp 30 Prozent der 247 Unternehmen müssten einen oder mehrere Anteile zeichnen, damit das notwendige Kapital für die „Breitbandnetz Lennetal eG“ bereit steht. Derzeit läuft die Akquise.

Das ist auch einer der Gründe, warum die in diesem Jahr ins Leben gerufene Breitbandgenossenschaft für das Lennetal nicht von Mitgliedsanträgen überrannt wird. Zwar ist Vorstand Michael Hösterey optimistisch, dass das genossenschaftliche Glasfaserkabel im größten Hagener Industriegebiet schon im nächsten Jahr verlegt werden kann: „Bis Mitte Januar wollen wir 100 Mitglieder haben.“ Doch inzwischen ist die Konkurrenz nicht untätig geblieben, Dokom 21 hat kürzlich mit einzelnen Betrieben in der Buschmühlenstraße Verträge abgeschlossen. Zwar liegt die Anschlussgebühr dort um einige tausend Euro höher als im Sudfeld, doch die Betriebe hätten kurzfristig schnelles Internet gebraucht und nicht auf die Genossenschaft warten wollen, so Hennecke süffisant: „Und man weiß ja auch nicht, ob es mit der Genossenschaft überhaupt etwas wird.“

Konkurrenz, so sieht es Michael Ellinghaus, Geschäftsführer der für die Wirtschaftsförderung zuständigen Hagen-Agentur, belebt jedenfalls das Geschäft. Früher sei es nicht gelungen, überhaupt einen Telekommunikationsanbieter für das unterversorgte Lennetal ins Rennen zu holen: „Aber jetzt ist Bewegung im Markt. Das kann eigentlich nur hilfreich sein.“