Hagen. Mit der Gründung einer Breitbandgenossenschaft will die für Wirtschaftsförderung zuständige Hagen-Agentur endlich für ein leistungsstarkes, schnelles Internet im bislang benachteiligten Lennetal sorgen.

  • Genossenschaft soll Breitbandausbau fördern
  • Schnelles Internet für Gewerbegebiet Lennetal
  • Alle Unternehmen können Anteile zeichnen

Mit der Gründung einer Breitbandgenossenschaft will die für Wirtschaftsförderung zuständige Hagen-Agentur endlich für ein leistungsstarkes, schnelles Internet im bislang benachteiligten Lennetal sorgen. Alle dort befindlichen Unternehmen werden aufgefordert, der Genossenschaft beizutreten und somit die notwendigen Finanzmittel für den so oft geforderten Breitbandausbau bereit zu stellen. „Die Wettbewerbsfähigkeit unserer Unternehmen hängt nicht nur von Verkehrsanbindung, Fachkräften und Gewerbesteuern ab, sondern ebenso von einem leistungsfähigen Breitband“, gibt Oberbürgermeister Erik O. Schulz die Richtung vor.

Vorbildcharakter für Andere Städte?

Hagen ist vom Landeswirtschaftsministerium als Modellregion für das privatwirtschaftliche Geschäftsmodell einer Breitbandgenossenschaft ausgeguckt worden. Funktioniert das Experiment im Lennetal, könnte es Vorbildcharakter für andere Städte in Nordrhein-Westfalen gewinnen. Das Ministerium finanziert derzeit eine Untersuchung über die technischen und finanziellen Voraussetzung einer Breitbandverlegung im Lennetal. Spätestens bis zu den Sommerferien soll die Studie abgeschlossen sein und die Genossenschaft gegründet werden – dann dürfte auch feststehen, in welcher Höhe Anteile gezeichnet werden können. „Die Genossenschaft baut das Netz und vermietet es an Telekommunikationsunternehmen“, umreißt Michael Ellinghaus, Geschäftsführer der Hagen-Agentur, das Prinzip. Die Mittel für den Breitbandausbau kommen nicht allein von der Genossenschaft, geplant ist zudem, Geld zu günstigen Bedingungen bei der Kreditanstalt für Wiederaufbau zu leihen.

Handeln statt klagen

Ein leistungsfähiger Internetzugang gilt heute als wichtiger Standort- und Wohlfühlfaktor – sowohl was Unternehmen als auch Privatpersonen betrifft. Stellen Sie sich einmal vor, Sie würden mit Ihrer Familie in ein Haus ziehen, in dem das Handy kein Netz findet und die Youtube-Videos ständig stehen bleiben – Ihre Kinder wären Ihnen vermutlich auf ewig gram. Jeder Bürger investiert heutzutage viel Geld in seine Erreichbarkeit – ins Mobiltelefon, den Festnetzanschluss und den Computer, in E-Mail-Zugang und alle möglichen Apps.

Bei Unternehmen und Gewerbetreibenden ist das merkwürdigerweise anders. Merkwürdigerweise deshalb, weil sie ebenfalls auf einen schnellen, kapazitätsstarken Internetzugang angewiesen sind. Das gilt längst nicht mehr nur für IT-Betriebe, auch Handwerker und die klassische Industrie brauchen den digitalen Datenaustausch.

Doch die wenigstens sind bereit, die dafür notwendigen Mittel zu investieren. Stattdessen lassen sie immer wieder Klagen über die mangelhafte Infrastruktur laut werden. Die Firmen im Lennetal haben jetzt die Möglichkeit, die Initiative zu ergreifen und etwas für sich selbst zu tun. Und endlich dahin zu gelangen, wo viele Privatleute längst angekommen sind. Hubertus Heuel

Derzeit weiß allerdings noch niemand, wie viele Unternehmen es im Gewerbegebiet Lennetal eigentlich gibt. Registriert seien 250, so Ellinghaus: „Es können aber auch 350 sein.“ Die Hagen-Agentur sei dabei, ihre Kartei zu vervollständigen, schließlich sollen alle Betriebe angeschrieben und zum Beitritt in die Genossenschaft veranlasst werden. Aber auch Anwohner angrenzender Wohngebiete in Halden oder Fley können Mitglied werden.

Höchste Zeit

Dass es höchste Zeit ist, Hagens wichtigstes und größtes Industriegebiet endlich mit einem adäquaten Internetzugang zu versehen, darüber sind sich alle Beteiligten einig. „Wir sind zu Recht stolz auf die vielen Weltmarktführer hier, aber jetzt müssen wir etwas dafür tun, dass sie es auch bleiben“, sagte Andreas Lux von der Industrie- und Handelskammer. Für Michael Hösterey von den Hagener Wirtschaftsjunioren darf die Frage denn auch nicht lauten, wie teuer der Breitbandausbau ein Unternehmen zu stehen komme, sondern wie teuer die Folgen seien, wenn man diese Investition unterlasse: „Ohne Breitband verlieren wir Innovationskraft und Wirtschaftswachstum.“

Je mehr Unternehmen Anteile in der Genossenschaft zeichnen, desto günstiger ist der Ausbau letztlich für den einzelnen Betrieb; je später ein Unternehmen Mitglied in der Genossenschaft wird, desto mehr muss es zahlen. An Firmen, die keine Anteile zeichnen, könnte die Breitbandversorgung sogar komplett vorbeigehen. . .