Hagen. . Der Verein Stolpersteine Hagen löst sich auf, es gibt nicht mehr genügend engagierte Mitglieder. Der Geschichtsverein soll die Arbeit fortführen.

  • Der Verein Stolpersteine Hagen wird sich drei Tage vor Heiligabend auflösen
  • Verein unterstütze und finanzierte das Projekt des Bildhauers Gunter Demnig
  • In Hagen erinnern 120 Stolpersteine an von den Nationalsozialisten ermordete Bürger

Den Verein Stolpersteine Hagen wird es bald nicht mehr geben. Noch-Vorsitzender Rudolf Damm (73) hat am Mittwoch, 21. Dezember, zu einer außerordentlichen Mitgliederversammlung eingeladen. Einziger Tagesordnungspunkt: die Auflösung des Vereins.

Gerade einmal fünf Mitglieder erschienen zur letzten ordentlichen Jahreshauptversammlung in Haspe. „Das zeigt ja schon, wie es um den Verein steht“, so ein resignierter Rudolf Damm: „Wir sind eine Generation, die alt geworden ist. Wir haben niemanden mehr, der sich einbringen und Vorstandsarbeit leisten möchte.“ Derzeit gehören dem 2005 gegründeten Verein nur noch 17 Mitglieder an.

Tätigkeiten werden nicht eingestellt

Der Verein wurde seinerzeit auf Initiative des langjährigen Vorsitzenden der Deutsch-Israelischen Gesellschaft in Hagen, Arno Neumann, ins Leben gerufen. Der im vergangenen Jahr verstorbene Neumann war der letzte in Hagen lebende Jude, der noch vor Beginn der Nazi-Ära auch in der Stadt geboren worden war. 1928 war das.

Mit dem Verein sollte die Arbeit des Kölner Bildhauers Gunter Demnig unterstützt werden, der mit der Verlegung von Stolpersteinen in ganz Deutschland bekannt geworden ist. Die Messingsteine werden vor Häusern in den Boden eingelassen, in denen von den Nationalsozialisten deportierte und ermordete Menschen wohnten, vor allem Juden. Aber auch den Opfern des Euthanasie-Programms wird auf diese Weise gedacht. In Hagen liegen inzwischen 120 Steine mit den eingravierten Namen und Daten von ermordeten Bürgern, zuletzt wurden im Dezember 2015 allein sieben in der Potthofstraße verlegt.

Unstimmigkeiten

Doch in letzter Zeit habe es Unstimmigkeiten mit Demnig gegeben, einige Mitglieder hätten sich nicht mit dessen Absicht, auch für NS-Verfolgte, die dem Tod entgangen seien, Steine zu verlegen, anfreunden können. Er könne es emotional durchaus nachvollziehen, dass man an jeden Verfolgten erinnern wolle, doch andererseits dürfe man dürfe das Projekt nicht zu weit ausdehnen, so Damm: „Deshalb wollen wir den Toten einen Platz geben, damit man sie nicht vergisst.“

Ob zur Auflösungs-Versammlung mehr als fünf Mitglieder erscheinen werden, wollte Damm nicht prophezeien. Doch eingestellt werde soll die Tätigkeit des Vereins auch nach dessen juristischem Ende nicht. Vielmehr hat sich das Fähnlein Aufrechter, das auch in Zukunft die Verlegung von Stolpersteinen in der Stadt unterstützen will, mit dem Hagener Geschichtsverein darauf verständigt, dass die Arbeit unter dessen Dach weitergeführt wird. „Der Geschichtsverein hat signalisiert, dass er unser Anliegen übernehmen will, ich persönlich werde dann auch dem Geschichtsverein beitreten“, kündigt Damm an.

Was mit dem Restvermögen des Vereins Stolpersteine, nach Auskunft von Damm handelt es sich nur noch um etwa 25 Euro, geschieht, wird auf der Versammlung am kommenden Mittwoch entschieden.

>> HINTERGRUND: 60 000 Stolpersteine

Die außerordentliche Mitgliederversammlung des Vereins Stolpersteine Hagen findet am Mittwoch, 21. Dezember, um 17.30 Uhr im Allerwelthaus, Potthofstraße 22, statt.

Der Kölner Bildhauer Gunter Demnig (69) hat inzwischen über 60 000 Stolpersteine in rund 1100 deutschen Orten und 20 Staaten verlegt.

An der Finanzierung haben sich u. a. Privatleute, aber auch Schulen wie das Christian-Rohlfs-Gymnasium sowie der Jugendrat Eilpe beteiligt.