Hagen. . Lutz-Leiter Werner Hahn verlässt nach 35 Jahren, Ballett-Chef Ricardo Fernando nach 13 Jahren das Hagener Theater. Hahn bleibt in Hagen, Fernando zieht weg.

  • Werner Hahn und Ricardo Fernando hören auf
  • Lutz-Leiter und Ballett-Chef gehen im Sommer
  • Beide wollen Neuanfang

Werner Hahn geht. Ricardo Fernando auch. Der eine nach 35 Jahren Jugendtheater, der andere nach 13 Jahren Ballett. Beide besetzen Leitungsfunktionen im Theater, beide sind Sympathieträger und Aushängeschilder für die Stadt. Was beide außerdem verbindet? Sie sehen die Zeit reif für einen Neuanfang.

Lutz-Leiter Werner Hahn scheint mit weniger Groll das Hagener Theater zu verlassen als ­Ballettdirektor Ricardo Fernando. Obwohl auch Hahn müde ist, „seit Jahren gegen den permanenten Spardruck anzukämpfen“, geht er (auch) aus persönlichen Gründen.

Künstlerische Freiheit in Hagen

„Ich will nicht zum ,alten Sack im Jugendtheater’ werden“, sagt er gerade heraus. Und : „Wenn ich jetzt – in Zeiten des immensen Umbruchs im Haus – nicht gehe, wann dann? Wenn ich den Entschluss, meinen Platz zu räumen, nicht jetzt gefällt hätte, wäre ich am Hagener Theater in Rente gegangen. Aber das will ich nicht. Ich will mit 60 meinen Fokus noch einmal neu ausrichten.“

Als größtes Geschenk sieht der gebürtige Salzburger die künstlerische Freiheit, die er besonders in den Anfangsjahren in Hagen hatte.

Aus Niederlagen wurden Erfolge

„Ich habe unter den Intendanten Schnabel, Pietzsch, Friedemann und Hilchenbach gearbeitet, konnte mich bei jedem weiterentwickeln.“ Einige Niederlagen hätten sich im Laufe der Zeit zu Erfolgen gewandelt, blickt Hahn zurück und führt als Beispiel „Ehrensache“ an.

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Das Stück behandelt das Thema Ehrenmord; die Aufführung des Bühnenwerks wurde 2006 gerichtlich untersagt. „Die damalige Diskussion und die letztendliche Wiederfreigabe des ­Stückes haben ein neues sozio-kulturelles Feld geschaffen. Und mir neue Perspektiven für die Arbeit am Lutz offeriert.“

Die finanzielle Sicherheit fehlt

Ballett-Direktor Ricardo Fernando und seine Frau und Choreografie-Assistentin Carla Silva wären gern in Hagen geblieben, „doch wie jeder Mensch brauchen auch wir Sicherheit. Hier am Theater sehen wir für uns keine Zukunft. Wir haben hier zu viele leere Worte, doch keine klaren Antworten gehört.“

Der 56-jährige Brasilianer, der vor 13 Jahren gleich als Ballett-Chef im Hagener Haus begann, sieht es als Carlas und seinen Verdienst an, dass zu ihren Ballett-Abenden kein Elite-Publikum kommt, „wir haben eine tolle Mischung und viele junge Besucher“.

Eine Erklärung für seinen Erfolg hat der temperamentvolle Tänzer und Choreograf auch parat: „Seit etwa zehn Jahren arbeite ich mit internationalen Top-Gast-Choreografen zusammen. Die bringen Dynamik in meine Compagnie. Das spricht sich ­herum und macht unser Ballett auch für Tänzer mit einem höheren Level interessant.“

Im Sommer verlassen Ricardo und Carla Silva Hagen – sie wechseln an eine andere deutsche Bühne.