Haspe. . Die Bustour von WP und Straßenbahn AG führte am Samstag ins Hasper Bachtal, um sich an Talsperre und Wasserwerk auf die Spuren des Trinkwassers zu begeben.

  • Die WP-Bustour führte diesmal ins Hasper Bachtal
  • Talsperre und Wasserwerk sichern dort die Versorgung
  • Das Trinkwasser hat dort eine besonders hohe Qualität

Die Hasper mögen es vielleicht nicht so gerne hören, aber für die Trinkwasserversorgung von Hagen spielt das Wasserwerk der Talsperre am westlichen Rand der Stadt nur eine untergeordnete Rolle. Hagen wird in erster Linie vom Wasserwerk in Hengstey aus bedient, maximal 30 Prozent des wichtigsten aller Lebensmittel stammen aus Haspe. Nichtsdestotrotz besitzt die Hasper Talsperre eine beeindruckende Geschichte. Technik und Tradition paaren sich hier in einzigartiger Weise. „Vor allem liegen wir hier oberhalb des Hagener Wassernetzes und müssen nicht pumpen“, so Roland Rüther, Leiter der Trinkwassergewinnung bei der Enervie-Gruppe, der zusammen mit Betriebsleiter Thomas Brenne am Samstag 50 Lesern unserer Zeitung, die mit dem blauen WP-Bus – bereitgestellt von der Hagener Straßenbahn AG – angereist waren, die Funktion von Talsperre und Wasseraufbereitung erläuterte.

Zwei Millionen Kubikmeter Wasser

Jede der 14 Talsperren im Einzugsgebiet der Ruhr ist, wenn man so will, ein von Topographie, Umgebung, Wasserdruck und weiteren Faktoren abhängiges Individuum. „Keine ist wie die andere“, bekräftigte Rüther. Dem tollkühnen, 29 Meter hohen Bauwerk, das den Hasper Bach aufstaut, hat Otto Intze ganz entscheidend seinen Stempel aufgedrückt. Der Bauingenieur und Hochschulprofessor konstruierte eine Bogenmauer, die vom natürlichen Fels abgestützt wird und so die gewaltige Kraft, die zwei Millionen Kubikmeter Wasser (maximaler Füllstand der Talsperre) ausüben, aufnehmen und ableiten kann.

Nächste Station: Bunker-Museum

Insgesamt geht der WP-Bus in diesem Jahr sechsmal auf Tour, die Fahrt zur Hasper Talsperre war die vierte Veranstaltung.

Weiter geht es am Samstag, 8. Oktober, mit der Tour zum Bunker-Museum in der Bergstraße.

Es folgt am Samstag, 12. November, ein Besuch bei der Hagener Straßenbahn, hinter deren Kulissen unsere Leser dann einen Blick werfen können.

Am Fuß ist die kolossale Mauer übrigens ebenso breit wie hoch, früher war sie zudem durch den „Intze-Keil“ verstärkt, eine Lehmaufschüttung, die verhindern sollte, das Wasser unter das Bauwerk dringt und einen hydraulischen Grundbruch hervorruft oder aufgetrieben wird. Als die Staumauer von 1991 bis 1994 grundlegend saniert wurde, entschieden die Ingenieure, den Intze-Keil durch eine vorgelagerte Mauer aus Stahlbeton, die über 700 Verbindungsanker mit der alten Mauer verzahnt ist, zu ersetzen.

Sicherheit genießt höchste Priorität. Das gilt auch für die Hochwasserentlastungsanlage, über die bei Starkregen oder anhaltenden Niederschlägen all das Wasser, das die Talsperre nicht mehr aufzunehmen imstande ist, kontrolliert weggeführt wird. Sollte selbst das nicht mehr ausreichen und der Pegel der Talsperre die Mauerkrone erreichen, würde das Wasser wie ein nasser Vorhang auf der andere Seite des Bauwerks hinunterrauschen – dieses Szenario hat jedoch noch niemand erlebt und es müsste wohl eine Sintflut kommen, wenn es eintreten sollte. Die beiden Türmchen auf dem Damm markieren übrigens die oberen Eingangspforten in das Mauerbauwerk, früher waren sie weiter in der Mitte postiert und wiesen auf die beiden Grundablässe hin, durch die jeweils fünf Kubikmeter Wasser pro Sekunde schießen könnten. „Auf diese Weise wäre es möglich, die Talsperre komplett zu entleeren“, so Rüther. So geschah es etwa bei der Grundsanierung in den 90er-Jahren.

Modernste Technik

Von 2012 bis 2014 wurde dann das Wasserwerk durch umfassende Erweiterungs- und Sanierungsarbeiten auf Vordermann gebracht. Sieben Millionen Euro hat Mark-E in die vollständigen Erneuerung der Aufbereitungs-, Elektro- und Leittechnik investiert. „Die Trinkwasserverordnung garantiert überall in Deutschland bestes Trinkwasser“, erläuterte Rüther die Notwendigkeit der Maßnahme: „Ich trinke es selbst leidenschaftlich gerne.“

Wie die Talsperre ist auch das Hasper Wasserwerk einzigartig. Modernste Technik verbindet sich hier mit dem Flair der 40er-Jahre, in denen das Gebäude errichtet wurde. Das Wasser aus der Talsperre wird in mehreren Stufen aufbereitet, zunächst durchläuft es rote Kessel, in denen Filtereinsätze wie Lockenwickler Algen aus dem kostbaren Nass heraussieben. Anschließend wird in einer offenen Schnellfilteranlage Eisendreichlorid hinzugefügt, das dafür sorgt, dass sich Partikel und Trübstoffe aneinanderbinden, um dadurch umso besser abgeseiht zu werden. Es folgt eine Membrananlage mit Spezialfiltern, die selbst kleinste Bakterien festhält. „Die Wandung dieser Membranen ist kleiner als alles, was dem Menschen mikrobiologisch gefährlich werden kann“, so Rüther. Heraus kommt reines Wasser, das bedenkenlos genossen werden kann.

Sicherheit hat Priorität

Sicherheit hat in diesem Bereich natürlich erst recht Priorität. Mark-E lässt die Mikrobiologie des Hasper Wassers täglich im Labor untersuchen, jeder Verunreinigung der Talsperre bzw. ihres Einzugsgebietes wird registriert. Übers Jahr hinweg werden laut Rüther 20 000 Kenngrößen kontrolliert und analysiert. Denn bei den Menschen in Hagen, ob sie nun in Haspe oder einem anderen Stadtteil wohnen, soll ein erstklassiges Lebensmittel aus dem Hahn laufen. Der Bedarf ist groß, 125 Liter verbraucht ein durchschnittlicher Hagener pro Tag, davon trinkt er allerdings nur zwei Liter. Andererseits ist in unseren Breiten genügend Wasser vorhanden, es mache auch keinen Sinn, Sparventile oder dergleichen zu kaufen, wichtig sei es vielmehr, dass die Leitung regelmäßig durchspült würden, damit sich keine Keime in den Rohren bilden können. Dagegen könnten wir alle zu einer besseren Wasserqualität beitragen, indem wir Produkte mit Tensiden möglichst sparsam verwenden und auch solche mit Mikrokunststoffen verzichten, so Rüther.

Unsere Leser hatten die Lektion jedenfalls verstanden. „Das war heute wie eine Sendung mit der Maus für Erwachsene“, lobte Sandra Scheene den ebenso informativen wie unterhaltsamen Rundgang durch Staumauer und Wasserwerk der Hasper Talsperre.