Hagen. . 20 Hagener Schulen, 50 Kunstlehrer, 850 Schüler machten aus dem alle zwei Jahre stattfindenden Kunstfest vor dem Kunstquartier ein bunt-fröhliches Happening.

  • Kunstfest vor dem Kunstquartier mit 20 Schulen und 850 Schülern
  • Kinder finden direkten Zugang zu den Werken Emil Schumachers
  • Für ältere Schüler ist Kunst eine Lebensweise

Dass wir Menschen uns im Laufe unseres Lebens verändern, ist ja nun eine ziemlich abgedroschene Weisheit. Und doch ist sie künstlerisch aufgeladen. Oder umgekehrt: Die Kunst lässt uns erkennen, dass wir nicht dieselben bleiben.

Die Bilder Emil Schumachers – abstrakt, formlos, emotional – sind dafür besonders geeignet. Auf dem Schülerfest „Farbe im Blick“, das alle zwei Jahre in Erinnerung an den großen Maler vor dem Kunstquartier stattfindet, waren es gestern wieder einmal die Grundschüler, die den direkten, aufrichtigen Zugang zu den Werken des Meisters fanden.

Die Besucher von morgen

„Der malt ja wie ich“, platzte es beim Betrachten eines Gemäldes unbefangen aus der achtjährigen Seline heraus, während heranwachsende Schüler ihre Schwierigkeiten mit dem Stil des Meisters hätten, berichtete Gabriele Fischer, Konrektorin der Hauptschule am Remberg: „Die fragen dann manchmal: Was soll die Schmiererei?“Die Bedeutung des Kunstfestes ist denn auch gar nicht hoch genug einzuschätzen, das war Ulrich Schumacher, Maler-Sohn und Museums-Stifter, wohl bewusst: „Ich finde es großartig, Kinder auf diese Weise an die Kunst heranzuführen, schließlich sind sie die Museumsbesucher von morgen“, sagte er mit Blick auf das nicht gerade von Besucherströmen verwöhnte Schumacher-Museum.

Schritt-für-Schritt-Methode

20 Hagener Schulen, 50 Kunstlehrer, 850 Schüler machten aus dem Emil-Fest ein bunt-fröhliches Happening. Kinder der Janusz-Korczak-Grundschule aus Wehringhausen hatten das Festmotto „Farbe im Blick“ zum Anlass genommen, Brillen zu schmücken oder aus Pappe selber herzustellen. „Wir steigen eben spielerisch und handlungsorientiert ins Thema ein“, erläuterte Lehrerin Sandra Hennecke das pädagogische Konzept. Das Ricarda-Huch-Gymnasium war mit einem ein Potpourri aus Farben bildenden Kunstteppich, der die Fahrbahn der Hochstraße blockierte, vertreten. Kunstlehrer Reiner Gerke verriet, dass Friedrich Schiller bei der Konzeption Pate gestanden hatte: „Der hat ja in seiner ästhetischen Erziehung des Menschen postuliert, dass die Kunst uns erhöht.“

Dem konnte seine Schülerin Jasmin Wegner (16) nur beipflichten: „Kunst ist für mich nicht bloß ein Ausdruck, Kunst ist eine Lebensweise. Sie spiegelt wider, was man empfindet.“ Ein Satz, den Emil Schumacher sicher blau unterstrichen hätte.

Nach den Ferien

Der Förderverein Emil-Schumacher-Museum organisiert seit 2006 zusammen mit den Hagener Schulen das Emil-Fest – immer an einem Freitag nach den Sommerferien und dem Geburtstag von Emil Schumacher am 29. August.

Alle Lehrer sind eingeladen, mit ihren Schülern Kunstwerke oder Projekte auf dem Fest vorzustellen.

Schöne Geste: Christoph Jost, Leiter der Hildegardisschule, hatte allen fünf Kunstlehrern für die Zeit der Veranstaltung frei gegeben, damit sie am Fest teilnehmen konnten. Schumacher und seine Kunst werden im Unterricht an der Hilde häufig thematisiert, den bisweilen hochintellektuellen Ansatz des berühmten Malers, der ja auch Professor in Karlsruhe und Minneapolis war, können Jugendliche eben am besten durch die Schritt-für-Schritt-Methode nachvollziehen: „Das ist wie beim Jazz“, zog Lehrerin Ellen Pott einen genreübergreifenden Vergleich.

Wie gesagt, je jünger die Schüler, desto leichter fällt ihnen die Annäherung an Schumacher, diesen wilden, authentischen, kraftvollen und doch so sensiblen Künstler. Kinder verstehen ihn auf Anhieb. Weil sie sind wie er.