Vorhalle/Haspe. . Es herrscht wieder Ruhe. Die Probleme in der Reichsbahnstraße und in der Bebelstraße haben sich erledigt. Im Fall der Bebelstraße hat es vor allem etwas mit dem Konzept der Behörden zu tun.

  • Verhalten von Zuwanderern sorgte in beiden Straßen für Probleme
  • In der Reichsbahnstraße wurde ganzes Haus leergezogen
  • In der Bebelstraße verfolgte die Polizei ein ganz bestimmtes Konzept

Es herrscht wieder Ruhe in der Reichsbahnstraße in Vorhalle und in der Bebelstraße in Haspe. Beide Straßen waren zuletzt in den Fokus der Öffentlichkeit geraten, weil alteingesessene Anwohner sich über das Verhalten von zugezogenen Zuwanderer-Familien beschwerten und aus Sicht der Anwohner ein starkes Gefühl der Unsicherheit erzeugten. Die positive Nachricht: In beiden Straßen ist es wieder ruhig.

Polizei griff sofort ein

Um es auf den Punkt zu bringen: Polizei und Ordnungsbehörden sind den betroffenen rumänischen Familien in der Bebelstraße gehörig auf den Keks gegangen. Falsch herum geparkt: sofort angeklingelt. Müll auf die Straße geschmissen: sofort angeklingelt. Zu großer Lärm zu stillen Zeiten: sofort angeklingelt. Die Polizei spricht in diesem Zusammenhang von sogenanntem „niederschwelligen Eingreifen“, was im Fall Bebelstraße, wo Bezirksbürgermeister Dietmar Thieser noch Mitte Mai einen „rechtsfreien Raum“ anprangerte, in dem ein „krimineller Clan“ den sozialen Frieden störe, einen spürbaren Effekt erzeugte. Polizeisprecher Ulrich Hanki: „Polizei, Ordnungsamt und Bauamt waren immer wieder zu regelnden Gesprächen vor Ort. Jetzt herrscht wieder Ruhe, die Lage ist friedlich“. Bei den Kontrollen fielen zudem einige Personen auf, die Wohnraum nutzten, der ihnen gar nicht zustand. Entweder waren die Personen nicht gemeldet oder der Wohnraum stand offiziell gar nicht zur Vermietung.

Die Störenfriede in der Reichsbahnstraße zogen fort, nachdem ein neuer Besitzer Modernisierungen am Wohnhaus angekündigt hatte.
Die Störenfriede in der Reichsbahnstraße zogen fort, nachdem ein neuer Besitzer Modernisierungen am Wohnhaus angekündigt hatte. © WP

Ruhig ist es auch in der Reichsbahnstraße in Vorhalle geworden. In der Mitte der Straße hatten ebenfalls Zuwanderer aus Osteuropa nahezu alle Wohnungen eines Hauses bezogen und verhielten sich, zum Leidwesen langjähriger Anwohner, absolut daneben. Lärm, Pöbeleien, Bedrohungen, Diebstahl. Ein Anwohner berichtete, wie auf der Fußgängerbrücke Richtung Vorhaller Bahnhof eine alte Dame geschubst und bedroht worden sei.

Störenfriede verlassen Wohnhaus

Die Zuwanderer, von denen die Rede ist, sind verschwunden. Nicht wegen des eingangs beschriebenen niederschwelligen Eingreifens der Polizei, sondern weil das Haus anscheinend einen neuen Besitzer hat, der, so erklärt es Bezirksbürgermeister Heinz-Dieter Kohaupt, umfangreiche Sanierungsmaßnahmen in der alten Immobilie angekündigt hat und wohl auch schon durchführt.

Andere Städte gehen strikter mit Problemhäusern um

Unsere Zeitung hatte am Dienstag über 40 Problemhäuser in Hagen berichtet, die im Visier der Ordnungsbehörden sind, weil hier unter einer Adresse unrealistisch viele Zuwanderer gemeldet sind. Die Stadt erklärte, dass es keinen Warnmechanismus in ihrem EDV-System gebe.

Zum Vergleich hat unsere Zeitung bei den Städten Gelsenkirchen und Duisburg angefragt, wie dort mit dieser Problematik umgegangen wird. Beide Städte haben deutlich höhere Zuwanderungszahlen als Hagen. In Gelsenkirchen ist eine Alarmfunktion in das Einwohnermeldesystem eingebaut. Pressesprecher Martin Schulmann: „Wenn ein Haus baulich nicht in der Lage ist, so viele Menschen aufzunehmen, machen wir es zu.“ 30 Häuser wurden auf diese Weise in Gelsenkirchen bislang dicht gemacht. Es gab bislang keine Klage eines betroffenen Hausbesitzers, was laut Schulmann auch daran liege, dass die meisten der Häuser vorwiegend von Südländern bei Zwangsversteigerungen erstanden würden. Bei Gericht würden die Käufer zunächst nur eine Anzahlung leisten. Bis zu der Zeit, in der der Restbetrag fällig werde, würden vorwiegend rumänische und bulgarische Familien als Mieter ausgenutzt. Wenn das Gericht das Restgeld fordere, sind die Besitzer plötzlich nicht mehr zahlungsfähig.

In Duisburg gibt es eine Task-Force „Problemimmobilien“. Die zu überprüfenden Immobilien würden aufgrund verschiedener Kriterien ausgesucht, z.B. baulicher Zustand der Immobilie, Beschwerdelage vor Ort und Meldedaten. Würden entsprechende Mängel vorgefunden, werde das Verfahren nach dem Wohnungsaufsichtsgesetz eingeleitet. Nach heutigem Stand stünden noch rund 60 Häuser auf der Liste der „Problemimmobilien“.

Die Folge: Die Zuwanderer, die letztlich auch mit höheren Mietkosten hätten rechnen müssen, hatten keine Lust auf die Wohnumstände während der Modernisierung und verließen allesamt die Straße. „Es ist endlich wieder Ruhe und der Friede in der Straße ist wieder hergestellt“, sagt ein Anwohner gegenüber unserer Zeitung. Beide Bezirksbürgermeister loben die Zusammenarbeit mit Polizei, Behörden und Bürgern. In Vorhalle war wegen der Reichsbahnstraße das Vorhaller Forum zu einer Sondersitzung zusammen gekommen.