Vorhalle. . Die Zustände in der Reichsbahnstraße haben eine ähnlich furchtbare Qualität wie in der Bebelstraße in Kückelhausen. Manche Anwohner überlegen schon, die Straße zu verlassen.

  • Gruppe sorgt für Angst bei Anwohnern
  • Polizei und Ordnungsamt fehlt das „Packende“
  • Manche wollen schon wegziehen

Hilfeschrei aus der Reichsbahnstraße: Eine Gruppe Rumänen, die hier in einem Haus lebt, sorgt bei Anwohnern für Angst. Ein Mann soll verprügelt worden sein. Kindern soll mit vorgehaltenem Messer das Taschengeld weggenommen worden sein. Ein Anwohner erinnert sich, wie man „Ich stech’ dich ab“ hinter ihm her rief. Und als der Mann, den unsere Zeitung besuchte, neulich abends mal wieder um Ruhe bat, soll die Gruppe entgegnet haben: „Halt’s Maul, du Nazi-Schwein. Die Straße gehört jetzt uns.“

Erste Anwohner überlegen wegzuziehen, andere wollen ihre Eigentumswohnung verkaufen. Die Zustände in der Reichsbahnstraße haben eine ähnlich furchtbare Qualität wie in der Bebelstraße in Kückelhausen, wo zwei rumänische Familien im Clinch liegen und in der Straße Angst und Schrecken verbreiten.

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Man benötigt Fantasie, um sich das vorstellen zu können. 60er, 70er, 80er Jahre – da war die Reichsbahnstraße in Vorhalle ein gern besuchter Ort. Eiscafé, traditionelle Backstube, mehrere Kneipen, schmucke Bauten. Von jener Infrastruktur ist heute nicht mehr viel übrig. Es gibt viel Sanierungsbedarf. Und ein Haus in der Mitte der Straße, dessen Vermieter keiner kennt und in dem Zuwanderer leben, mit denen die eingesessene Bevölkerung große Probleme hat.

„Nur noch kriminell“

Die Eingangstür ist eingeschlagen. Alle Fenster stehen offen. „Das sind Armutsflüchtlinge“, sagt einer in der Straße. Tatsächlich sind es Zuwanderer, die im Rahmen der Freizügigkeit nach Deutschland gekommen sind. EU-Bürger. So wie der Anwohner auch. Er sei ein vorurteilsfreier Mensch und in Vorhalle mit vielen Nationalitäten um sich herum aufgewachsen, was ihn positiv geprägt habe. „Aber das hier ist nur noch kriminell.“

Angst, zur Polizei zu gehen

Der Nachbar, der verprügelt worden sei, traue sich nicht, zur Polizei zu gehen. Aus Angst vor weiterer Gewalt. Eine alte Dame, die von der Gruppe geschubst worden sei, habe Angst, dass man ihr den Hund wegnehme, wenn sie den Fall melde. Sie entkam der Situation wohl nur, weil der Hund einen der Angreifer biss. „Eigentlich müssen wir wegziehen. Aber wenn wir das tun, geben wir die Straße auf.“

Diskussion im Vorhaller Stadtteilhaus

Das Thema ist auch bei Bezirksbürgermeister Heinz-Dieter Kohaupt und CDU-Ratsherr Stefan Ciupka gelandet. Beide haben sich in der Straße umgesehen. Kohaupt wird nächste Woche wieder mit der Polizei durchgehen. Am 23. Juni ist das Problem Thema an einem Runden Tisch im Vorhaller Stadtteilhaus.

Die Polizei, so heißt es auf der Hoheleye, habe die Straße genau im Blick. Bis auf Ruhestörungen habe es nie eine Anzeige gegeben. „Um handeln zu können, benötigen wir Anlässe“, sagt Polizeisprecher Ralf Bode. „Das Problem ist, dass die ganze Bande doch immer gleich verschwunden ist, wenn wir die Polizei rufen“, sagt ein Anwohner.

Dann gehe es so schnell wie nachts, wenn Autos vor dem Haus halten, dunkle Männer aussteigen und mit vollen Tüten im Haus hinein gehen würden. Die Anwohner vermuten einen Beutezug. Dem Ordnungsamt ist die Immobilie bekannt. Aber: keine Verstöße gegen die Meldepflicht, kein Sozialmissbrauch. Es fehle das Pack-Ende, um handeln zu können, heißt es aus dem Rathaus. So lange ordnungsrechtlich keiner auffällig werde, handele es sich um normale EU-Bürger. Mit den gleichen Rechten wie alle anderen Anwohner.