Wehringhausen. . Ernüchterung: Nach der großen Reinigungsaktion in Wehringhausen liegt wieder mehr Müll herum. Die Stadt sagt: Es gibt kein Personal für mehr Kontrollen.

  • Wieder mehr Müll in Wehringhausen
  • Zuwanderer-Gruppe säubert Wilhelmsplatz
  • Stadt: Kein Personal für mehr Kontrollen

Sie haben Wort gehalten: In der vorvergangenen Woche hat unsere Zeitung darüber berichtet, dass eine Gruppe von rumänischen und bulgarischen Zuwanderern alle zwei Wochen donnerstags den Wilhelmsplatz in Wehringhausen säubern will. Nun haben etwa 40 Frauen, Männer und Kinder tatsächlich unter der Regie von Sabine Rink erneut zu Besen und Schaufel gegriffen und den Platz sauber gemacht.

Genug zu tun hatten sie dabei, denn zwei Wochen nach der großen 14-tägigen Reinigungsaktion in Wehringhausen macht sich an einige Stellen der Müll wieder so breit wie zuvor. Ein ganz neuralgischer Punkt ist dabei der Wilhelmsplatz. Seit dem vergangenen Wochenende flog reichlich Verpackungsmüll über den Platz. Prospekte lagen herum – und auch die Schalen von Kernen türmten sich.

War also doch alles umsonst? Nein, sagt Stadtsprecher Karsten-Thilo Raab.: „Die Aktion hat dazu gedient, für das Thema Stadtsauberkeit zu sensibilisieren, Denkanstöße zu geben, die Bevölkerung zu aktivieren und Erfahrungen zu sammeln.“ Und so habe sich ja schon eben jene Gruppe gebildet, die nun den Wilhelmsplatz sauber mache. „Zudem gibt es ein Konzept für eine Qualifizierungs- und Beschäftigungsmaßnahme im Bereich Stadtsauberkeit, das in Kürze umsetzungsreif sein wird.“

HEB reinigt nicht öfter

Diese zusätzlichen Maßnahmen werden wohl auch nötig sein, denn weder wird der Hagener Entsorgungsbetrieb (HEB) seine Reinigungsintervalle erhöhen, noch wird die Stadt stärker kontrollieren. „Wir reinigen weiterhin ausschließlich im üblichen Rhythmus, also dienstags und freitags“, so HEB-Sprecherin Jacqueline Jagusch. Und auch an mehr Abfallbehälter ist nicht gedacht. „Ich habe mir das selbst angeschaut“, sagt Jagusch. „Zumindest die von uns betreuten Behälter waren gar nicht voll, trotzdem lag überall der Müll verstreut auf dem Platz.“

Seit 1. Juli schon 120 Bürgerbeschwerden

Seit dem 1. Juli sind 120 Bürgerbeschwerden über den neuen „Mängelmelder“ der Stadt eingegangen. Es ging dabei aber nicht nur um das Thema Stadtsauberkeit.

Der „Mängelmelder“ ist auf der Startseite der Internetseite www.hagen.de zu finden. Oder telefonisch 02331/2073333.

Und auch verstärkte Kontrollen durch das Ordnungsamt wird es nicht geben. „Die sind aufgrund des Aufgabenspektrums des Ordnungsdienstes nicht intensiver geworden als vor der Aktion“, so Stadtsprecher Raab. Die derzeit sechs Mitarbeiter, die sich um Altenhagen, die Innenstadt und Wehringhausen kümmerten, überprüften vielmehr im gewohnten Rahmen im Schichtdienst zwischen 7 und 22 Uhr neben den anderer Aufgaben auch die Stadtsauberkeit.

Könnten aus anderen Bereichen zumindest vorübergehend städtische Mitarbeiter im Ordnungsamt eingesetzt werden, um den Druck zu erhöhen? Oder könnten pensionierte Stadt-Mitarbeiter auf freiwilliger Basis reaktiviert werden? Die Stadt hat das nicht geprüft. Raab: „Das macht auch keinen Sinn. Die Problemzonen in Wehringhausen und anderswo lassen sich nicht allein durch eine Verschärfung der ordnungsbehördlichen Kontrollen auflösen.“

Vorbild-Funktion

Mehr Kreativität für mehr Kontrollen

Die Reinigungs-Aktion der Zuwanderer zeigt, wo die Trennlinie verläuft. Nicht zwischen Deutschen und Migranten. Oder besser gesagt: zwischen etablierten Wehringhauser Bürgern und neuen Zuwanderern. Sondern zwischen denen, die sich an Regeln halten und die sich engagieren. Und denen, die sie brechen, denen ihr Umfeld völlig egal zu sein scheint und die damit den anderen ihre Lebensqualität rauben. Die 14-tägige Reinigungsaktion war trotz der Rückschläge richtig. Und die Arbeit der Sozialarbeiter ist wertvoll und alles andere als Sozialromantik. Aber es muss auch noch mehr geben: Der Hinweis der Stadt, dass mehr Kontrollen mangels Personal nicht möglich seien, reicht bei Weitem nicht aus. Die Bürger erwarten, dass Regeln eingehalten und Verstöße sanktioniert werden. Das ist eine der wichtigsten Säulen der Staatlichkeit. Die Stadt muss hier mehr Kreativität zeigen. Michael Koch

Ähnlich sieht es auch Caritas-Mitarbeiterin Sabine Rinke, die sich im Zuge des Landes-Programms „NRW hält zusammen“ um die Zuwanderer aus Südosteuropa kümmert: „Das Ganze hier ist ein Prozess.“ Auch sie gibt sich nicht der Illusion hin, dass die Vermüllungs-Problematik des Wilhelmsplatzes nach der Säuberungsaktion der rumänischen und bulgarischen Zuwanderer schlagartig besser wird: „Ja, es werden sicherlich weiter ausgespuckt Kerne herum liegen. Aber die Gruppe hat gerne zum Besen gegriffen. Und sie hat Vorbild-Funktion.“ Auch die Kinder hätten großen Spaß dabei gehabt.

„Die Zuwanderer wollen ja etwas tun“, so Rinke. „Den meisten ist nicht bewusst, dass sie so in der Kritik der Öffentlichkeit stehen. Wir müssen miteinander reden. Kommunikation ist das Wichtigste, um das Problem anzugehen.“