Hagen. . Seit 70 Jahren sind Gerda und Hans Schönhoff verheiratet. Eine echte Seltenheit in Hagen. Sie haben mit sieben Kindern und 44 Enkeln und Urenkeln eine Dynastie begründet.

  • Eine der ältesten Ehen Hagens im Portrait
  • Seit 70 Jahren sind die Schönhoffs verheiratet
  • Sieben Kinder sowie 44 Enkel und Urenkel

Auf so viele Jahre Ehe können allenfalls eine Handvoll der heute noch lebenden Ehepaare in Hagen zurückblicken. Seit 70 Jahren sind Gerda und Hans Schönhoff verheiratet. Und zumindest in den vergangenen Jahren haben auch die Leser der WESTFALENPOST ein Stück weit an ihrem Leben und an dem ihrer riesigen Familie teilhaben können.

Im Jahr 2006 hatten wir darüber berichtet, wie man mit sieben Kindern und mehr als 40 Enkeln und Urenkeln Weihnachten feiert – nämlich nur etappenweisen, indem schon ab November jedes Wochenende eines der sieben Kinder mit Familie zu Besuch kommt. Und wir haben berichtet, als die beiden vor fünf Jahren ihre Eiserne Hochzeit (65 Jahre) gefeiert haben.

Inzwischen fordert das Alter mit 90 Jahre sein Tribut. Gerda Schönhoff muss wöchentlich zur Dialyse, ihr Mann leidet an leichter Demenz. Und so sind es auch nicht die beiden persönlich, die uns über eine lange Leben-Liebe berichten, sondern einer der Söhne.

Das Foto, das in der Weihnachtszeit 2006 entstand (rechts), zeigt aber, wie groß die Familie damals war. Heute ist sie noch einmal um einige Urenkel gewachsen
Das Foto, das in der Weihnachtszeit 2006 entstand (rechts), zeigt aber, wie groß die Familie damals war. Heute ist sie noch einmal um einige Urenkel gewachsen © WP

Jürgen Schönhoff braucht Zeit, bis er die vielen kleinen Zettel in seiner Hand sortiert hat. „Meine Mutter hat immer alle Eckdaten aus dem Kopf zusammen bekommen, ich aber nicht“, bekennt der 62-Jährige. Dann liest er die Notizen vom fertig sortierten Stapel ab: „Sieben Kinder, fünf Schwiegertöchter, 21 Enkel plus zwölf Ehepartner sowie 23 Urenkel“. Eine kleine Familien-Dynastie, an deren Anfang vor den sieben Kindern zwei Namen stehen: Gerda und Hans Schönhoff.

Im Juni feierte das Jubelpaar seinen 70. Hochzeitstag. „Gnadenhochzeit“ heißt dieses Jubiläum im Volksmund.

Gerda Schönhoff kommt eigentlich aus Görlitz, wo sie einst als Zigarrenrollerin ihr Geld verdiente. Ihr Mann Hans ist in Mecklenburg geboren. Kennengelernt haben sich beiden aber 1945 in Bayern. Hans arbeitete, nachdem er aus amerikansicher Gefangenschaft entlassen worden war, auf einem Bauernhof. Nach dem Krieg kamen Flüchtlinge aus dem Osten auf den Hof – darunter auch Gerda. 1957 kamen sie nach Hagen.

Weshalb die Ehe seiner Eltern länger besteht, als die Bundesrepublik alt ist, kann sich Sohn Jürgen nur schwer erklären: „Das kann man nicht planen. Ich denke, die Kinder waren der Auslöser“, vermutet der 62-jährige Hagener, der als drittes von sieben Kindern noch in Friedland zur Welt gekommen ist. Dort lebte das Ehepaar Schönhoff, bevor es im Jahr 1957 in Hagen sesshaft wurde.

Zur Not auch sieben Essen

Zur Jubelhochzeit hat sich unser Kariakturist Stefan Fuchs seine Gedanken gemacht.
Zur Jubelhochzeit hat sich unser Kariakturist Stefan Fuchs seine Gedanken gemacht. © WP

Das Familienleben in Zeiten von Adenauer und Studenten-Krawallen – kein Vergleich zu heute. Während Ehemann und Vater Hans von morgens bis abends bei „Ernst Apparatebau“ schraubte, war Ehefrau und Mutter Gerda für den Haushalt verantwortlich. Eine Aufgabe, die sie mit Bravour löste, wenn es nach Sohn Jürgen geht: „Mutter hat immer geschaut, dass alle satt sind. Dabei wollte sie es jedem ihrer sieben Kinder Recht machen und hätte dafür zur Not auch sieben verschiedene Essen gemacht“, erinnert er sich zurück und fügt mit kindlichem Stolz hinzu: „Ich wurde meist besonders bevorzugt“.

Organisierter Familienbetrieb

Das Ehepaar Schönhoff lebte einen organisierten „Familienbetrieb“, getaktet nach den Rollenbildern der frühen Bundesrepublik – zumindest oberflächlich. „Sobald meine Geschwister oder ich wieder Unsinn gemacht haben, hieß es: ‚Warte mal, wenn der Papa nach Hause kommt’. Der ist mit uns dann aber immer nur ins Badezimmer gegangen, hat die Tür geschlossen und gesagt: ‚Jetzt schrei mal’“, erzählt Jürgen Schönhoff und beginnt zu lachen. „Das ist mir in Erinnerung geblieben“.

SommerserieMittlerweile können seine Eltern auf weit mehr als ein halbes Jahrhundert gemeinsame Geschichte zurückblicken. Beide sind 90 Jahre alt und leben bis heute in dem Hagener Haus in Ginsterheide, in dem sie 1957 sesshaft wurden – auch wenn gesundheitliche Beeinträchtigungen das Leben schwerer machen.

Sohn Jürgen kümmert sich gemeinsam mit seinen Geschwistern um ihre Pflege. „Das ist der Vorteil, wenn man viele Kinder hat. Früher haben unsere Eltern sich um uns gekümmert, heute kümmern wir uns um sie “, so Schönhoff.

Obwohl sich die Familie mit jeder neuen Generation weiter verstreut, kamen vor dem 70. Hochzeitstag doch rund 50 Verwandte in Hagen zusammen. Eine kleine Familien-Dynastie, die mit dem Jubelpaar Gerda und Hans Schönhoff ihren Anfang nahm.