Hagen. . Ob Osthaus, Niestrath oder Hilker: Ehefrauen waren weit mehr als Beiwerk. Birgit Schulte vom Osthaus-Museums über Künstlerpaare in Hagen.

Sich mit Birgit Schulte über Kunst an sich und Liebe in der Kunst im Besonderen zu unterhalten, ohne auf den Bereich „Paare in der Kunst“ zu kommen, ist praktisch unmöglich. Und verständlich, hat die stellvertretende Direktorin des Osthaus-Museums doch eine große Ausstellung zu diesem Thema kuratiert. „Ja, das war 1996, und die Ausstellung war betitelt mit ,Vis-a-Vis’“, erzählt Birgit Schulte. Zwölf Künstlerpaare wurden damals von ihr in den Fokus gestellt – allen ­voran Karl Ernst Osthaus und seine Gattin Gertrud.

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„Gertrud war niemals nur schmückendes Beiwerk“, betont Schulte. So habe das Paar, das gemeinsam fünf Kinder hatte, das Folkwang-Museum in Hagen (heute Osthaus Museum) gemeinsam betrieben. „Sie waren ein erfolgreiches Kuratorenpaar, sie haben sich intellektuell befruchtet, viel diskutiert und waren kulturelle Sparringspartner auf Augenhöhe“, unterstreicht Schulte.

Taubstumm und glücklich

Ein Porträt sowie eine Büste des Kunstmäzens Karl Ernst Osthaus zieren einen Raum in der oberen Etage des Hohenhofes (die Villa in Eppenhausen ist eine Dependance des Osthaus-Museums in der Innenstadt), daneben ziert ein Porträt von Gertrud Osthaus die Wand.

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„Es gab früher in Hagen auffallend viele Künstlerpaare“, resümiert Birgit Schulte. Und fährt, ohne lange überlegen zu müssen, fort: „Die Niestraths zum Beispiel.“ Ein Bildhauer-Paar, das viele Jahre gemeinsam in Hagen gewirkt hat. Irgendwann zog Eva aus der gemeinsamen Wohnung aus, fand im Atelier Haus Busch ein neues Zuhause. Und einen Ort, an dem sie sich frei entfalten konnte. Denn Karel war für Eva in erster Linie wohl eher Lehrer als liebender Ehemann, was die Äußerung in einem Interview von 1992 untermauert. Damals sagte Eva Niestrath-Berger: „Er war für Anfänger ein ausgezeichneter Lehrer. Wir haben bei ihm eng nach der Natur gezeichnet, vor Eisenhütten und in Tierschauen.“

Ein weiteres bekanntes Hagener Künstlerpaar waren die Hilkers. Reinhard Hilker, Maler und Grafiker und seit seiner Kindheit taubstumm, war in zweiter Ehe mit Irmgard Bohn verheiratet. Die Glasschleiferin war ebenfalls taubstumm. 1996 schreibt Irmgard Hilker-Bohn in einem Brief an das Osthaus-Museum: „Wir waren ein glückliches Künstlerpaar in jeder Hinsicht.“