Wehringhausen. . Drei städtische Stellen in Hagen wären zuständig gewesen für die Entsorgung einer illegalen Müllkippe. Am Ende haben das aber Bürger getan, um einen Schandfleck zu Pfingsten zu verhindern.

  • Hagener Bürger entsorgen illegale Müllkippe in Hagen
  • Drei städtische Stellen eigentlich zuständig
  • Doch vor Feiertag klappt Entsorgung nicht

Am Ende hat kein Pfingst-Spaziergänger den großen Müllhaufen im Wehringhauser Bachtal sehen müssen. Dank Frank Fischer und seinen Mitstreitern vom Förderverein der Wildgehege, die ihn entsorgt haben. Doch sie sind sauer, weil die Stadt selbst es nicht geschafft hat, die illegale Müllablagerung rechtzeitig vor den Feiertagen zu beseitigen. Obwohl gleich drei städtische Stellen beteiligt waren. Eine Spurensuche.

1. Schritt: Wirtschaftsbetrieb Hagen (WBH)
Der WBH ist in Hagen unter anderem für die städtischen Wälder zuständig. Aber streng genommen nicht für die Abfallbeseitigung im Wald. Denn die, so sieht es die Gesetzeslage vor, soll über die allgemeine Müllgebühren finanziert werden. Der WBH ist eine städtische Tochter, hat einen eigenen Haushalt und muss möglichst kostensparend arbeiten. Sprich: Was nicht zu seinen Aufgaben gehört, erledigt er auch nicht. „Aber trotzdem gibt es die Regelung, dass wir vom WBH den verstreuten Müll im Wald einsammeln und an eine zugängliche Stelle bringen“, sagt der für Forst- und Grünflächen zuständige WBH-Fachbereichsleiter Gerald Fleischmann. „Dort muss er dann aber vom Hagener Entsorgungsbetrieb HEB abgeholt werden.“ Zuvor muss der WBH aber das Ordnungsamt einschalten, das dann den HEB beauftragt. So war es dann auch am Freitag vergangener Woche im Wehringhauser Bachtal: Der WBH sammelte den Müll ein, deponierte ihn an der Deerthstraße – und informierte das Ordnungsamt.

Das Ende vom Lied: Mit einem Traktor entsorgen die Vereinsmitglieder den Müll.
Das Ende vom Lied: Mit einem Traktor entsorgen die Vereinsmitglieder den Müll. © privat

2. Schritt: Städtisches Ordnungsamt
Beim städtischen Ordnungsamt ging die Meldung am Freitagnachmittag erst nach Dienstschluss ein. „Wenn Gefahr im Verzug gewesen wäre, hätte der Bereitschaftsdienst eingegriffen“, so Stadtsprecher Michael Kaub. Doch das sei hier nicht der Fall gewesen. Dass das Ordnungsamt zwischengeschaltet werde, habe aber seinen Sinn: „Wir wollen ja die Verursacher finden und zur Rechenschaft ziehen. Deshalb wird nach Hinweisen in den ­illegalen Müllablagerungen gesucht“, so Kaub. Die Befugnis für solche Ermittlungen hätten aber nur die Ordnungsamtsmitarbeiter.

Wut verständlich

Ob Wirtschaftsbetrieb, Ordnungsamt oder Entsorgungsbetrieb – alle haben sich zunächst einmal korrekt im Rahmen der gültigen Regeln verhalten. Und dennoch ist die Bürger-Wut von Frank Fischer verständlich: Warum kommt niemand am Freitag vor Pfingsten auf die Idee, dass man an einer beliebtesten Spaziergänger-Strecken alle einfach mal unbürokratisch handeln muss? Und sei es nur in Form einer Zwischenlagerung auf dem WBH-Gelände. Michael Koch

Wobei nicht jeder einzelne Müllhaufen unter die Lupe ­genommen werde. „Wir bekommen täglich bis zu 20 Hinweisen von Bürgern“, sagt der Stadtsprecher. „Oftmals mit Fotos. Wenn auf denen etwa nur Sperrmüllwände zu sehen sind, die nicht auf einen Verursacher schließen lassen, dann fährt auch kein Ordnungsamtsmitarbeiter extra dafür raus, dann wird sofort entsorgt. Blaue Müllsäcke werden aber immer untersucht.“

3. Schritt: Hagener Entsorgungsbetrieb (HEB)
Der HEB habe am Dienstagmorgen von der Müllablagerung an der Deerthstraße erfahren. „Dann haben wir auch sofort einen Trupp losgeschickt“, so Detlef Liedtke vom HEB. Doch der kam zu spät, Frank Fischer und die Mitstreiter des Vereins hatten ihn ja schon entsorgt.

WBH, Stadt und HEB sagen unisono: Eigentlich funktioniert das System in zig vergleichbaren Fällen problemlos. Es habe bislang auch keine Beschwerde geben. In diesem Fall sei die Feiertags-Konstellation unglücklich gewesen. Für Frank Fischer dagegen ist das Ganze Bürokratismus: „Das ist doch alles nur peinlich. Als Bürger dieser Stadt verlange ich, dass mit meinen Gebühren zügig, kompetent und – wenn es sein muss – auch unkompliziert gearbeitet wird.“