Eppenhausen. . In der Villa Hohenhof in Hagen fand gestern die Diskussion „Was ist uns Kultur wert“ statt. Mehr als 60 Interessierte lauschten den Beiträgen der Experten.

„Wir werden heute Abend nicht versuchen, das Pro­blem des Hagener Theaters zu lösen, denn wir sind als Bundespolitiker hier“, betonte Gastgeber René Röspel zu Beginn der Veranstaltung „Was ist uns Kultur wert?“.

Wie zu erwarten, ging daraufhin ein mit ­„Schade“-Kommentaren gespicktes Raunen durch den rappelvollen Saal im Hohenhof. Doch enttäuscht, dass es nicht schwerpunktmäßig um die Hagener Kulturlandschaft ging, musste gestern Abend keiner der gut 60 Besucher sein. Denn die Thesen, die Siegmund Ehrmann, kulturpolitischer Sprecher der SPD-Bundestagsfraktion, postulierte, wurden in etlichen ­Fällen durch die Zuhörer auf lokale, sprich Hagener Ebene ­heruntergebrochen.

Klare Konzepte und Mut

„Kulturförderung ist kein staatliches Privileg, sondern findet in ­großer Breite – durch Privatleute, Unternehmen und Stiftungen statt“, so Ehrmann. Wichtig sei es, die Frage zu beantworten, was besondere Relevanz habe (seiner Meinung nach z.B. das Haus Harkorten, welches er am Vormittag besucht hatte) und nicht permanent situativ zu entscheiden.

Dem pflichtete auch Hagens neue Kulturdezernentin Margarita Kaufmann (ihr erster öffentlicher Auftritt vor größerem kulturaffinen Publikum) bei. Auch sie forderte klare Konzepte und den Mut, starre Strukturen aufzuweichen. „Sind unsere Fördermaßnahmen in vielen Bereichen überhaupt noch aktuell und erzielen die erhoffte Wirkung? Oder sollten die knappen Mittel besser anderweitig eingesetzt werden?“, fragte Kaufmann und spielte damit auch auf das nicht unumstrittene „Jedem Kind ein Instrument“-Programm (Jeki) an.

René Röspel hatte zur Diskussion eingeladen

Der heimische SPD-Bundestagsabgeordnete René Röspel hatte zur Diskussion in den Hohenhof eingeladen.

Siegmund Ehrmann (MdB), früher Kulturdezernent in Moers, sprach als Vorsitzender des Ausschusses für Kultur und Medien zu den Gästen.

Im Vorfeld der Diskussion gab es eine gutbesuchte Führung durch den Hohenhof.

Sven Söhnchen, Vorsitzender des Kulturausschusses, sah Hagen und andere Ruhrgebietskommunen aufgrund ihres Strukturwandels als Städte mit besonderem Förderungsbedarf, „Hagen ist kein politischer Einzelfall“.

Als Vertreter der Kulturzentren sprach sich Udo Schmalz vom Hasper Hammer für eine erlebbare und vermittelbare Kultur aus, „es wird viel über knappe Kassen gestöhnt, doch eine kulturelle Wüste ist doch keine Lösung“.

Per Gesetz zu Pflichtaufgaben erhoben

Klaus Fehske, der im Publikum saß, stimmte dem zu und ergänzte: „Der Bereich Bildung wird von der Politik als Pflichtaufgabe eingestuft, der Bereich Kultur jedoch nicht. Beide Bereiche müssen per Gesetz zu Pflichtaufgaben erhoben werden.“

Darüber, dass die Verteilung der zur Verfügung stehenden Finanzen Ländersache „und somit ein Fehler sei“, herrschte Konsens unter den Anwesenden. Auch ­deshalb appellierte Ehrmann daran, dass Hagener Akteure, die (auch kleinere!) Kulturprojekte in Hagen realisieren wollen, versuchen sollten, Gelder aus dem ­38-Millionen-Euro-Fördertopf des Bundes zu erhalten.

Martin ­Rösner, Leiter der städtischen ­Musikschule, forderte eine (Spar-)Diskussion auf Augenhöhe: „Bevor etwas gestrichen wird,­ sollte eine Ist-Analyse stehen.“