Hagen. Für Sozial- und Kulturdezernentin Margarita Kaufmann fehlt es in Hagen an gemeinsam formulierten Zielen, die für das Handeln von Politik und Verwaltung maßgeblich sein müssten, um die Stadt in die Zukunft zu führen.

  • Poltik und Verwaltung fehlen inhaltliche Leitplanken
  • Dezernentin fordert gemeinsame Ziele
  • Wo steht Hagen 2030?

Über Hagens Zukunft kreisen großen Fragezeichen. Die schlechten Zahlen, die der Prognos-Zukunftsatlas 2016 präsentiert hat und die Ergebnisse, die unsere Serie „Was braucht Hagen?“ gebracht hat, zeigen den großen Handlungsbedarf in Hagen. Für Sozial- und Kulturdezernentin Margarita Kaufmann, die seit mittlerweile zwei Jahren im Amt ist, fehlt es in Hagen vor allem an gemeinsam formulierten Zielen, die für das Handeln von Politik und Verwaltung maßgeblich sein müssten, um die Stadt in die Zukunft zu führen. Das erklärt Kaufmann in einem Interview mit unserer Zeitung. Ihrer Meinung nach braucht die Stadt sechs Leitideen. Hagen, so Kaufmann, benötigt dringend Zielvorstellungen, an denen Politik sich orientieren und auf deren Grundlage sie Entscheidungen treffen könne. „Wie soll Hagen 2020 oder 2030 aussehen? Das müssen wir uns fragen“, sagt Kaufmann. Sie nennt sechs Leitideen, die aus ihrer Sicht festgelegt werden könnten.

1. Die Verbesserung des Erscheinungsbildes der Stadt: „Das kann mit kleinen Dingen beginnen, wie dem Errichten kleiner Parks, sogenannter Pocket-Parks in viel frequentierten Bereichen, um die Aufenthaltsqualität in der Innenstadt zu erhöhen.“

2. Die Förderung der Familienfreundlichkeit: „Es ist in Hagen doch kostspielig, Kinder in umfassende Betreuung zu geben. Hinzu kommt die von der Landespolitik weiterhin ungelöste Aufgabe der Ganztagsschule. Würde das Land Ganztagsschulen einrichten, könnte sich die Stadt auf die Betreuung und Erziehung der unter Sechsjährigen konzentrieren und mehr Geld dorthin lenken, wo Menschen die öffentliche Hand gefordert sehen, zum Beispiel eben in der Tagesbetreuung der Kinder. Wir müssen Wege finden, weitere Steigerungen zu verhindern, gar Beiträge zu senken und die Qualität der Angebote dabei nicht zu beschneiden.“

3. Hagen muss attraktiver für die Mittelschicht werden: „Wir verlieren zu viele Menschen vor allem mittleren Alters, die woanders offenbar lieber leben. Daran müssen wir arbeiten und gegensteuern.“

4. Hagener Weltoffenheit offensiv nach vorne tragen: „In Hagen leben 33.000 Menschen aus 130 Nationen. Wer, wenn nicht wir, ist also weltoffen? Wir schaffen es seit vielen Jahrzehnten immer wieder, Menschen zu integrieren und ihnen eine Heimat zu geben. Also müssen wir daraus was machen.“

5. Ökomobilität muss ein Thema in Hagen werden: „Es kann kein Totschlag-Argument sein, dass Hagen hügelig und verbaut ist. Andere Städte haben es auch hinbekommen, fahrradfreundlich zu werden. Wir müssen klar formulieren, dass wir das nicht nur wollen, sondern eine Notwendigkeit darin sehen, zu einer auch im Innenbereich grünen Stadt des Fußgängers und Fahrradfahrers zu werden. Beispiele gibt es in der Tat auf der ganzen Welt dafür.“

6. Hagen muss sauberer werden: „Seit ich hier bin, kämpfe ich um dieses Thema. In zahllosen Runden habe ich das gesagt: Wir dürfen arm sein, aber nicht schmutzig. Darum bin ich froh, dass nun Bürger, Politik und Verwaltung sich gemeinsam daran machen, den Dreck in die Mülltonne zu kriegen, Bürger einzubinden und diejenigen spürbar zu ermahnen, die auf Schritt und Tritt ihre Tüten und Kippen einfach fallen lassen oder gar ganze Müllsäcke in die Ecke werfen. Das sagt auch etwas über die Beziehung zu ihrer Stadt aus. Und ich wünsche mir, dass die Beziehung der Bürger zu ihrer Stadt so ist, dass sie sie schützen und schön erhalten wollen. Dann fühlen auch die sich wieder ernst genommen, denen der saubere Gehweg eben nicht egal ist, sondern die ihn wöchentlich kehren und sich bücken, um ihn zu säubern.“