Emst. . „Kultur braucht Flügel“ lautete das Motto des vierten Hohenhoffestes. Damit war zum einen ein Instrument gemeint. Zum anderen aber auch die Kultur an sich.

  • Zahlreiche Interessierte kamen an den Hohenhof
  • Geld für Reparatur eines Flügels gesucht
  • Staunen über die Perfektion von Karl Ernst Osthaus

Elegant und schlicht steht er im Salon des Hohenhofs – ein Flügel mit Vergangenheit. „Meine Großmutter Helga hat dieses Instrument geliebt“, sagt Martin Duttweiler, Ur-Enkel des Kunstmäzen Karl Ernst Osthaus. „Ein Leben lang hat er sie inspiriert und geleitet.“ Heute jedoch sind die Tasten des Steinway-Flügels verstummt. Der Grund: Ein Riss im Resonanzkörper zerstört die Akustik. Diesen Zustand möchte das Osthaus-Museum nun ändern. „Kultur braucht Flügel“ lautete das Motto des vierten Hohenhoffestes.

Andrang am Büffet. Kultur macht eben auch hungrig.
Andrang am Büffet. Kultur macht eben auch hungrig.

Bei Musik und Tanz picknickte man im Garten der Jugendstil-Villa. „Die Atmosphäre stimmt einfach“, schwärmte Besucher Dirk Fischer. „Man kennt viele Leute und kommt schnell ins Gespräch.“ Mit dem Erlös aus der Veranstaltung soll der historische Flügel restauriert werden. Kein leichtes Unterfangen, vor allem in Zeiten eines knappen Kulturetats.

„Der Flügel von Steinway ist eingetroffen. Er ist schön, scheint mir aber gegen die erste Zeichnung sehr vereinfacht“, beschwerte sich Karl Ernst Osthaus 1911 bei seinem Architekten van de Velde. Was wir heute als pingelig oder kleinkariert bezeichnen würden, war für Osthaus purer Ernst. Die Besucher des Hohenhof-Festes konnten sich bei der Vorlesung des Briefwechsels ein Lächeln nicht verkneifen. „Mein Urgroßvater war eben jemand, der stets auf Perfektion aus war“, meint auch Martin Duttweiler. „Die Einrichtung des Hohenhofs bildet hierfür den Beweis.“

Hagener Theater spielt klassische Musik

Jedes Möbelstück hat seinen vorgeschriebenen Platz, selbst jede Kachel ihre Position. Ganze Räume sind farblich auf ein Wandgemälde eingestimmt. Am Samstag führten Kunststudenten der TU Dortmund die Besucher durch Osthaus „Heilige Hallen“. Alles sieht noch genauso aus wie vor 100 Jahren. Die Grenzen zwischen Vergangenheit und Gegenwart verschwimmen. „Wir möchten den Menschen diesen Ort nahe bringen“, sagt Barbara Welzel, Professorin an der TU Dortmund.

Wieder zurück im Garten lauschte Fischer den Klängen der „Salonlöwen“. Die Gruppe des Hagener Theaters spielte klassische Musik. Am Büffet und an den Tischen wurde viel gelacht und geredet. „Die Gespräche sind an solchen Abenden das Wichtigste“, meint Peter Born, Vorsitzender des Theater-Fördervereins. „Wir hoffen, so viele für die Kultur begeistern zu können.“ Um die Bedeutung der Hagener Kunst und Kultur weiß auch Eva Pieper-Rapp-Frick vom Karl-Ernst-Osthaus-Bund. Jahr für Jahr werde der Kulturetat der Volmestadt geringer. „Wir werden deutlich verarmen, wenn wir uns diese Kultur nicht mehr leisten“, findet Pieper-Rapp-Frick. „Ehrenamt und private Geldgeber sind daher heute von großer Bedeutung.“ Die Einnahmen des Sommerfestes allein werden für die Restauration des Flügels vermutlich nicht reichen. Das Osthaus-Museum hofft daher auf weitere Spenden. Doch wer weiß, vielleicht werden im Salon des Hohenhofs schon bald wieder die Tasten klingen. Karl Ernst Osthaus hätte sich bestimmt darüber gefreut.