Fley. . Die Malerschule in Fley ist die einzige verbliebene überbetriebliche Ausbildungsstätte des Handwerks in der Stadt.

  • Lehrlinge lernen in der Malerschule in Fley
  • Letzte überbetriebliche Ausbildungsstätte
  • Wichtige Ergänzung zum Lehrbetrieb

Die Venezianische Spachteltechnik wurde schon von den alten Römern verwendet und gehört zu den anspruchsvollsten Malerarbeiten. In seinem Lehrbetrieb hat Fabian Barth (19), Azubi im zweiten Ausbildungsjahr, diese traditionelle Arbeitsweise zwar schon kennengelernt, so richtig vertraut geworden ist ihm die Tätigkeit mit der Venezianischen Glättkelle, die ein ganz feines, glattes Spachteln erlaubt, aber erst in Fley. Denn hier, am Anfang der Sauerlandstraße, residiert in der ehemaligen Volksschule die Hagener Malerschule, die einzige verbliebene überbetriebliche Ausbildungsstätte des Handwerks in der Stadt.

Seit 1970 werden in dem Institut, das von den Maler-Innungen Hagen, Märkischer Kreis Süd und Ennepe-Ruhr-Kreis, die sich in der Zweckgemeinschaft Maler zusammengefunden haben, getragen wird, Maler und Lackierer, Bauten- und Objektbeschichter, Bau- und Metallmaler ausgebildet. Ein Maler-Lehrling lernt viel, aber nicht alles in seinem Ausbildungsbetrieb, und jene Techniken und Kenntnisse, die ihm zum Alles fehlen, erwirbt er in Fley.

Die überbetriebliche Ausbildung ergänzt durch ihr weites fachliches Spektrum die durch die betriebliche Lehre vermittelten fachpraktischen Fertigkeiten und Kenntnisse. „Eine so umfassende Schulung wie bei uns ist in den meisten Betrieben gar nicht möglich“, stellt Bodo Hagemann, Malermeister und Schulungsleiter, den umfänglichen Anspruch der Ausbildung, die seine Schüler hier durchlaufen, heraus.

Vom Staat gefördert

Herzstück der Malerschule ist ein Werkraum mit 13 Kabinen, die mit Holzwerk, Fenstern, Decken, Boden und Wänden eingerichtet sind wie ein privater Wohnraum und in denen die angehenden Maler ihrem Gestaltungsdrang freien Lauf lassen können. Denn Meister Hagemann setzt zwar ein Thema und gibt eine Arbeitstechnik vor, doch wie die jungen Leute den Auftrag umsetzen, bleibt ihrer Kreativität überlassen. „Das gefällt mir ja so an diesem Beruf, dass ich auch frei gestalten darf“, so Dustin Rüggeberg (19), der sich ebenfalls im zweiten Lehrjahr befindet.

Durchschnittlich 500 junge Menschen werden pro Jahr in der Malerschule theoretisch und praktisch unterrichtet, die Kurse bei Bodo Hagemann umfassen 40 bis 80 Stunden, gefördert werden sie mit Bundes-, Landes- und EU-Mitteln. Doch in den letzten Jahren hat die Zahl der Azubis im Malergewerbe nachgelassen, derzeit sind es in den drei die Malerschule tragenden Innungen 58, 2013 waren es noch 138. Das hat sicherlich mit dem demographischen Wandel zu tun, auf der anderen Seite weiß Bernd Marquardt, stellvertretender Obermeister der Hagener Malerinnung, der 49 Betriebe angehören, natürlich auch: „Maler gilt nicht gerade als hipper Beruf.“

Gewerbe mit Zukunft

Aber auch wenn sich Maler nicht so effektvoll via TV vermarkten lassen wie Köche, bietet das Gewerbe doch eine sichere Zukunftsperspektive. Um dem Azubi-Mangel zu begegnen, setzen die Verantwortlichen auf Zuwanderer, die über handwerkliche Berufe hervorragend in der Gesellschaft zu inte­grieren seien, so Marquardt: „Bei mir arbeiten Marokkaner, Türken, Polen und Serbokroaten. Und das funktioniert, wir ziehen alle an einem Strang.“ Unverzichtbares Kriterium für die Teilnahme am Arbeitsleben sei jedoch, dass die Migranten die deutsche Sprache beherrschten.

Hier gibt es Infos

Die Malerschule hat ihren Sitz an der Sauerlandstraße 1 in Fley.

Wer Interesse an einer Ausbildung zum Maler hat, der kann sich telefonisch unter 66220 melden oder unter www.malerinnung-hagen.de informieren.

Neben klassischen Malerarbeiten gehören Betoninstandsetzung, Korrosionsschutz, Trockenbau, Akustikbau, hochwertiger Wohnbelag und Wärmedämmverbundsysteme zu den Bereichen, die das Malerhandwerk abdeckt – ein weiteres Indiz für die vielseitigen Beschäftigungsmöglichkeiten, die der Beruf mit sich bringt. Anders als zum Beispiel bei den Fliesenlegern ist bei den Malern noch der Besuch der Meisterschule vorgeschrieben, um sich selbstständig zu machen. „Gott sie Dank ist das so“, sagt Marquardt: „Die Meisterprüfung ist ein Qualitätskriterium. Ich würde mir wünschen, dass der Meistertitel wieder den Stellenwert in der Gesellschaft findet, den er früher einmal besaß.“

Die Maler sind eben stolz auf ihr Können und ihre Traditionen.