Hagen. Am Ende des Bewerbungsverfahrens ist kein geeigneter Kandidat für die Intendanz in Hagen über. Immerhin ist ein neuer Generalmusikdirektor gefunden.

  • Aufsichtsrat steht ohne Kandidaten da
  • Joseph L. Trafton wird neuer GMD
  • Planungen der nächsten Spielzeit in Gefahr
  • Aufsichtsrat steht ohne Kandidaten da
  • Joseph L. Trafton wird neuer GMD
  • Planungen der nächsten Spielzeit in Gefahr

Der Aufsichtsrat des Theaters steht vor einem Scherbenhaufen. Aktuell scheint es einfacher zu sein, binnen eines Monats Goethes Faust in allen Akten auf die Bretter zu zaubern als einen neuen Intendanten zu finden. Am Ende des Bewerbungsverfahren erlebt man den größten anzunehmenden Unfall. Während mit dem US-Amerikaner Joseph L. Trafton für den zeitgleich mit Intendant Norbert Hilchenbach scheidenden Generalmusikdirektor Florian Ludwig ein Nachfolger gefunden ist, gibt es keinen Kandidaten mehr, der sich die Intendanz angesichts der Sparvorgaben zutraut. Es türmen sich Fragen auf, die niemand beantworten will – oder kann.

Wer ist der neue Generalmusikdirektor?

Nach Informationen unserer Zeitung wird der Amerikaner Joseph L. Trafton neuer Generalmusikdirektor. Er wirkt seit 2011 als 1. Kapellmeister am Nationaltheater Mannheim. Trafton präsentierte sich am 24. Februar in Hagen, in dem er die Oper „Johnny spielt auf“ dirigierte. Nun verhandelt die Theaterführung über sein Engagement mit ihm.

Wie lange darf die Vakanz der Nachfolge von Intendant Norbert Hilchenbach noch andauern?

Es muss sofort ein neuer Intendant her. Denn zu seinen Aufgaben gehört auch die Organisation der nächsten Spielzeit, die jetzt angegangen werden muss. Je mehr Zeit noch vergeht, desto schwieriger wird das. Der Bewerbungsschluss für das aktuelle Suchverfahren war bereits im vergangenen August. Der Aufsichtsrat hatte seit vergangenem Sommer Zeit, einen geeigneten Kandidaten zu finden.

Waren die Kandidaten in der engsten Auswahl nicht richtig über die Endgültigkeit des Sparbeschluss von 1,5 Millionen Euro ab 2018 informiert?

In der Ausschreibung stand wörtlich: „Die finanziellen Bedingungen werden im Rahmen der Konsolidierung des städtischen Haushalts in den Wirtschaftsplänen festgeschrieben; entsprechende Erfahrungen im Umgang mit Budgetbeschränkungen sind daher erforderlich.“ Der neue Intendant bekommt in seinen Arbeitsvertrag geschrieben, dass er ab 2018 mit 13,5 statt bislang 15 Millionen Euro auskommen muss. Befürworter sagen: Immer noch eine sehr stattliche Summe, um ein Theater zu bespielen. Kritiker meinen: Das spart das Theater kaputt.

Sollte man nicht versuchen, den abgesprungenen Jürgen Potte­baum doch noch zu überzeugen?

Der aktuelle Marketingleiter hatte kurzfristig abgesagt, hatte zuvor aber ein Konzept vorgelegt, das einen großen Teil der Einsparsumme realisieren könnte. Der jüngste Beschluss des Rates, dass das Theater künftig den ersten Prozentpunkt von Tariferhöhungen tragen müsse, machte ein Intendanten-Engagement für ihn aber wohl noch unwahrscheinlicher. Damit würden drei weitere Stellen wegfallen. Dennoch: Er bleibt von den verbliebenen wohl der fähigste Kandidat, dem die Intendanz zuzutrauen wäre. Der Aufsichtsrat könnte versuchen, ihn umzustimmen.

Muss man die Stelle jetzt wieder neu ausschreiben?

Selbst wenn man das wollen würde, wäre es aus zwei Gründen nicht möglich. Erstens geht dabei viel zu viel wertvolle Zeit ins Land. Und zweitens ist das Image der Kampagne „Suche nach einem neuen Intendanten für Hagen“ jetzt schon total beschädigt. Potenzielle Kandidaten winken ab. Niemand will vor dieser Kulisse die künstlerische Leitung übernehmen.

Kann der amtierende Intendant Norbert Hilchenbach Einfluss auf das Verfahren nehmen?

Hilchenbach ist in der für ihn verhältnismäßig vorteilhaften Situation, dass er seinen Vertrag auslaufen lassen kann, ohne dass die strenge Sparvorgabe negative Auswirkungen auf die laufende Spielzeit, noch auf sich als Führungskraft hätte. 1,5 Millionen Euro müssen erst ab 2018 eingespart werden, da wird Hilchenbach längst weg sein. Insofern ist seine Intendanz mit der Schwierigkeit der nächsten nicht zu vergleichen.

Oberbürgermeister Erik O. Schulz hatte zuletzt die Erwartungshaltung formuliert, dass Hilchenbach diesen Prozess aktiv und konstruktiv begleiten möge.