Hagen. . Lange tagte der Aufsichtsrat des Theaters Hagen ohne einen neun Intendanten zu verkünden. Der Top-Kandidat hatte seine Bewerbung zurückgezogen.

Eigentlich wollte der Aufsichtsrat des Hagener Theaters gestern verkünden, wer der neue Intendant wird und ab 2017 die Nachfolge des scheidenden Norbert Hilchenbach antritt. Doch statt mit einer Entscheidung endete die Aufsichtsratssitzung tief in der Nacht. Und über ihr Ende kann nur spekuliert werden, weil Aufsichtsratsvorsitzender Sven Söhnchen, der dieser Zeitung ab Sitzungsbeginn gestern Nachmittag mehrfach zusicherte, sich mit einer offiziellen Erklärung melden zu wollen, den Kontakt am Abend ab etwa 21.30 Uhr abbrach.

Söhnchen und seine Aufsichtsratskollegen werden einen ungemütlichen Abend verlebt haben. Denn schon vor Sitzungsbeginn war das Gremium in schwerer Not. Nach Informationen unserer Zeitung soll der Top-Kandidat und bislang als Marketing-Leiter tätige Jürgen Pottebaum am Ende der vergangenen Woche seine Bewerbung zurückgezogen haben. Und zwar, weil Pottebaum – trotz eines Konzeptes, das etwa 1,1 der insgesamt per Ratsbeschluss geforderten 1,5-Millionen-Euro-Einsparsumme vorsah – erkannt haben soll, dass das Sparziel seit der Ratssitzung am vergangenen Donnerstag noch schwieriger zu erreichen ist. Denn der Rat beschloss zusätzlich, dass die Theater gGmbH den ersten Prozentpunkt künftiger Tariferhöhungen zu tragen hat, womit zwei bis drei Stellen wegfallen würden. Das Theater ist per Ratsbeschluss aufgefordert, 1,5 Millionen Euro zur Konsolidierung des Hagener Haushaltes beizutragen.

Ein Versuch Pottebaum umzustimmen

Der Aufsichtsrat geriet durch Pottebaums Absage in Not, weil die einzig verbliebene Kandidatin im Rennen, eine 48-jährige Regisseurin, die zuletzt in den Neuen Bundesländern gearbeitet hat, zwar fachlich geeignet wäre, aber in ihrem Konzept nur 400.000 der geforderten 1,5 Millionen-Einsparung darstellen konnte – was ihre Chancen auf die Intendanz gen null sinken ließ.

Bis in die Nacht, so die letzte Information von Söhnchen am späten Abend, habe man nun auf die „Rückmeldung eines Kandidaten“ gewartet. Was dafür spricht, dass man versucht hat, den abgesprungenen Jürgen Pottebaum umzustimmen. Das Ergebnis lag bis Redaktionsschluss kurz vor Mitternacht nicht vor.