Hagen. . In der vorletzten Folge unserer Politikserie geht es um Nachwuchspolitiker in Hagen: Natalie Dehm, Fleming Borchert und Philipp Alda.
- Politik-Serie beschäftigt sich mit Nachwuchspolitikern in Hagen
- Natalie Dehm, Fleming Borchert und Philipp Alda im Portrait
- Junge Union, Jusos und Junge Liberale in Hagen aktiv
Noch geben ganz andere den Ton in Hagens Kommunalpolitik an. Zum Teil schon seit Jahrzehnten. Aber vielleicht sind es in der nächsten Wahlperiode ab 2020 Natalie Dehm, Fleming Borchert und Philipp Alda, die im Rat diskutieren und die Entscheidungen treffen.
Natalie Dehm (Junge Union)
Ja, die Schlussfolgerung mit Blick auf den Nachnamen ist richtig: Natalie Dehm (25) ist die Tochter von Ex-Oberbürgermeister Jörg Dehm (CDU). Doch während er nach fünf Jahren Hagen wieder verlassen hat, ist seine Tochter geblieben. Zwar arbeitet sie derzeit als Kauffrau im Gesundheitswesen in einem Essener Klinikum, schläft auch unter der Woche in Mülheim. Aber ihr Freund wohnt in Hagen. „Ich bin jede freie Minute hier, Hagen ist mein Lebensmittelpunkt“, sagt Natalie Dehm. Und hier ist sie auch politisch sozialisiert. Inzwischen ist sie stellvertretende Kreisvorsitzende der Jungen Union, der Nachwuchsorganisationen der CDU, und auch in der Ortsunion Remberg und in der Frauen-Union engagiert.
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Politik kennt sie zwar schon von Kindesbeinen an, hat ihren Vater immer wieder begleitet. Selbst politisch aktiv geworden ist sie aber erst durch den OB-Wahlkampf ihres Vater im Jahr 2009 in Hagen. „Da habe ich die Aktiven in der Jungen Union kennengelernt. Das war eine gute Truppe, das hat mir Spaß gemacht.“ Aber natürlich gehe es auch um das Gestalten: „Die Leute sind oft ganz groß im Kritisieren, an die Lösungsansätze wird weniger gedacht. Ich möchte aber am Verbesserungsprozess mitarbeiten.“
Natalie Dehm hat auch erlebt, dass in der Politik oft mit harten Bandagen gekämpft wird. Ihr Vater war in Hagen in heftige Auseinandersetzung verwickelt. „Das schreckt schon ab“, sagt die 25-Jährige. „Aber das führt für mich nicht zum Aufgeben. Da sage ich mir: Jetzt erst recht.“
Die Politik zum Beruf zu machen, ist für Natalie Dehm hingegen undenkbar: „Jedenfalls nie komplett. Dazu mache ich meinen Beruf zu gerne.“ Mal im Stadtrat mitzuwirken, das kann sie sich dagegen schon vorstellen. Schon heute verfolgt sie regelmäßig Ratssitzungen. „Viele meiner nicht politisch engagierten Freunden können nicht verstehen, dass ich damit meine Zeit verbringe.“ Sie lässt sich ihren Spaß an der Politik aber nicht nehmen, obwohl sie sich wünscht: „Es sollte weniger persönliche Beleidigungen geben und mehr in der Sache diskutiert werden.“
Fleming Borchert (Jusos)
Es gab sie zwar, die politischen Diskussionen zuhause. Aber Fleming Borcherts (20) Eltern sind keine Parteimitglieder, haben ihn also nicht vorgeprägt. Aber als Jugendlicher hat er sich politisch engagieren wollen, hat tatsächlich die verschiedenen Parteien auf ihre Programme abgeklopft und ist dann mit 15 Jahren bei den Jusos hängen geblieben. Warum? „Weil Gerechtigkeit und Gleichheit für mich die wichtigsten Themen sind. Und die sehe ich hier am besten verwirklicht.“ Inzwischen ist er Vorsitzender des Juso-Unterbezirksausschusses, und damit einer der führenden Leute in der Jugendorganisation. Und er ist auch der SPD beigetreten.
Enttäuscht worden ist er von der Partei nach eigenene Aussage noch nicht: „Ich habe das Gefühl, dass wir als Jusos ernst genommen werden“, sagt der 20-Jährige. Die Jusos hätten es geschafft, gleich mehrere junge Ratskandidaten tatsächlich in das Kommunalparlament zu bringen. „Und wenn wir als Jusos Anträge stellen, dann setzen sich die Partei und die Fraktion sehr ernsthaft damit auseinander.“
Er weiß aber auch, was politische Kärnerarbeit bedeutet, hat im Wahlkampf Stunde um Stunde an den Infoständen in der Fußgängerzone gestanden. „Politik ist für mich ein leidenschaftliches Hobby“, sagt Fleming Borchert. Aber er legt auch Wert darauf, in seiner Freitzeit sehr unpolitisches zu tun: Man sieht ihn bei den Phoenix-Basketballern, wo er sich im Fanclub engagiert, er geht ins Fitnessstudio, ist mit Freunden unterwegs. Und er versichert: „Es bleibt auch beim politischen Engagement genug Zeit dazu.“
Und da gibt es noch den Beruf: Der Fichte-Abiturient Fleming Borchert macht beim Ennepe-Ruhr-Kreis eine Ausbildung zum Kreis-Inspektor. Und studiert parallel dazu an der Verwaltungsfachhochschule in Haspe. Kann die Politik auch zum Beruf werden? „So etwas kann man nicht planen.“
Philipp Alda (Julis)
Es war durchaus ein Prozess, gibt Philipp Alda (24) zu: „Am Anfang habe ich gar nicht offen dazu gestanden, dass ich mich bei den Julis und in der FDP engagiere“, sagt der 24-Jährige. Heute ist das anders, heute spricht er gerne darüber, dass er politisch aktiv ist. Und die Positiv-Erfahrungen überwiegen: Es gebe schon mal einen Spruch, gerade wenn man sich bei der FDP engagiere, nachdem diese in den vergangenen Jahren aus vielen Parlamenten geflogen war: „Aber dann merkt man doch schnell, dass sehr ernsthafte Nachfragen kommen, dass das die Leute doch interessiert.“
Wie Natalie Dehm, so weiß auch Philipp Alda von Kindesbeinen an, was es bedeutet, wenn Politik das Familienleben prägt. Sein Vater Ulrich Alda ist langjähriger FDP-Kreisvorsitzender und derzeit Landtagsabgeordneter. Fünf bis zehn Wochenenden gehen auch bei Sohn Philipp im Jahr für Politik drauf – und auch unter der Woche etliche Tage. Er ist Delegierter bei Landes- und Bundeskongressen der Julis, ist Vorsitzender des FDP-Ortsverbands Haspe und seit 2015 Vorsitzender der Jungen Liberalen in Hagen.
Und trotzdem sagt Alda, der im Posaunenchor spielt und ins Fitnessstudio geht: „Politik ist auf jeden Fall nur ein Hobby, und nicht meine berufliche Zukunft.“ Die sieht Alda vielmehr in der Verkehrsplanung: Mobilität und Verkehr studiert er derzeit in Braunschweig, baut dort gerade seinen Master.
Dass er nach der Ziet des Pendelns zwischen Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen wieder nach ganz nach Hagen kommt, ist der Plan. Und dass er, der derzeit als Sachkundiger Bürger stellvertretendes Mitglied in den Ausschüssen für Stadtentwicklung und Informationstechnologie ist, sich dann noch mehr kommunalpolitisch engagieren wird, will er nicht ausschließen. Und zwar bewusst ganz weit unten: „Mitglied der Bezirksvertretung zu werden, das kann ich mir vorstellen. Also da, wo man relativ schnell den Mitbürgern im Alltag helfen kann.“