Hagen. . Für Lars Vogeler ist die Politik zum Beruf geworden: Er ist Büroleiter eines Bundestagsabgeordneten. Aber er sitzt für die CDU auch ehrenamtlich im Rat Hagen.

  • Lars Vogeler vedient mit Politik seine Brötchen.
  • In Berlin ist er Büroleiter eines Bundestagsabgeordneten.
  • In Hagen macht er ehrenamtlich Politik.

Doch, es gibt sie: die Tage, an denen Politik nicht den Ablauf bestimmt. „Wenn ich Urlaub habe“, sagt Lars Vogeler. Und auch an dem ein oder anderen Wochenende. Unterm Strich sind es so 30 bis 40 Tage im Jahr. Ansonsten spielt die Politik eine riesengroße Rolle im Leben des 32-Jährigen. Denn er hat sie zum Beruf gemacht – und betreibt sie dennoch auch als Hobby. Nebenbei oder auch zusammen, so ganz lässt sich das nicht trennen.

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Lars Vogeler ist CDU-Ratsmitglied in Hagen, er ist Vorsitzender der Jungen Union in der Volmestadt und Vorsitzender der Ortsunion Emst – alles im Ehrenamt. Er ist aber auch Büroleiter des Dortmunder CDU-Bundestagsabgeordneten Steffen Kanitz und pendelt beruflich zwischen Berlin und dem Ruhrgebiet.

Einem großen Plan ist dieser Werdegang nicht gefolgt. „Ich hatte als Jugendlicher nicht vor, in die Politik zu gehen“, sagt der 32-Jährige. „Ich bin auch von Zuhause nicht parteipolitisch geprägt worden.“ Das geschah vielmehr aus eigenem Antrieb. Die Abwahl Helmut Kohls 1998 habe er als höchst ungerecht empfunden, sagt Vogeler. „Außerdem wollte ich Opposition beziehen zu meinen Alt-68er-Lehrern.“ Für ihn war das die Mischung, sich im Jahr 2001 der Jungen Union anzuschließen und 2009 auch CDU-Mitglied zu werden.

Mißfelders Vertrauensperson

„Das war dann aber kein gerader Weg“, erinnert er sich. „Es gab auch die Phase, in der ich mich wenig engagiert habe.“ Ab dem Jahr 2009 ändert sich das aber: Er übernimmt zunächst den Vorsitz der Jungen Union in Hagen, wird schnell auch stellvertretender Vorsitzender des Bezirks Ruhrgebiet und 2012 Mitglied im JU-Landesvorstand. Vor allem aber ist es die Begegnung mit dem im vergangenen Jahr jung verstorbenen Philipp Mißfelder, die Lars Vogelers Leben eine andere Richtung gegeben hat. Im Zuge eines Mentoren-Programms finden er und der langjährige einflussreiche JU-Bundesvorsitzende zusammen.

Vogeler wird schnell zu einer Vertrauensperson für Mißfelder, im Jahr 2013 leitet er sogar seinen Bundestagswahlkampf. „Das war natürlich spannend, ich habe Wahlkampfauftritte mit Merkel, Kauder oder de Maizière organisiert. Und es hat auch sehr viel Spaß gemacht.“

Vor allem aber ist es auch die Eintrittskarte zur Politik als Beruf. Nach der Bundestagswahl ist Vogeler zunächst für ein halbes Jahr als Krankheitsvertretung im Abgeordnetenbüro von Philipp Mißfelder tätig. Sein Wechsel zum Abgeordneten Steffen Kanitz ist schon geplant, als Mißfelder plötzlich stirbt.

Studium muss warten

Für den ebenfalls 32 Jahre alten Kanitz ist Lars Vogeler quasi der persönliche Referent. Also der Mann, der am nächsten dran ist an dem trotz seiner jungen Jahre einflussreichen CDU-Politiker. Ein ziemlich steiler Weg für einen Mann, der bislang noch kein abgeschlossenes Studium vorweisen kann. Dass er nach dem Abitur zunächst ein technisches Studium begonnen hat, zeigt, dass Politik als Beruf damals noch nicht sein Ziel war. Und dass er am anschließenden Politikwissenschaftsstudium zwar parallel weitergearbeitet, es aber noch nicht beendet hat, ist aus seiner Sicht auch folgerichtig: „Mir hat dann einfach irgendwann die Zeit gefehlt, nur so kann ich aber jetzt das machen, was mir Spaß macht. Aber der Abschluss bleibt natürlich das Ziel. Ich brauche auch nicht mehr viel.“

Die 39-Stunden-Woche aus seinem Arbeitsvertrag steht zwar auf dem Papier, ist aber nicht Realität. Informationen beschaffen, Netzwerke pflegen, Abläufe organisieren – das frisst Zeit. Und dann auch noch das Pendeln nach Berlin. Bleibt da überhaupt noch Zeit für die Kommunalpolitik? Lars Vogeler antwortet schnell: „Ich habe noch keine Ratssitzung verpasst.“ Trotz der berufsbedingten Abwesenheit sieht er sich auch voll im Hagener Leben stehend: „Ich weiß schon, was in der Stadt und auch in meinem Wahlkreis auf Emst los ist.“

Und er sieht sich als überzeugten Fachpolitiker im Hagener Stadtrat. Er ist Sprecher der CDU im Umweltausschuss, sitzt auch noch im Ausschuss für den Habit, dem städtischen Eigenbetrieb für Informationstechnologie. „Energieeinsparung durch den flächendeckenden Einsatz von LED-Leuchten oder das Vorantreiben der Digitalisierung in der Stadtverwaltung – das sind für mich Zukunftsthemen. Da stecke ich Leidenschaft rein.“

Wieder in Kreispartei engagieren

Dass das alles Zeit kostet, weiß Vogeler. Und dass es oftmals nicht leicht ist, dies mit dem Privatleben zu verbinden, hat er auch schon erfahren müssen. Seine heutige Freundin war selbst im politischen Betrieb tätig, kennt also die Zwänge. Lars Vogeler hat auch viele private Freundschaften in der Politik geschlossen, ist aber ebenso froh, dass einige seiner engsten Freunde nichts mit Politik zu tun haben.

Wie soll der Weg weitergehen? Spätestens mit 35 Jahren will er nicht mehr JU-Vorsitzender in Hagen sein, sich aber wieder mehr in der Kreispartei engagieren und auch über 2020 hinaus Ratsmitglied bleiben. Ob es auch bei seinem Bundestag-Job bleibt, wird die Wahl im nächsten Jahr zeigen: „Wenn es nicht mehr klappt, dann falle ich auch nicht in ein Loch. Aber schade wäre es schon.“