Hagen. . Ratsherr Mark Krippner ist nicht mehr Chef der SPD-Fraktion. Er wurde am Montagabend mit 15:5 Stimmen im Rahmen eines Misstrauensvotums aus dem Amt gewählt.
Die seit drei Wochen anhaltende Hängepartie rund um die politische Zukunft von SPD-Fraktionschef Mark Krippner hat ein jähes Ende gefunden: Mit deutlicher Dreiviertel-Mehrheit sprach die Fraktion ihrem bisherigen Frontmann, der 2009 die Nachfolge von Jochen Weber angetreten hatte, das Misstrauen aus. Lediglich fünf der 20 SPD-Mandatsträger im Hagener Rat stellten sich noch hinter den Hohenlimburger, 15 votierten gegen ihn – es gab keine Enthaltung. Im gleichen Schritt trat auch der Fraktionsvorstand zurück, so dass die Genossen-Riege aktuell ohne gewählte Führungscrew ist. Nach einer mehr als einstündigen Aussprache hatten die meisten Genossen gehofft, Krippner würde am Ende doch freiwillig den Weg für einen Neuanfang freimachen. Er ließ es am Ende aber auf eine Kampfabstimmung ankommen.
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In der Ratssitzung an diesem Donnerstag, 7. April (15 Uhr, Ratssaal), soll mit Werner König (68) der aktuell älteste Vertreter aus SPD-Reihen interimsmäßig als Fraktionssprecher agieren und damit auch für die Sozialdemokraten die Haushaltsrede halten. Parallel dazu ist geplant, für den 25. April die Wahl einer neuen Fraktionsspitze sowie eines neuen, künftig sicherlich nicht mehr neunköpfigen Fraktionsvorstandes vorzubereiten. Namen für die potenzielle Krippner-Nachfolge werden hinter den Kulissen reichlich genannt. Als heißester Anwärter gilt nach Informationen dieser Redaktion der Wehringhauser Ratsherr Claus Rudel.
Parteichef drückt aufs Tempo
Von SPD-Parteichef Timo Schisanowski kam noch am Montagabend der dringende Appell an die Fraktion, möglichst zügig die politische Handlungsfähigkeit wieder herzustellen: „Die Ratsfraktion tut gut daran, die Neuaufstellung des Fraktionsvorstandes in einem geordneten Verfahren durchzuführen und möglichst zeitnah abzuschließen.“ Auch Schisanowski gehörte zum Kreis derer, die in den vergangenen Wochen im Rahmen intensiver Hintergrundgespräche mit Krippner vergeblich versucht hatten, den 41-Jährigen zu einem zügigen, freiwilligen Rückzug zu bewegen.
Kritik an taktischer Ausrichtung
Die schon seit Monaten hinter den Kulissen brodelnde Unzufriedenheit über den Führungsstil des Hohenlimburgers sowie die taktische Ausrichtung der Fraktion im Rat formierte sich Anfang März zu einer konkreten Oppositionsbewegung. Letzter Auslöser war eine Berichterstattung dieser Zeitung über Unregelmäßigkeiten bei den Verdienstausfallsabrechnung des 41-Jährigen mit seinem Arbeitgeber Enervie. Das dazugehörige staatsanwaltschaftliche Ermittlungsverfahren wegen Betrugs und Untreue dauert aktuell noch an.
In einer Fraktionssitzung Mitte März kam es letztlich zu einer internen Abrechnung mit dem Vorsitzenden. Eine lebhafte Debatte hinter verschlossenen Türen, in der Krippner seiner vorzeitigen Amtsenthebung nur deshalb entkam, weil der formale Antrag für diesen ultimativen Schritt nicht fristgerecht auf der Tagesordnung gelandet war. Ein Versäumnis, das immerhin 14 von 20 Fraktionsmitgliedern nur wenige Tage später mit ihren Unterschriften zu einem Abwahlantrag nachholten.
Das Signal eines von zwei Dritteln der Fraktion getragenen Misstrauensvotum, das den Frontmann jedoch noch immer nicht dazu bewegte, seinen Platz freiwillig zu räumen. Übrigens ebenso wenig wie der öffentliche Appell von Parteichef Schisanowski an seinen langjährigen politischen Weggefährten, den Fraktionsvorsitz bereits ein Jahr vor der turnusmäßigen Neuwahl des Fraktionsvorstandes niederzulegen und somit den Weg für einen Neuanfang frei zu machen. Ein Schritt, der nun am gestrigen Abend nachgeholt wurde.