Ratlosigkeit und Erleichterung waren die dominierenden Gefühle gestern Abend beim Gros der SPD-Ratsfraktion. Ratlosigkeit deshalb, weil es bis zuletzt ein Mysterium blieb, warum Mark Krippner nicht schon vor Wochen die Signale erkennen mochte, dass ihm an der Spitze der Sozialdemokraten die Rückendeckung fehlt. Die schwelende Affäre rund um seine Verdienstausfall-Abrechnungen lieferte dabei lediglich den berühmten Tropfen, der das Fass zum Überlaufen brachte und die fraktionsinternen Oppositionsreihen endgültig schloss. Gravierender wog, dass Krippner bei seinem Wirken jegliche Antennen für den tatsächlichen politischen Willen seiner Genossen verloren hatte und sein Ohr mit erschreckender Eindimensionalität den falschen Beratern widmete.

Erleichterung machte sich breit, weil das unwürdige Schauspiel, das die SPD-Ratsfraktion in den vergangenen Wochen bot, jetzt ein Ende haben könnte. Dabei dürfen die Revolutionäre sich keineswegs bloß darauf verlassen, dass es eigentlich nur noch besser werden kann. Anspruch der SPD muss es wieder werden, inhaltlich Konstruktives anzubieten und damit dem Wählerauftrag für die mit den meisten Prozentpunkten ausgestattete Ratsfraktion gerecht zu werden. Immerhin haben die Genossen – neben der zuletzt par excellence präsentierten Klaviatur der Zwietracht – durchaus auch inhaltliche Stärken gepaart mit Erfahrung anzubieten.

Einer runderneuerten SPD-Fraktionsspitze bleibt künftig lediglich die Chance, durch fachlichen Esprit, clevere Vorschläge und politisches Miteinander über Parteibuchgrenzen hinweg den Schmollwinkel zu verlassen und ihr Profil zurückzugewinnen. Auch wenn die Allianz zuletzt durch Geschlossenheit imposant Stärke bewies, bleibt die SPD in der Pflicht, Verantwortung für diese Stadt zu übernehmen.