Hagen. SPD-Fraktionschef Mark Krippner hält an seinem Amt fest. Rücktrittsappelle seiner Partei lehnt er ab. Parallel eröffnet die Staatsanwaltschaft ein Ermittlungsverfahren.
- SPD-Fraktionschef Mark Krippner hält an seinem Amt fest
- Rücktrittsappelle seiner Partei lehnt er ab
- Parallel eröffnet die Staatsanwaltschaft ein Ermittlungsverfahren.
Die seit der eskalierten Fraktionssitzung vom vergangenen Montagabend anhaltende Hängepartie rund um die politische Zukunft von SPD-Fraktionschef Mark Krippner setzte sich gestern fort. Obwohl die Staatsanwaltschaft auf Anfrage bestätigte, dass die Betrugs- und Untreue-Ermittlungen gegen den 41-Jährigen fortgesetzt würden, klammert sich der Hohenlimburger weiterhin an sein Amt an der Spitze der SPD-Ratsfraktion. Sämtliche Versuche am Dienstag und Mittwoch, Krippner in intensiven Beratungsgesprächen zum freiwilligen Rücktritt zu bewegen, verpufften effektfrei.
Heute wird die Fraktion einen offiziellen Abwahlantrag auf den Weg bringen. Diesen sollen, so prophezeien Insider, mindestens 14 Mitglieder der 20-köpfigen SPD-Fraktion mit ihren Unterschriften unterstützen. Das eigentliche Misstrauensvotum soll dann in der ersten Fraktionssitzung nach der Sommerpause am 4. April über die Bühne gehen.
Parteichef Timo Schisanowski fand gestern klare Worte an seinen Weggefährten: „Im Gespräch mit Mark Krippner habe ich deutlich gemacht, dass er den Fraktionsvorsitz niederlegen soll. Es geht jetzt darum, die Hagener SPD-Fraktion neu aufzustellen.“
Akte Krippner erneut geöffnet
Der Angesprochene selbst erklärte wiederum: „In der Montagssitzung der Fraktion hat es erstmalig sowohl Kritik an der Fraktionsarbeit als auch an meiner Person gegeben. Diese Kritik habe ich auf- und angenommen. In der anschließenden Diskussion ist gemeinsam vereinbart worden, Lösungsvorschläge zu erarbeiten und in die Fraktion zu tragen.“ An diesem Kurs halte er fest. „Ich werde bis zur nächsten Fraktionssitzung am 4. April“, so Krippner weiter, „mit den Fraktionsmitgliedern Gespräche führen. Das Ziel sind eine sachliche Aufarbeitung – auch um die Vorgänge um meine Person – und eine wie bisher geeint und konzentriert arbeitende Fraktion.“
Die Hagener Staatsanwaltschaft hat derweil die Akte Krippner, die im Dezember nach einer anonymen Anzeige vorläufig geschlossen worden war, erneut geöffnet. In dem offiziellen Ermittlungsverfahren geht es um den Verdacht der Untreue und des Betrugs im Zusammenhang mit den Verdienstausfallabrechnungen des Spitzengenossen. Bereits vor zehn Tagen hatte diese Zeitung exklusiv über Unregelmäßigkeiten bei den Freistellungen des Hohenlimburgers bei seinem Arbeitgeber Enervie AG berichtet. Diese waren offenkundig nicht immer unmittelbar an Verpflichtungen seines Mandates geknüpft. Die Stadtkanzlei im Rathaus hatte etwa ein Drittel der Krippner-Abrechnungen aus dem Zeitraum Mai bis November 2015 beanstandet. Vor dem Hintergrund der Vernehmungen wird die Staatsanwaltschaft entscheiden, ob die Ermittlungen auch auf die Enervie AG ausgeweitet werden.