Hagen. . Der kriselnde Regionalversorger Enervie aus Hagen hat ein Strategiepapier mit Blick auf das Jahr 2025 vorgestellt. Ziel ist dann ein Gewinn von 40 Millionen Euro.
- Enervie will 500000 Kunden an sich binden.
- Dividende soll wieder auf 17 Millionen Euro wachsen.
- Verbliebene Vorstände entlastet.
Trotz des weiterhin eng geschnürten Restrukturierungskorsetts wagt die Enervie AG inzwischen auch wieder einen Blick auf die mittel- und längerfristige Zukunft.
Während in der jüngsten Sondersitzung des Aufsichtsrates dargelegt wurde, dass dem verbliebenen Führungsduo im juristischen Sinne keinerlei Pflichtverletzungen im Rahmen der existenzbedrohenden Unternehmenskrise nachzuweisen seien, haben Vorstandssprecher Erik Höhne und sein Kollege Wolfgang Struwe ein internes Perspektivpapier mit dem Titel „Enervie der Zukunft – Strategie mit Blick auf 2025“ entwickelt, das dieser Redaktion vorliegt. Als wesentliche Ziel-Eckpunkte für die nächsten zehn Jahre wird dabei genannt, durch Produkte und Dienstleistungen mehr als 500.000 Kunden an sich zu binden, einen Jahresgewinn vor Steuern von 40 Millionen Euro zu erwirtschaften sowie den Anteilseignern mit Abschluss des Restrukturierungsprozesses wieder eine Dividende von mindestens 17 Millionen Euro pro Jahr auszuschütten. „Wir wollen für den Erfolg unserer Kunden als kommunaler Energie- und Wasserlieferant, Infrastrukturbetreiber, Dienstleister und Netzwerk das Rückgrat des wirtschaftlichen Erfolges der Region Südwestfalen sein“, formulieren Höhne und Struwe ihren Zukunftsanspruch.
Energie bleibt zentrales Standbein
Bislang galt es als strategischer Kern des heimischen Energieversorgers, vorzugsweise Energie- und Wasserlieferant sowie Infrastrukturbetreiber zu sein. Das wird auch in Zukunft ein zentrales Standbein bleiben, das jedoch komplett an den Herausforderungen und Rahmenbedingungen der fortschreitenden Digitalisierung ausgerichtet werden muss. Doch dieses bis zum Vorzeichenwechsel der Energiewende ausgesprochen komfortable Enervie-Geschäftsmodell, das durch die Energiewende und damit einher gehende Wegbrechen einer ertragbringenden konventionellen Erzeugung pulverisiert wurde, reicht definitiv nicht mehr aus, um sich im Wettbewerb solide zu behaupten. Daher, so das Zukunftskonzept, sollen neben neuen Sparten (Abwasser, Recycling, Entsorgungsnetze) die Facetten Dienstleister und regionales Netzwerk zunehmend in der Vordergrund rücken.
Restrukturierung dauert bis 2019 an
Die Verbesserung der Eigenkapitalquote betrachtet Enervie als eine „zwingende Voraussetzung für dauerhaft stabile und vor allem gesunde Bilanzrelationen“, heißt es in dem Strategiepapier.
Um das zuletzt verloren gegangene Vertrauen und die fragwürdige Bonität wieder herzustellen, soll schrittweise wieder eine Eigenkapitalquote von mehr als 25 Prozent aufgebaut werden. Diese drohte zuletzt in den einstelligen Bereich abzurutschen, was letztlich die kreditgebenden Banken zum sofortigen Handeln bewegte.
Nach Abschluss des konsequenten, bis 2019 durchgetakteten Restrukturierungsprozesses, in dessen Verlauf nahezu 500 Mitarbeiter ihren Arbeitsplatz verlieren werden, muss weiterhin ein Teil der künftigen Erträge im Unternehmen bleiben und dem Eigenkapital zufließen.
„Der Konzern will sich in den kommenden zehn Jahren zu einem Dienstleistungsunternehmern transformieren und sich vom Verkauf von Einzelkomponenten hin zu einem ganzheitlichen Lösungsanbieter entwickeln“, heißt es in dem Strategiepapier. Konkret bedeutet dies, dass sich Enervie in Zukunft als Energiemanager seiner Kunden etablieren möchte, der sowohl bei der Planung von Gebäuden und deren Energieversorgung als auch in der Bau- und Umsetzungsphase sowie im Betrieb unterstützend tätig ist. Ein Vollservice-Portfolio, das das Handwerk mit einigem Argwohn verfolgen dürfte.
Breiteres Spektrum
Über technische Dienstleistungen hinaus strebt Enervie an, gezielt und strukturiert Unternehmen und Kommunen von bestimmten Nicht-Kern-Aktivitäten zu befreien und somit zum Effizienztreiber in der Region zu werden. „Denkbar ist eine Erweiterung unserer Geschäfts im Abfallmanagement, Immissionsschutz, Gewässerschutz, Umweltmanagement, Arbeits- und Gesundheitsschutz oder Fuhrparkmanagement“, skizzieren Höhne und Struwe das breite denkbare Spektrum.