Hagen. . Grüner Strom soll seit Januar durchs Hagener Netz fließen. Zumindest beim Einkauf setzt Enervie voll auf Öko. Aus den Steckdosen kommt aber reichlich Konventionelles.

  • Grüner Strom soll seit Januar durchs Hagener Netz fließen
  • Zumindest beim Einkauf setzt Enervie voll auf Öko
  • Aus den Steckdosen kommt aber reichlich Konventionelles

„Grüner Strom“ für alle Kunden der Mark-E? Diese Nachricht vom Platz der Impulse auf Haßley lässt aufhorchen. Denn der Energieversorger selbst verfügt aktuell noch über klassische Gas- und Dampfturbinen-Kraftwerke in Herdecke und Kabel und betreibt zudem noch ein Steinkohle-Kraftwerk (300 Megawatt Leistung) in Werdohl.

Zwar hat die Enervie AG entschieden, angesichts der Energiewende und des damit einhergehenden Restrukturierungsprogramms bis 2019 schrittweise aus der konventionellen Stromerzeugung auszusteigen, doch aktuell sind diese Anlagen noch in Betrieb – obwohl sie sich wirtschaftlich längst nicht mehr tragen.

Klimaziele unterstützt

Unternehmenssprecher Andreas Köster unterstreicht, dass es dennoch legitim sei, die Ökologie-Karte offensiv auszuspielen, da Enervie mit diesem Schritt uneingeschränkt die deutschen Klimaziele unterstütze: „Durch unseren Einkauf ist gewährleistet, dass die gesamte Strommenge, die Mark-E an seine Kunden liefert, uneingeschränkt in Anlagen produziert wird, die erneuerbare Energien zur Stromproduktion nutzen.“ Das ändere selbstverständlich nichts an der Tatsache, dass in sämtlichen Hagener Haushalten ein Mix aus Gas-, Kohle- und Atomstrom sowie regenerativen Energiequellen wie Wind, Wasserkraft und Photovoltaik an den Steckdosen ankomme, bei dem der Öko-Anteil etwa ein Drittel ausmacht.

Im Durchschnitt ökologischer

Mit der Umstellung auf „Grünen Strom“ bleibt es für den Verbraucher daheim natürlich bei den gleichen Leitungen, Steckdosen und Energiequellen.

Was sich tatsächlich positiv verändert, lässt sich am besten anhand eines großen Sees darstellen.

Dieser hat mehrere Abflüsse, die den deutschen Verbrauchern entsprechen. Die Zuflüsse speisen wiederum die Kraftwerke unterschiedlichster Art.

Das Wasser im See ist somit eine graue Brühe aus grünem Ökostrom und konventioneller Erzeugung aus Kohle- und Atomstrom.

Mit dem Wechsel hin zu „Grünem Strom“ stärkt Enervie diese Erzeugungsform, erhöht dessen Anteil im See und macht den Mix somit im Durchschnitt ökologischer.

Dennoch kommt aus den Steckdosen auch in Zukunft keineswegs ausschließlich Strom aus regenerativer Erzeugung.

Im Norden Deutschlands, so erörtert Köster, sei angesichts der hohen Windrat-Dichte der Anteil an „Grünem Strom“ deutlich höher. Genauso werde auch die erzeugte Energie aus dem Steinkohle-Kraftwerk in Werdohl nicht erst quer durch die Republik geleitet, sondern möglichst nah am Produktionsort verbraucht. „Andernfalls sind die Leitungsverluste einfach zu hoch“, verweist der Enervie-Sprecher auf Effizienz-Probleme und physikalische Zwänge.

Mehrkosten marginal höher

Mit dem Bekenntnis zum „Grünen Strom“ ist nicht bloß gewährleistet, dass Energie aus erneuerbaren Quellen eingekauft wird. Dazu gehöre auch, so Köster weiter, dass beispielsweise schon bei der Herstellung einer Windkraftanlage CO2-neutral gearbeitet werde. Das sei durch entsprechende Zertifikate garantiert. „Dadurch wird gleichzeitig die Förderung von weiteren CO2-senkenden Projekten vorangetrieben.“

Insgesamt sind die Mehrkosten für Ökostrom nur marginal höher als für klassischen Mixstrom aus konventionellen Quellen. „Diese Differenz ist so gering, dass wir sie in unserer Kalkulation auffangen können und nicht an die Kunden weitergeben müssen“, betont Köster, dass Enervie dieses Bekenntnis zum „Grünen Strom“ auch als Imagefaktor betrachte. Bislang liegt der Anteil der selbst produzierten erneuerbaren Energie im Netzgebiet der Enervie AG lediglich bei sechs Prozent.