Hagen. . Die Drogenklinik im Deerth soll 2017 erweitert werden. Die AWO will das Konzept bald den Bürgern präsentieren. Einige Bau- und Umweltfragen sind aktuell noch offen.

  • Die Drogenklinik im Deerth soll 2017 erweitert werden
  • Die AWO will das Konzept bald den Bürgern präsentieren
  • Einige Bau- und Umweltfragen sind aktuell noch offen

Die planungsrechtlichen Vorbereitungen für die Erweiterung der Fachklinik im Deerth geraten ins Stocken: Die ursprünglich für die nachösterlichen Wochen angedachten Bürgerbeteiligungsrunden müssen hinausgeschoben werden, weil noch immer die notwendige Änderung des Regionalplanes durch den zuständigen Regionalverband Ruhr (RVR) aussteht. Außerdem fordert der Vorsitzende des Landschaftsbeirates Wilhelm Bögemann ein, angesichts der Sichtungen des besonders schutzwürdigen Haselhuhns, die zum Problem für das Baumwipfelpfad-Projekt werden könnten, dieses Thema im Rahmen der Artenschutzuntersuchung auch für die nur wenige hundert Meter weiter angedachte Maßregelvollzugseinrichtung inmitten des Hagener Stadtwaldes sauber abzuprüfen.

Direkte Nähe zur Deerth-Immobilie

Dem RVR liegt inzwischen aus dem NRW-Gesundheitsministerium ein schriftlicher Bescheid darüber vor, dass die geplante geschlossene Abteilung der Drogenklinik, mit der sich die Zahl der Patienten von bislang 40 auf dann 80 Straffällige erhöht, aus konzeptionellen Gründen in direkter Nähe zur bestehenden Deerth-Immobilie entstehen müsse. Jetzt sollte im nächsten Schritt der Regionalverband die Waldflächen mit sogenannter Freiraumfunktion umwidmen, weil für Forensik-Einrichtungen gesonderte Regelungen gelten. Dieses grüne Licht aus Essen für die 15-Millionen-Euro-Investition steht bislang noch aus.

Ebenso unklar bleibt bislang, in welcher Bauausführung der ausbruchsichere Sicherheitszaun das insgesamt 16.000 Quadratmeter umfrieden soll. Der Standard in Nordrhein-Westfalen sieht vor, dass es sich um eine 5,50 Meter hohe Zaunanlage handeln müsse, um die herum in einem Abstand von 20 bis 25 Meter Entfernung keine Bäume stehen dürfen, damit bei Sturmbruch die Gehölze nicht etwa Fluchtwege eröffnen. Doch die unschönen Plexiglas-Konstruktionen, die üblicherweise um forensische Therapiezentren in NRW errichtet werden, gehören keineswegs zu den optischen Favoriten von AWO-Geschäftsführerin Birgit Buchholz: „Natürlich genießt die Sicherheit absolute Priorität, doch der Zaun sollte so umweltverträglich wie möglich sein und auch ins Landschaftsbild passen.“

Straftäter mit positiver Empfehlung

Bei der im Deerth etablierten AWO-Drogenklinik handelt es sich um eine Entziehungseinrichtung, in der drogensüchtige Straftäter untergebracht werden, um sie auf die Eingliederung in die Gesellschaft vorzubereiten.

In die jetzt angedachte geschlossene Abteilung werden nur Straftäter eingewiesen, die bereits die Empfehlung mitbringen, dass sie therapiefähig und auch therapiewillig sind, deren Sozialprognose aber noch diffus erscheint.

Alternatividee aus Niedersachsen

Angesichts dieses Anspruchs sind Buchholz und ihr Team auf eine Lösung gestoßen, die in Niedersachsen an einem neu errichteten Maßregelvollzugszentrum in Göttingen umgesetzt wurde. Bei der sogenannten „Moringer Hecke“ handelt es sich um eine Stahlgitter-Anlage, die von äußerst dornigen Berberitzenbüschen umsäumt und mit Nato-Draht durchsetzt ist. Eine etwas naturnahere, aber – so die Praxiserfahrung der Niedersachsen – nicht minder undurchdringliche Variante, so ergab eine Visite des Hagener AWO-Teams vor Ort. „Das NRW-Ministerium hat unsere Alternativ-Idee nicht sofort abgelehnt und nimmt aktuell Kontakt nach Niedersachsen auf“, will Buchholz das Ergebnis dieser Gespräche zunächst noch abwarten, bevor die Öffentlichkeit beteiligt wird: „Ich möchte den Bürgern schon klar sagen können, was dort errichtet wird.“

Derweil erinnert Bögemann mit Blick auf die Haselhuhn-Problematik beim Baumwipfelpfad daran, dass durch das Projekt ebenfalls ein massiver Eingriff in die biologische Vielfalt des Waldes drohe. „Wenn um das Haselhuhn ein Schutzradius von 1000 Metern beansprucht wird, macht dieser auch vor der AWO-Klinik nicht Halt“, mahnt der Vorsitzende des Landschaftsbeirates an, dass auch hier die Brutgebiete mituntersucht werden. Er fordert, die Diskussion ehrlich zu führen, ob es in der Nähe tatsächlich ein Haselhuhn-Vorkommen gibt. Dann wäre das Thema in seinen Augen sowohl für den Baumwipfelpfad als auch für eine Erweiterung der Drogenklinik bedeutsam.