Wehringhausen/Haspe. . Ein Ausbau der Drogen-Klinik im Deerth ist machbar. Umwelt- und Verkehrsgutachten werfen keine Hürden auf. Nach Ostern haben die Bürger das Wort.
- Ein Ausbau der Drogen-Klinik im Deerth ist machbar
- Umwelt- und Verkehrsgutachten werfen keine Hürden auf
- Nach Ostern haben die Bürger das Wort
- Ein Ausbau der Drogen-Klinik im Deerth ist machbar
- Umwelt- und Verkehrsgutachten werfen keine Hürden auf
- Nach Ostern haben die Bürger das Wort
Die Aufgeregtheiten rund um die AWO-Drogenklinik im Hagener Stadtwald sind verklungen, längst herrscht wieder Ruhe im Deerth. Doch hinter den Kulissen ist die geplante Erweiterung des Therapiezentrums um einen geschlossenen Maßregelvollzugsbereich in den vergangenen Monaten kontinuierlich vorangetrieben worden: „Wir haben unsere Hausaufgaben gemacht“, hofft Birgit Buchholz, 2017 mit dem 15 Millionen-Euro-Invest am Rande des Drei-Türme-Premiumwanderweges beginnen zu können. „Nach der Osterpause werden wir im Rahmen einer ausführlichen Bürgeranhörung die Öffentlichkeit beteiligen“, sichert die Geschäftsführerin des AWO-Unterbezirks Hagen/Märkischer Kreis volle Transparenz zu.
Nachdem der Rat im Frühjahr des vergangenen Jahres zunächst einmal die Einleitung des Bebauungsplanverfahrens beschlossen hatte, hat die Arbeiterwohlfahrt als Träger der Klinik systematisch die Rahmenbedingungen abprüfen lassen. So haben die gutachterlichen Untersuchungen ergeben, dass beispielsweise in puncto Artenschutz der Errichtung der vier Komplexe (Patientengebäude, Pforte mit Sicherheitsschleuse und Verwaltung, Ergotherapie- und Schulungskomplex sowie Sporthalle) im Herzen des Hagener Stadtwaldes nichts im Wege steht. Rund um den Elsa-Brändström-Weg wurden weder Tiere noch Pflanzen entdeckt, die des exklusiven Schutzes bedürfen. Unkritisch auch die Untersuchungen zur Versickerungsfähigkeit und Qualität des Bodens sowie zur Entwässerung durch den bereits vorhanden Kanal in der Deerthstraße.
Verkehrsanbindung ausreichend
Die Hagen-Agentur attestierte inzwischen, dass die Zertifizierung des Drei-Türme-Weges als Premiumroute durch den von einer unüberwindbaren Zaunanlage umsäumten Klinik-Komplex nicht in Frage gestellt würde. Selbst die Verkehrsanbindung über die Deerthstraße gestaltet sich in den Augen der Fachplaner unproblematisch. Zumal die AWO zugesichert hat, auf der schmalen, asphaltierten Fahrstraße drei weitere Ausweichstellen einzurichten, um Fahrzeugbegegnungen zu erleichtern. Selbst der notwendigen Änderung des Regionalplanes durch den RVR – für Forensik-Einrichtungen gelten Ausnahmeregelungen bei der Umwidmung von Waldflächen mit Freiraumfunktion – steht inzwischen nichts mehr im Wege. Denn das NRW-Gesundheitsministerium hat inzwischen die Haltung der AWO schriftlich bestätigt, dass die geschlossene Abteilung der Drogen-Klinik, mit der sich die Zahl der Patienten in Stadtwald von bislang 40 auf 80 Straffällige erhöht, aus konzeptionellen Gründen in direkter Nähe zur bestehenden Drogenklinik entstehen müsse. „Dadurch können Therapieabbrüche vermieden und kürzere Verweildauern erreicht werden“, erläutert Buchholz.
Zusätzliche Arbeitsplätze
Bei der bereits im Stadtwald angesiedelten AWO-Drogenklinik im Deerth handelt es sich um eine Entziehungseinrichtung, in der drogensüchtige Straftäter untergebracht werden, um sie auf die Eingliederung in die Gesellschaft vorzubereiten.
In die jetzt angedachte geschlossene Abteilung werden nur Straftäter eingewiesen, die bereits die Empfehlung mitbringen, dass sie therapiefähig und auch therapiewillig sind, deren Sozialprognose aber noch diffus erscheint.
Mit der Erweiterung würden 40 bis 50 zusätzliche Arbeitsplätze (Psychologen, Ärzte, Lehrer, Sozialarbeiter, Pflegepersonal und Verwaltung) entstehen.
Ziel der Arbeit ist es, die Patienten mit Ergo-, Arbeits-, Kunst- und Sporttherapie für einen Wechsel in die angrenzende offene Klinik zu qualifizieren.
Einiges Kopfzerbrechen bereitet der AWO-Geschäftsführerin allerdings noch die Umzäunung rund um das 16 000 Quadratmeter große Areal, das der Wohlfahrtsverband bereits vom Wirtschaftsbetrieb Hagen erworben hat. Das Sicherheitskonzept des Landes sieht ursprünglich einen vier Meter hohen Plexiglaszaun vor. „Ich habe mich erschrocken, als ich die ersten Bilder von diesen Zaunelementen gesehen habe“, so die Spitzenvertreterin des Trägers. Dieser würde das Landschaftsbild durch das transparente Material zwar nur bedingt beeinträchtigen, birgt aber vor allem für die Vogelwelt die Gefahr, von den Tieren im Flug übersehen und somit zur Todesfalle zu werden. „Wir versuchen alles, um diese bauliche Lösung zu vermeiden“, versichert Buchholz und betont im gleichen Atemzug, dass die Sicherheit absolute Priorität genieße.
Varianten des Sicherheitskonzepts
Doch eine blickdichte Betonmauer, die aus Sicht des Artenschutzes geboten wäre, erscheint der AWO für einen Stadtwald – selbst wenn diese Umfriedung in Teilen hinter Erdwällen verschwinden würde – ebenfalls wenig angemessen. „Wir setzen als bauliche Lösung auf eine Moringer Hecke“, favorisiert Buchholz ein Konzept, das in Niedersachsen bei einer Klinik für psychisch kranke Straftäter umgesetzt wurde. Diese Stahlgitter-Anlage umsäumen mehrere Reihen von Berberitzenbüschen, dazwischen befindet sich ein mit Nato-Draht überspannter Sicherheitszaun. Da Berberitzen sehr dornig sind, bilden sie eine undurchdringliche Barriere für jeden, der versuchen sollte, den Zaun zu überklettern. Dieser in NRW bislang unüblichen Variante des Sicherheitskonzeptes müssten letztlich die Verantwortlichen in Düsseldorf aber erst noch zustimmen.