Holthausen. Unbekannte sind auf den Vorplatz und in den Eingangsbereich der archäologisch bedeutsamen Blätterhöhle eingebrochen und haben dabei wertvolle Spuren zerstört.
- Einbruch in die Blätterhöhle
- Wertvolle Spuren zerstört
- Videoüberwachung geplant
Für die Eindringlinge muss es ein Riesenspaß und ein Kick sein. Für LWL-Archäologie-Chef Prof. Dr. Michael Baales sind solche Aktionen das reinste Desaster. Die Blätterhöhle, ein international bedeutender archäologischer Fundort, hat aus wissenschaftlicher Sicht unerwünschten Besuch von Vollbanausen erhalten, die mit ihrem Einbruch in die Grabungsstätte wertvolle Spuren zerstört haben.
„Wer das tut, der zerstört Zusammenhänge“, sagt Baales, „alles, was man im Zuge so einer blöden Aktion findet, sind nur noch Antiquitäten, wenn der wissenschaftliche Kontext gestohlen wurde.“
Archäologen in ganz Europa blicken mit besonderem Interesse auf die Hagener Blätterhöhle. Denn die Höhle ist von Grabungen früherer Forscher, von Raubgräbern oder von nahe gelegenen Sprengstellen bislang völlig verschont geblieben. „Wir können hier Geschichte bis in die Eiszeit zurück nachvollziehen und hoffen, an und in dieser Höhle mit unseren Grabungen bis an das Ende der Eiszeit zu gelangen und dabei die Frage zu klären, ob es in der Späteiszeit hier eine Besiedlung gab“, sagt Baales.
Einbruchsspuren am Sicherungszaun
Diese Versuche würden aber immer wieder behindert oder gänzlich zunichte gemacht, wenn Einbrecher auf der Jagd nach dem Kick oder einer Sensation auf der Grabungsstelle herumtrampeln und wichtige Erdprofile dabei zerstören. „Der Allgemeinheit wird mit solchen Aktionen das Recht auf ein historisches Kulturgut genommen“, sagt Baales.
Laubloch 1983 entdeckt
Die Blätterhöhle liegt an der Hünenpforte. 1983 entdeckte der Arbeitskreis Kluterthöhle hier ein mit Laub verfülltes Loch, das darauf hinwies, dass sich hier ein immer noch bestehender Teil einer einst großen Felsenhöhle befindet.
Im Zuge von hydrologischen Untersuchungen kamen 2004 bei der Abtragung von etwa 20 Tonnen Sediment menschliche und tierische Knochen zum Vorschein. Die älteste Knochenprobe wurde auf ein Alter von 10 700 Jahren datiert.
Anfang 2005 bildete sich eine Arbeitsgruppe aus Höhlenforschern und Wissenschaftlern aus verschiedenen Fachrichtungen unter der Leitung von Jörg Orschiedt, die bis heute an der Höhle forscht. Im kommenden August werden die nächsten Grabungen stattfinden.
Hobby-Archäologe Horst Klötzer, der regelmäßig ein Auge auf die Höhle wirft, hat die Einbruchsspuren am Sicherungszaun in der vergangenen Woche festgestellt. Dort hatten sich Eindringlinge gewaltsam Zutritt verschafft und dabei auch versucht, den mit Holz und Metall gesicherten Eingang zur Höhle aufzubrechen. „Wir denken an dieser Stelle nun über Videoüberwachung nach“, will Ralf Blank, Leiter des Fachdienstes Wissenschaft, Museen und Archive der Stadt Hagen, versuchen, den bedeutenden archäologischen Ort in Hagen noch mehr zu schützen.
Funde 11.000 Jahre alt
Die ältesten Funde aus der Blätterhöhle sind 11.000 Jahre alt. 2004 wurde unter anderem der Schädel einer Steinzeitfrau gefunden. Archäologe Dr. Jörg Orschiedt lieferte anhand der Blätterhöhle auch den wissenschaftlichen Beweis dafür, dass Jäger und Sammler in unseren Breiten über mehr als 2000 Jahre hinweg gleichzeitig mit eingewanderten Ackerbauern in unserer Region gelebt haben.
Bis zum Jahr 2013 ging die Wissenschaft davon aus, dass Jäger und Sammler von der Bildfläche verschwanden, sobald sich Sesshaftigkeit in Mitteleuropa etablierte. Im August soll weitergegraben werden an der Blätterhöhle. In Namen der Wissenschaft und natürlich: auf legalem Wege.