Südwestfalen. . Wie lief 2015 für südwestfälische Betriebe? Es gab gute und schlechte Zeiten. Das österreichisches Familienunternehmen HAI kündigte die Übernahme von Onsel an. Enervie, Coca-Cola und Kettler stecken in der Krise. Das Wirtschaftsjahr im Rückblick:

  • Wie das vergangene Jahr für südwestfälische Unternehmen lief
  • Coca-Cola verabschiedet sich aus Soest
  • Kettler versucht wieder auf die Beine zuz kommen
  • Enervie gewinnt Zeit für die Restrukturierung
  • Wie das vergangene Jahr für südwestfälische Unternehmen lief
  • Coca-Cola verabschiedet sich aus Soest
  • Kettler versucht wieder auf die Beine zuz kommen
  • Enervie gewinnt Zeit für die Restrukturierung

Der Pulsschlag der Wirtschaft in der Region ist oft besser vernehmbar als der vieler Weltunternehmen. Zumal die getroffenen Entscheidungen die Mitarbeiter und ihre Familien direkt betreffen. Und da gab es im vergangenen Jahr Grund zur Sorge, aber auch hoffnungsfroh stimmende Momente. Unsere Redaktion hat vier Unternehmen ausgewählt und blickt zurück:

Coca-Cola in Soest schließt

Die Mitarbeiter konnten und wollten es nicht glauben. Die Coca-Cola Erfrischungsgetränke AG verabschiedet sich aus Soest. Beide Standorte werden dicht gemacht. Bereits am 31. August ist die Produktion still gelegt worden. Die letzten Halbliter-Flaschen Coca-Cola-Zero sind am 13. August um 22.32 Uhr vom Band gelaufen. Ende März soll das Vertriebslager aufgegeben werden. 167 der 228 Mitarbeiter verlieren ihren Arbeitsplatz.

Betriebsbedingte Kündigungen soll es nach Angaben der Getränkekonzerns nicht gegeben haben. „Jeder fünfte Mitarbeiter hat eine alternative Beschäftigung innerhalb der Coca-Cola-Erfrischungsgetränke AG gefunden“, versichert Pressesprecherin Stefanie Effner.

Großzügige Abfindungen

Bei den Abfindungen zeigt sich Coca-Cola großzügig. Das Unternehmen zahlt das 1,5-fache des Bruttomonatsgehalts pro Beschäftigungsjahr. In der Regel wird ein halbes Bruttomonatsgehalt pro Beschäftigungsjahr gezahlt. Gleichwohl ist Wilfried Pälmer, Vorsitzender des Soester Betriebsrates, nicht froh: „Gute Abfindungen können den Arbeitsplatz nicht ersetzen.“

Das gilt auch für den Coca-Cola- Standort in Drolshagen-Germinghausen, Kreis Olpe. Der Logistikstandort soll zum 1. Februar geschlossen werden. 57 Beschäftigte sind betroffen. Begründung für die Schließung: „Wir müssen unsere Kapazitäten anpassen und unser Logistiknetz straffen“, sagt Rico Üslük, Geschäftsleiter im Verkaufsgebiet Rheinland.

Kettler in Werl muss Insolvenz anmelden 

Das traditionsreiche Familienunternehmen Kettler steckt in einer schweren finanziellen Krise. Das Unternehmen versucht mit der Insolvenz in Eigenverwaltung wieder auf die Beine zu kommen und sich für die Zukunft neu auszurichten. Ein Restrukturierungskonzept soll dabei helfen.

198 Arbeitsplätze gekündigt

198 von 1000 Mitarbeitern verlieren danach an den Standorten in NRW ihren Arbeitsplatz. Das war den Mitarbeitern Ende Oktober mitgeteilt worden. Die Fahrradsparte im saarländischen Hanweiler soll von der Zweirad-Einkaufs-Genossenschaft (ZEG) in Köln übernommen werden. Die 80 Mitarbeiter dort sollen weiter beschäftigt werden. Das Bundeskartellamt hat dem Verkauf zugestimmt.

Noch ist unklar, wie der Weg weiter geht, ob die Gläubiger den Plänen zustimmen. Zuletzt sorgte die Nachricht bei den Beschäftigten für Aufregung, dass Gläubiger den Verkauf von Kettler ausloteten, um an ihr Geld zu kommen und möglicherweise die beantragte 30-Millionen-Euro-Bürgschaft beim Land gefährden.

Umsatz zuletzt bei 200 Millionen Euro

Der Umsatz des Unternehmens soll zuletzt bei 200 Millionen Euro gelegen haben. Gesicherte Zahlen liegen nicht vor. Das Unternehmen ist 1949 in Ense-Parsit von Heinz Kettler gegründet worden. Seine Tochter Karin steht als Alleineigentümerin an Spitze des Unternehmens.

Sanierungskonzept soll Enervie retten 

Krisenmanagement ist auch beim traditionsreichen Energieversorger Enervie (Mark-E) angesagt: Das finanziell angeschlagene Unternehmen, das seinen konventionellen Kraftwerkspark weiter vorhalten muss – als Reserve – , aber damit Verluste schreibt, legt sich ein Sanierungskonzept auf, das die Beratungsgesellschaft Roland Berger erstellt hat.

Immerhin: Aus einer Stillhaltevereinbarung mit den Banken wird eine Verlängerung der Finanzierungszusage bis 2019, in der es um 290 Millionen Euro gehen soll; die drei großen Eigner – die Städte Hagen und Lüdenscheid sowie das Recyclingunternehmen Remondis (Lünen) stellen zusammen 60 Millionen Euro bereit; Enervie gewinnt damit wertvolle Zeit für seine Restrukturierung – zu der auch ein Arbeitsplatzabbau von bis zu 400 Stellen gehört.

2016 ein entscheidendes Jahr für Enervie

Wenn möglich sozial verträglich, also durch Vorruhestandsregelungen etwa, heißt es. Es bleibt allerdings die Befürchtung: Der Energieversorger wird Tafelsilber verkaufen müssen. Wie etwa der Anteil an der Tochtergesellschaft „TeleMark“. Das Jahr 2016 wird zeigen, ob der Weg, den Enervie gehen will, am Ende lohnt – und das Fortbestehen des Unternehmens sichert.

„HAI ist keine Heuschrecke“ titelte unsere Redaktion am 28. August: Das österreichische Familienunternehmen Hammerer Aluminium Industries, kurz: HAI, aus Ranshofen kündigt die Übernahme des ehemaligen Honsel-Werks in Soest an. Damit endet eine Zeit der Sorge und Ungewissheit für die Beschäftigten; vielmehr noch: es gibt eine echte Perspektive.

Österreicher übernehmen Honsel

Die Österreicher streben mit dem Werk „die Technologieführerschaft beim „Premiumsegment Aluminiumleichtbau für die Automobilindustrie an“. Investitionen am Standort in Westfalen nicht ausgeschlossen. Es gibt sie also doch noch: Auch die guten Wirtschafts-Nachrichten.