Hagen. . Kein Betriebsrat, große Stille: Bis jetzt drang wenig hinaus über die Stimmung bei Douglas nach der Konzern-Verlagerung. Doch jetzt bricht ein Mitarbeiter in Hagen das Schweigen.

  • Douglas-Mitarbeiter packt aus: So ist die Stimmung im Unternehmen.
  • Kündigungen bereits ausgesprochen.
  • Kein Betriebsrat vorhanden.

Es sind mehr als 400 Mitarbeiter betroffen. Sie müssen nach Düsseldorf pendeln, wenn die Douglas-Zentrale im Herbst ihren neuen Sitz in Düsseldorf beziehen wird. Oder noch schlimmer: Sie verlieren ihren Job, weil sie zu den 130 Mitarbeitern gehören, deren Stellen – wie am Dienstag von der Unternehmensleitung angekündigt – ganz gestrichen werden. Doch trotzdem gelang bis jetzt wenig nach draußen von der Stimmungslage in der Belegschaft. Es gibt beim Parfümerie-Riesen keinen Betriebsrat und die Mitarbeiterschaft schweigt.

Nun aber bricht ein langjähriger Douglas-Mitarbeiter sein Schweigen. Er berichtet im Gespräch mit der WESTFALENPOST von einer absolut gedrückten Stimmungslage in der Konzernzentrale in Bathey, von Tränen und von Verunsicherung. Und er erinnert sich an die Zeiten, als Douglas noch ein Familienunternehmen war, bevor die Finanzinvestoren eingestiegen sind: „Als die von Advent gekommen sind, hat es die 180-Grad-Wende gegeben.“ Seinen Namen will der Douglas-Mann nicht in der Öffentlichkeit lesen. Er könnte eigentlich auch beruhigt sein, da er seine Stelle nicht verlieren wird.

Kündigungen überreicht

Andere haben hingegen schon traurige Klarheit: „Vielen betroffenen Kollegen sind schon am Dienstag und Mittwoch, nur Stunden nach der Ankündigung in der Mitarbeiterversammlung die Kündigungsschreiben überreicht worden.“ Darunter auch mindestens ein Abteilungsleiter. Douglas selbst nahm dazu auf WP-Anfrage keine Stellung.

Und die Kollegen, so der Mitarbeiter, seien in einer schwachen Position. Die Douglas-Führung um die Vorstandsvorsitzende Isabelle Parize und den neuen Aufsichtsratschef Henning Kreke hatten zwar in einem Mitarbeiterschreiben ein „individuell zugeschnittenes Abfindungsprogramm“ angekündigt, da der „respektvolle Umgang mit Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ein zentrales Prinzip von Douglas“ sei und man diesem Anspruch gerecht werden wolle. Doch nun, so der Insider, müsse jeder für sich kämpfen: „Es gibt ja keinen Sozialplan.“

Weitere Schritte befürchtet

Die Gewerkschaften hatten so gut wie keinen Einfluss, eine gewählte Arbeitnehmervertretung gibt es nicht. „Wir waren lange Zeit stolz darauf, keinen Betriebsrat zu brauchen“, sagt der Douglas-Mann. „Wir wussten alle: Ein Wort war ein Wort, darauf konnte man sich verlassen.“ Er räumt ein: „Ich bin generell kein Freund von Betriebsräten. Aber jetzt merkt man: Es gibt keinen, der die Sache in die Hand nehmen kann, der die Initiative ergreift.“

Schon im März 2014 Entlassungen

Bereits im März 2014 war es bei der Douglas-Verwaltung zu Kündigungen im größeren Stil gekommen.

59 Vollzeitstellen (mit 78 Beschäftigten) wurden damals abgebaut. Es traf zum Teil langjährig Beschäftigte.

Ohnehin ist er davon überzeugt, dass die Aktion von Dienstag von langer Hand geplant worden sei, schon allein wegen der vorbereiteten Kündigungen. Zwar habe es schon länger Befürchtungen gegeben („Die Stimmung ist betrübt, nicht erst seit Dienstag“). Letztlich sei der radikale Schritt der Zentralen-Verlegung aber für viele nicht denkbar gewesen.

Und der Mitarbeiter befürchtet, dass es dabei nicht bleiben wird, sondern dass auf lange Sicht auch die verbleibenden 400 Stellen aus Bathey abzogen werden: „Zum jetzigen Zeitpunkt hat man noch das Risiko gescheut. Die gesamte Infrastruktur stünde auf wackligen Beinen, wenn man jetzt zum Beispiel die IT auch schnell verlegen würde.“