Hagen. . Dass sich die Unfallzahlen in Hagen seit vielen Jahren auf niedrigem Niveau bewegen, führt die Polizei durchaus auf den hohen Überwachungsdruck zurück
- Unfallzahlen in Hagen auf niedrigem Niveau
- Polizei will Kontrollen fortsetzen
- Mehr Fahrer mit Drogen am Steuer erwischt
Der Schnittpunkt von B 54 (Märkischer Ring), Rembergstraße (B 7) und Rathausstraße ist eine zwar viel befahrene, im übrigen jedoch „ganz normale“ Großstadtkreuzung und mit Ampeln, gut einsichtbaren Fahrbahnen und Fußgängerüberwegen scheinbar gut gesichert.
Und dennoch bildet sie einen Unfallschwerpunkt in Hagen: In den vergangenen sieben Jahren wurden hier neun Fußgänger angefahren und verletzt, seit 2013 registrierte die Verkehrspolizei zudem 74 Blechschäden. Häufig schepperte es beim Abbiegen: „Wenn ein Autofahrer auf besonders viele Dinge achten muss, dann übersieht er auch mal was“, nennt Michael Hoffmann, Chef der Verkehrsdirektion im Polizeipräsidium, den Grund für die zahlreichen Unfälle.
Disziplin auf den Straßen
Und in ihrem Bemühen, die Zahl der Unfälle zu senken, sind der Hagener Polizei an dieser Stelle weitgehend die Hände gebunden. Denn weder Radarkontrollen noch andere Überwachungsmaßnahmen sind ein wirksames Mittel gegen Unaufmerksamkeiten beim Abbiegen. „Hier kommen wir mit unseren Präventivaktionen kaum weiter“, gibt Hoffmann zu.
Dafür verzeichnen die Beamten aber stadtweit betrachtet eine Erfolgsbilanz. Denn dass sich die Unfallzahlen in Hagen – verglichen mit jenen in ganz Nordrhein-Westfalen – seit vielen Jahren auf niedrigem Niveau bewegen, das führen Hoffmann und sein Vorgesetzter, Polizeipräsident Wolfgang Sprogies, durchaus auf den hohen Überwachungsdruck zurück. „Ohne unsere Arbeit würde kaum eine solche Disziplin im Straßenverkehr herrschen wie wir sie derzeit beobachten können“, so Sprogies.
2015 gab es in Hagen 7487 Unfälle und damit 22 weniger als ein Jahr zuvor, rückläufig war auch die Zahl der Verunglückten (559 gegenüber 576). Es gab im vergangenen Jahr nur ein Todesopfer zu beklagen (2014: 2), als ein Mann (82) im Juni beim Rangieren in der Humboldtstraße seine Frau (81) überfuhr – auch dies ein tragisches Ereignis, gegen das alle Vorbeugungsmaßnahmen der Polizei nicht weiterhelfen können. Abbiegen und Wenden sind übrigens, auch hier unterscheidet sich Hagen von anderen Städten in NRW, Unfallursache Nr. 1.
Zwar ist die Anzahl der Unfälle im Fünf-Jahres-Trend gestiegen (2011 waren es nur 7137), doch das hat sicherlich auch damit zu tun, dass die Zahl der in Hagen zugelassenen Kraftfahrzeuge im gleichen Zeitraum ebenfalls stark zunahm (von 102. 922 auf mittlerweile 107. 063, hinzu kommen noch täglich 30 .000 Pendler).
Meistens Blechschäden
Bei den meisten Unfällen handelt es sich um Blechschäden, die der Polizei keinen Kummer bereiten. Vielmehr stimmen die Beamten ihre Arbeit darauf ab, Personenschäden, die immer dann drohen, wenn zu schnell gefahren wird bzw. Fußgänger oder Radfahrer ins Unfallgeschehen verwickelt sind, zu vermeiden. „Unser Ziel ist es, möglichst wenige Opfer verzeichnen zu müssen“, so Sprogies.
Aus dieser Strategie folgt auch, dass die Polizei immer öfter vollgekokste Autofahrer erwischt. Die Beamten werden seit einiger Zeit darauf geschult, auf Anzeichen von Drogenkonsum zu achten.
Schon erste Unfalltote in diesem Jahr
Die Zahl der Verkehrstoten droht in diesem Jahr wieder zu steigen, denn es gibt bereits ein Opfer zu verzeichnen. Eine 72-jährige Frau, die am 18. Januar in der Kinkelstraße von einem Lastwagen erfasst wurde, erlag einige Tage später ihren schweren Kopfverletzungen.
Die Zahl der flüchtigen Unfallfahrer in Hagen stieg 2015 gegenüber dem Vorjahr an – von 1392 auf 1545.
Dementsprechend stieg die Zahl der Delinquenten, die sich mit Cannabis, Kokain oder anderen Rauschmitteln im Blut hinters Steuer gesetzt hatten, an (von 290 auf 302). Dagegen wurden weniger alkoholisierte Autofahrer ertappt (250 statt 291). Bei beiden Vergehen wird die Hagener Polizei jedoch auch in Zukunft kein Auge zudrücken, stellte Hoffmann klar: „Alkohol und Drogen haben am Steuer nichts verloren. Dies werden wir Uneinsichtigen nachdrücklich klar machen.“