Südwestfalen. . 122 witterungsbedingte Unfälle in NRW - das ist die Glatteis-Bilanz am Samstag. Vor allem das Sauerland war von überfrierender Nässe betroffen.

Überfrierende Nässe hat in der Nacht auf Samstag für schwierige Straßenverhältnisse auch im Sauerland gesorgt. Die Zustellung der Zeitung musste unterbrochen oder sogar eingestellt werden.

Von der überfrierenden Nässe waren bzw. sind vor allem der gesamte Bereich rund um Olpe, Attendorn und Lennestadt sowie die höher gelegenen Regionen des Hochsauerlandes betroffen. "Nachdem die ersten Zusteller gestürzt waren, mussten wir die Verteilung in der Nacht unterbrechen oder sogar einstellen", sagte Abteilungsleiter Westfalenpost-Zustellung, Thorsten Baumgart. Er versprach: "Unsere Zusteller werden den gesamten Samstag, vereinzelt am Sonntag, spätestens aber mit der Zustellung der Montagsausgabe die Zeitungen an unsere Leser liefern."

Fast 20.000 Abonennten betroffen

Im Märkischen Kreis mit Menden und Balve und im EN mit Breckferfeld, Schwelm, Gevelsberg und Ennepetal stellte sich die Situation nicht ganz so schlimm dar - "obwohl es", so Thorsten Baumgart, "bis in die Bereiche Ennepetal und Breckerfeld Gegenden gibt, in denen die Zustellung noch immer schwierig ist".

Von der verspäteten Zustellung sind fast 20.000 Abonnenten der größten Tageszeitung in Südwestfalen betroffen.

Zwei Schwerverletzte auf der B516

Nicht nur die Zeitungszusteller in Südwestfalen hatten unter den besonderen Witterungsbedingungen zu leiden. So ereignete sich am Freitag gegen 23.20 Uhr in Brilon ein schwerer Verkehrsunfall. Eine 26-Jährige war mit ihrem Pkw auf der Bundesstraße 516 von Brilon in Richtung Rüthen unterwegs. Etwa 1,3 Kilometer nach dem Abzweig Scharfenberger Bahnhof geriet sie auf eisglatter Fahrbahn ins Schleudern und prallte mit ihrem Auto rückwärts gegen einen Baum. Die Fahrerin und ihr 40-jähriger Beifahrer wurden schwer verletzt.

Leicht verletzt wurde am frühen Freitagabend ein 18-jähriger Pkw-Fahrer und sein Beifahrer auf der Kreisstraße 15. Sie waren aus Ostwig kommend in Richtung Gevelinghausen gegen einen am Fahrbahnrand stehenden Baum gekracht.

Im Kreisgebiet Siegen-Wittgenstein kam es zwischen Freitag, 18 Uhr und Samstag, 7 Uhr, zu 16 glättebedingten Verkehrsunfällen, "die ausnahmslos lediglich zu Sachschäden führten", teilte die Polizei Siegen-Wittgenstein mit.

Wieder Warnung vor Glätte

Zwischenzeitlich hob der Deutsche Wetterdienst seine am Freitag ausgesprochene Unwetterwarnung für die Region auf. Ab Samstagabend 20 Uhr warnen die Meteorologen allerdings wieder vor Glätte im Hochsauerlandkreis und im Kreis Siegen-Wittgenstein. Betroffen seien Lagen oberhalb von 400 Metern.

Die Polizei in Nordrhein-Westfalen teilte mit, dass es in der Nacht zu Samstag gleich 122 witterungsbedingte Unfälle mit 4 schwerverletzten Personen gegeben hat. (wp)

Deutschlandweit Hunderte Unfälle durch Blitzeis und Schnee 

Blitzeis und Schnee haben bundesweit zu Hunderten Unfällen geführt. Erhebliche Probleme gab es seit dem späten Freitagabend vor allem im Südwesten und Osten. Dutzende Menschen wurden verletzt, die meisten glücklicherweise nur leicht. Das ganz große Chaos sei aber ausgeblieben, hieß es von den meisten Lagestellen. Vielerorts in Deutschland wurden allerdings nach Unfällen Autobahnen zeitweise gesperrt, Winter- und Abschleppdienste waren im Dauereinsatz. Auch der Flugverkehr war zum Teil betroffen. Mit Kranwagen wurden umgekippte oder in Böschungen gerutschte Lastwagen geborgen. In Stuttgart wurde ein Auto aus dem Neckar geholt.

Schnee und Regen auf gefrorenem Boden verwandelten Straßen und Gehwege vielerorts in gefährliche Rutschbahnen. Allein in Baden-Württemberg wurden bis zum Vormittag mehr als 300 Unfälle erfasst, in Hessen mehr als 200, in Rheinland-Pfalz mehr als 100. Mindestens fünf Menschen seien schwer, viele weitere leicht verletzt worden, hieß es beim Innenministerium in Baden-Württemberg. Der Gesamtschaden belaufe sich auf rund 1,5 Millionen Euro.

Auto rutscht in Stuttgart wegen Glatteis in den Neckar

Auf der A81 nahe Heilbronn krachten neun Fahrzeuge ineinander, darunter ein Sattelzug und ein Reisebus. Eine 25-Jährige erlitt schwere Verletzungen. In Stuttgart rutschte ein Auto vom Uferdamm in den Neckar. Fahrer und Beifahrer wurden von Rettungskräften aus dem eisigen Wasser gezogen.

Auch in anderen Regionen wurde Schnee und Blitzeis etlichen Fahrern zum Verhängnis. In Thüringen krachte es auf der A4, A9 und A71 mehrfach. Zudem sorgten vor allem in den östlichen Bundesländern quer stehende Laster zeitweise für Staus. Auf der A9 Richtung Berlin kam der Fahrer eines mit Äpfeln beladenen Lastwagens von der Fahrbahn ab. Der Lkw sei einen Abhang hinuntergerutscht und der Fahrer eingeklemmt worden, berichtete die Polizei. Auf der A71 überschlug sich ein Auto und blieb auf dem Dach liegen. Der Fahrer wurde verletzt.

Auch bei Rommersheim in der Eifel kam ein Sattelzug von der Straße ab, der Fahrer wurde schwer verletzt. Im Saarland registrierte die Polizei neun Verletzte bei Glätte-Unfällen – acht von ihnen waren Fußgänger. Bei Ankum in Niedersachsen wurden vier Insassen eines Kleinbusses leicht verletzt, deren Wagen in der Nacht von einer eisglatten Bundesstraße in den Straßengraben rutschte. Mehrere Autofahrer bundesweit überschlugen sich mit ihren Wagen, etliche fuhren sich in Böschungen fest.

Briefträger in München trugen Samstag keine Post aus – Verletzungsgefahr

Auf Nummer sicher ging die Deutsche Post in München: Im kompletten Stadtgebiet trugen die Briefträger am Samstag keine Sendungen aus. Die Münchner Abteilungsleiter hätten entschieden, dass die Arbeit für die Mitarbeiter unter den herrschenden Wetterbedingungen zu gefährlich sei, sagte ein Pressesprecher.

Aufgrund von Glatteis wurden am Samstagmorgen am Flughafen München auch Dutzende Flüge annulliert. Um die beiden Start- und Landebahnen enteisen zu können, mussten diese abwechselnd gesperrt werden, wie ein Sprecher sagte. Damit fehlten vorübergehend 50 Prozent der Kapazität.

Der Deutsche Wetterdienst (DWD) hatte Blitzeis in weiten Teilen Deutschlands von Freitagabend an angekündigt. Blitzeis entsteht, wenn es nach einer winterlichen Kälteperiode wieder wärmer wird und Niederschlag als Regen auf den gefrorenen Boden trifft. In einigen Regionen schneite es zunächst noch. (dpa)