Altenhagen. Kosten, Versicherung, Logistik – für das Festkomitee Hagener karneval war die Absage des Rosenmontagszuges ein harter Schlag. Jetzt sucht man einen Nachholtermin.
- Alle Hintergründe zum abgesagten Karnevalszug
- Festkomitee will Zug nachholen
- Hasper zeigen sich gesprächsbereit
Der Tag, an dem kein Rosenmontagszug durch Hagen rollte, fühlte sich für das Festkomitee Hagener Karneval gestern an wie der widerlichste Kater, den man haben kann. Und als Sturmtief „Ruzica“ um 14 Uhr, der eigentlichen Startzeit des Zuges, in Hagen längst fertig mit Austoben war, wäre so mancher Karnevalist am liebsten mit einem lauten „Das kann doch nicht wahr sein“ im Erdboden versunken. Gestern war Prinzenfrühstück, das eigentlich immer vor dem Rosenmontagszug stattfindet. Prinz und Festkomitee mussten stattdessen schmerzhafte Fragen beantworten.
Der traurige Prinz
Als der Prinz weinte, hallte trotziger Applaus durch den Saal. Während Marvin Rehbein mit tränenerstickter Stimme um Fassung rang, erhoben sich alle Symbolfiguren Hagens mit ihrem Gefolge und bedachten den jungen Mann und seine Prinzessin Sarah mit Beifall. Ein Traum sei für ihn zerplatzt. „Doch das Brauchtum in Hagen war noch nie so stark. Wir können locker mit Köln oder Düsseldorf mithalten. Es geht weiter.“
Der Nachholtermin
Das Wort „Nachholtermin“ fiel gestern oft. „Wir prüfen, was geht“, sagt Festkomitee-Vorsitzender Moritz Padberg. Man stehe mit Hagens Karnevalsvereinen in Gesprächen. Dabei gehe es auch darum, wo die gebauten Wagen in der Zwischenzeit untergebracht werden könnten: „In den nächsten Tagen werden wir etwas dazu sagen können.“
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Der Dechant
Zumindest in die Fastenzeit (Aschermittwoch bis Ostern) würde ein solcher Umzug dem Empfinden von Dechant Dr. Norbert Bathen nach nicht passen. „Karneval bedeutet ja: Fleisch, lebe wohl“, so der oberste Hagener Katholik, „da wäre ein Fest, das an Karneval anknüpft, widersinnig.“ Gleichwohl räumt der Dechant ein, dass die religiösen Aspekte des Festes in den Hintergrund treten. Sollte es einen Umzug noch vor Ostern geben, so werde die katholische Kirche dagegen nicht protestieren.
Gesprächsbereite Hasper
Als Alternativtermin böte sich auch der 137. Hasper Kirmesfestzug an, der sich in diesem Sommer am Samstag, 18. Juni, ab 14.30 Uhr durch Haspe windet. „Das Hagener Prinzenpaar ist immer herzlich willkommen bei uns Haspe“, betont Dietmar Thieser, Präsident der Hasper Heimat- und Brauchtumvereins. „Und natürlich sind wir auch gesprächsbereit, wenn das Festkomitee sich mit den übrigen Karnevalsvereinen bei uns einreihen möchte.“ Als der Rosenmontagszug 1990 auch wegen eines Sturmes ausfallen musste, fuhr das damalige Prinzenpaar Manni I. und Andrea II. am 18. Juni 1990 beim Hasper Kirmeszug mit – auf Einladung des damaligen Präsidenten Alois Hennes.
Jeder Brauch hat seine Zeit
Es geht in all der Bierseligkeit, der Feierei und dem Geflirte unter, dass Karneval zu jenen christlichen Bräuchen gehört, mit denen vor der 40-tägigen Fastenzeit ausgelassen gefeiert wird. Die Fastenzeit beginnt mit Aschermittwoch und dient zur Vorbereitung auf das anschließende Osterfest. Allerhöchstens wäre also ein Nachholtermin an einem Tag vor Aschermittwoch in Ordnung, nicht aber in der Zeit danach. Wir verschieben ja auch nicht die Weihnachtszeit auf Februar, weil’s meteorologisch besser passt.
Das ist enttäuschend für jene Wagenbauer, die sich in Boele nicht präsentieren konnten. Aber Brauchtum kommt von Brauch. Und jeder Brauch hat seine Zeit. Mike Fiebig
Das Wetter gestern um 14 Uhr
Gestern um 14 Uhr – eigentlich Zugbeginn – schien sogar kurz die Sonne. „Es war am Vortag angesagt, dass die Stürme ab 14 Uhr kommen. Wir mussten die Entscheidung auf dieser Grundlage fällen“, sagt Padberg, der als Veranstalter bei einem Schadensfall voll in der Haftung gewesen wäre. Das Festkomitee ist versichert für den Fall, dass im Rosenmontagszug etwas passiert. „Wenn es aber vorher eine Sturmwarnung gegeben hat, und wir rollen trotzdem los, dann greift so eine Versicherung nicht. Dann handeln wir fahrlässig.“ Das Komitee hat keine Zugausfallversicherung.
Die Kosten
Knapp 9000 Euro wird das Festkomitee für den Rosenmontagszug ausgegeben haben, ohne einen närrischen Gegenwert zu erhalten. Gagen für Bands und Künstler und die Gebühren für die Sperrung der Innenstadt sind dabei. Darin ist auch Geld für die Bonbons enthalten. „Ich weiß nicht, was wir mit den Bonbons machen“, sagt Padberg.