Hagen. Der Caritasverband Hagen schließt ein Jahr früher als geplant das Pflegeheim St.-Clara. Ein Grund: Derzeit sind viele Pflegeplätze in Hagen nicht belegt. Gibt es eine Überkapazität?

  • Caritas schließt Claraheim ein Jahr früher als geplant.
  • Gibt es Überkapazitäten? 120 Pflegeplätze in Hagen nicht belegt.
  • Wohlbehagen investiert trotzdem in neues Heim.

Der Caritasverband Hagen schließt das Pflegeheim St. Clara an der Lützowstraße zum 30. November. Dieser Schritt war zwar schon länger geplant, weil sich die notwendigen Investitionen in die Einrichtung nicht mehr lohnen würden. Er wird aber nun um ein Jahr vorgezogen, weil es in den anderen, moderneren Caritas-Pflegeeinrichtungen – unter anderem im gegenüber liegenden, derzeit mit viel Aufwand erneuerten Caritas-Heim St. Franziskus – noch ausreichend Kapazitäten gibt. Das, so die Caritas, betreffe aber nicht nur ihre Einrichtungen, sondern das gesamte Stadtgebiet. „Hagen hat zur Zeit 120 freie Pflegeplätze“, sagt Fachbereichsleiterin Claudia Heide.

Die Zahl kann Ute Korfluer, Abteilungsleiterin Hilfe für Senioren, pflegebedürftige und behinderte Menschen bei der Stadt Hagen, zwar nicht bestätigen, wohl aber den Trend: „Ich würde zwar noch nicht von Überkapazitäten sprechen, aber wir haben derzeit tatsächlich ausreichend Plätze.“ Das sah um die Jahrtausendwende noch ganz anders aus. Damals hatten viele Pflegebedürftige in Hagen keinen Platz gefunden, mussten in Nachbarstädte ausweichen.

Seitdem sind aber viele Plätze hinzu gekommen: So gab es im Jahr 2004 in Hagen 1465 Betten in Pflegeeinrichtungen – Plätze in Tages- und Kurzzeitpflege nicht eingerechnet. Heute sind es 2201 Plätze in 23 verschiedenen Einrichtungen. Es herrscht hier weitgehend der freie Markt. Derzeit werde aber an einer Pflegebedarfsplanung gearbeitet, so Ute Korfluer. Die soll den Bestand und den Bedarf an Angeboten der pflegerischen Versorgung gegenüberstellen. Wenn der Rat die Bedarfsplanung verabschiedet hat, dann kann die Investitionskostenförderung für neue Pflegeeinrichtungen daran geknüpft werden, dass auch ein Bedarf besteht. Für neue Investoren könnte dann in Hagen die Wirtschaftlichkeit des Projekts in Frage gestellt werden.

Wohlbehagen sieht weiter Bedarf

Willi Strüwer sieht allerdings nicht, dass der Bedarf in Hagen schon übererfüllt ist. Er ist als Privatmann CDU-Ratsmitglied, beruflich aber auch Geschäftsführer des privaten Pflegeheimbetreibers „Wohlbehagen“, das mit der Caritas, der AWO, der Diakonie und dem Deutschen Roten Kreuz zu den großen Anbietern gehört. „Wir haben unsere 280 Betten voll belegt“, so Strüwer. „Das ist auch keine Momentaufnahme, sondern bei uns kontinuierlich so.“ Und das Unternehmen stockt noch weiter auf: Auf dem Gelände des gerade abgerissenen Gymnasiums Hohenlimburg soll ein neues Pflegeheim mit 80 Plätzen entstehen. Willi Strüwer ist sich sicher, dass auch dies keine Fehlplanung ist: „Der Bedarf ist in Hagen gegeben.“ Es sei auch ein großer Fortschritt, dass die Hagener heute nicht mehr in Nachbarstädte ausweichen müssten. Das habe erst die Liberalisierung des Marktes mit privaten Betreibern möglich gemacht.

Caritas-Vorstand Rupa: Renovierung nicht möglich

Die neuen Bestimmungen des Wohn- und Teilhabegesetzes waren ein Grund für die Caritas, das Claraheim zu schließen. Sie sehen unter anderem vor , dass sich höchstens zwei Bewohner ein Bad teilen. „Eine Renovierung wäre nicht möglich gewesen“, so Vorstand Bernadette Rupa.

Zwar gilt die Übergangsfrist der Heimaufsicht mit Bestandsschutz für das Claraheim noch bis Mitte 2018. Doch die Caritas entschied sich auch für das ein Jahr frühere Ende, weil die Arbeiten im benachbarten St. Franziskusheim der Caritas im März abgeschlosen sein werden.

Im Pflegeheim St. Clara an der Lützowstraße, in dem sich unter anderem vier Ordensschwestern um die derzeit noch 56 Bewohner kümmern, findet am kommenden Freitag, 5. Februar, im Speisesaal eine Bewohner- und Angehörigenversammlung statt. Die Mitarbeiter sollen möglichst alle in anderen Caritas-Einrichtungen beschäftigt werden. „Die Entscheidung ist uns nicht leicht gefallen, mein Leben in Deutschland ist mit diesem Haus verbunden“, sagt Schwester Fatima, die das Claraheim seit vielen Jahre leitet. Die Kroatin war mit 20 Jahren nach Deutschland gekommen. Das Gebäude bleibt dem Caritasverband erhalten. Möglich sind Wohnungen und Büroflächen.