Hagen-Mitte. . Ende 2016 wird das St.-Marien-Hospital aufgegeben. Die Polizeiwache Prentzelstraße schließt Ende 2015. Dadurch ergeben sich ganz neue Entwicklungschancen.

  • Ende 2016 wird das St.-Marien-Hospital aufgegeben
  • Die Polizeiwache Prentzelstraße schließt Ende 2015
  • Dadurch ergeben sich ganz neue Entwicklungschancen

Noch funktioniert das St.-Marien-Hospital an der Bergstraße als drittes Standbein der Katholischen Krankenhaus-Gesellschaft. Mit den insgesamt 100 Betten der Geriatrie, Onkologie/Hämatologie sowie der Schmerzklinik sind die Flure des ehrwürdigen Altbaus jedoch bloß noch zur Hälfte ausgelastet. Hinter den Kulissen laufen bereits die Weichenstellungen in Richtung Zukunft. Im Auftrag des Trägers hat das Dortmunder Büro Casa-Sogno-Immobilien die Vermarktung des stadtbildprägenden Objekts übernommen.

Dabei wird ein potenzieller Investor frühestens Ende 2016 über den stattlichen Komplex mit einer Grundfläche von mehr als 2500 Quadratmetern verfügen können. Ursprünglich wollte die Krankenhaus-Gesellschaft sich bereits zum Ende dieses Jahres von der Immobilie trennen und die verbliebenen Abteilungen in die Hospital-Standorte St.-Josef (Altenhagen) und St.-Johannes (Boele) integrieren. Doch für die dazu erforderlichen Um- und Neubaumaßnahmen vor allem in Boele fehlen noch die genehmigten Bauanträge. „Solange über unsere Bauvoranfrage nicht positiv beschieden wurde, werden wir naturgemäß auch noch keine Planungskosten auslösen“, steckt Krankenhaus-Geschäftsführer Achim Brenneis im selben, durch Personalengpässe erzeugten Stau der Rathaus-Bauverwaltung, der derzeit zahlreiche Investoren in Hagen zur Weißglut bringt. Das Management möchte an der Hospitalstraße die gesamte Krankenhaus-Verwaltung konzentrieren und durch einen Neubau auf dem Boeler Hospitalgelände zusätzlichen Platz schaffen. Das ursprünglich angedachte Aufsetzen einer weiteren Etage auf den Altbau ist aus statischen Gründen nicht umsetzbar.

Bei der Vermarktung des Marien-Hospitals wird Brenneis eng mit der Hagener Stadtverwaltung kooperieren, die das gesamte Marienviertel städtebaulich aufwerten und somit auch näher an die Innenstadt rücken möchte. „Wir sehen uns nicht gezwungen, dem Meistbietenden den Zuschlag zu geben“, versichert der Krankenhaus-Manager. Schließlich habe man als katholischer Träger auch eine besondere Verantwortung für die angrenzende St. Marien-Gemeinde mit Gotteshaus, Kita und Altenheim.

Caritas zeigt weiterhin Interesse

Als potenzieller Nutzer hat offenkundig weiterhin der Hagener Caritasverband ein Auge auf die Immobilie geworfen. In einem Schreiben an Casa-Sogno teilt Vorstand Bernadette Rupa zwar mit, „dass wir nicht beabsichtigen, das Marien-Hospital zu erwerben. Wir können uns allerdings vorstellen, zukünftig eventuell Räumlichkeiten anzumieten, die ein Investor entsprechend für die verschiedenen Zwecke hergerichtet hat.“ Damit hebt Rupa auf das bereits erarbeitete Caritas-Nutzungskonzept ab, zu dem neben einer Verlagerung der Liborius-Hauses (Wohnstätte für psychisch Kranke) auch eine Sozialstation, eine Kita sowie verschiedene Altenwohnmodelle gehören. Zudem bietet sich eine Kombination mit Praxis-Flächen oder auch ein Weiterbetrieb der Zentralküche und Cafeteria an.

Ein Stück Stadt- und Architekturgeschichte

Zusammen mit dem direkt angrenzenden Kunstquartier bietet das Marienviertel einen interessanten Einblick in die Architekturgeschichte der vergangenen 150 Jahre in Hagen.

Angefangen beim spätklassizistischen „Alten Landgericht“ von 1865/66 über die neugotische katholische St.-Marien-Kirche (1892-95) und das Karl-Ernst-Osthaus-Museum mit der Fassade im Neo-Renaissancestil (1898-1900), bis hin zum Schumacher-Museum, das 2009 eröffnet wurde.

Das Hospitalensemble ist ein barockartiger, dreigeschossiger Putzbau mit verschiefertem, ausgebautem Mansardendach. Das Hauptgebäude (1914) hat eine Grundfläche von 2550 Quadratmetern. Teil des Komplexes im südöstlichen Gebäudetrakt an der Mariengasse ist auch eine zusätzliche Kapelle.

In den 50/60er Jahren wurde nachträglich am nordwestlichen Bereich des Karrees eine Erweiterung des Hospitals mit einer Grundfläche von 940 Quadratmetern errichtet, die aber auch ein Fall für den Abrissbagger werden könnte.

Für die Stadtplaner eröffnet sich durch die nahezu zeitgleiche Aufgabe des Krankenhaus-Standortes sowie der Innenstadt-Polizeiwache die verlockende Chance, das Marienviertel zwischen Berg-, Prentzel- und Goldbergstraße perspektivisch zu betrachten. In direkter Nachbarschaft zum Kunstquartier, so regt ein erstes Exposé an, ließen sich ganz neue Sicht- und Wegeachsen sowie attraktive Platzstrukturen in direkter Anbindung zur Fußgängerzone entwickeln. Ein Umfeld, das für seniorengerechtes und studentisches Wohnen oder auch eine innerstädtische Hotelnutzung geradezu prädestiniert erscheine.