Haspe. . Der Unterbringungsdruck auf die Stadt ist gewaltig. Jetzt prüft die Stadt, in der Kita Quambusch Flüchtlinge einzuquartieren. Die Politik warnt, dass die Stimmung kippt.

Die Stadtverwaltung prüft aktuell sehr konkret, eine fünfte Flüchtlingssammelunterkunft im Stadtbezirk Haspe einzurichten. Es handelt sich um den ehemaligen Kindergarten am Quambusch an der Jungfernstraße, der aufgrund seines baulichen Zustandes (Schimmelbefall) inzwischen leergezogen wurde. In der Bezirksvertretung ernteten die Verantwortlichen des Rathauses am Donnerstagabend für diesen Vorstoß erhebliche Kritik und wurden mit der Mahnung zurückgeschickt, bei der Verteilung der Asylbewerber den Bogen nicht einseitig in Richtung Haspe zu überspannen und damit den sozialen Frieden innerhalb der Bevölkerung zu riskieren.

Aktuell gibt es in Haspe bereits größere Unterkünfte mit mehreren hundert Plätzen in der ehemaligen Grundschule Bebelstraße, in der Voerder Straße, in der Grundschule Spielbrink sowie seit wenigen Tagen erst in der ehemaligen Bamberger-Verwaltung an der Neue Straße in Westbauer. Doch letztere, so berichtete Klaus Gierke, Flüchtlingskoordinator der Stadt Hagen, „läuft bereits in der nächsten Woche voll“. Daher werde bereits „intensiv geprüft“, ob in der Kita am Jungfernbruch weitere 90 Flüchtlinge untergebracht werden könnten. „Wir stehen mit dem Rücken zur Wand“, erinnerte Gierke daran, dass aktuell 80 bis 100 neue Flüchtlinge pro Woche nach Hagen strömten.

Bürger auf den Barrikaden

Ein Vorstoß, den SPD-Fraktionssprecher Peter Mervels­kemper kaum noch nachvollziehen mochte: „Das wäre mitten in einem Wohngebiet, in dem es ohnehin schon Probleme mit russischen Gruppen gibt. Eine solche Einrichtung in einem so sensiblen Bereich wie dem Quambusch treibt die Bürger auf die Barrikaden.“ Zumal in diesen Sammelunterkünften vorzugsweise junge Männer untergebracht würden, wies der Genosse mit Blick auf die Kölner Silvestererfahrung auf die Sorgen der Menschen hin.

Stadt blickt auch nach Dahl

Ordnungsdezernent Thomas Huyeng nutzte die Sitzung der Bezirksvertretung Haspe, um den Bürgern im Hagener Westen für ihr bisher gezeigtes vorbildliches Engagement zu danken.

Gleichzeitig machte er deutlich, dass es angesichts des anhaltenden Flüchtlingszustroms unmöglich sei, schnell in anderen Stadtbezirken eine Sammelunterkunft aufzutun.

Es würden aber durchaus auch weitere Objekte in Dahl in Augenschein genommen, so Huyeng.

Bezirksbürgermeister Dietmar Thieser machte deutlich, dass sich in der Bevölkerung allmählich der Eindruck verfestige, dass die Flüchtlinge „alle nach Haspe gepumpt“ würden: „Die Menschen fragen sich, was eigentlich in Emst und im Hochschulviertel passiert? Was ist mit den gutbürgerlichen Quartieren?“ Grundsätzlich sei die Bereitschaft der Hasper sehr hoch, Asylbewerber aufzunehmen. Es dürfe jedoch nicht zu sozialen Verwerfungen kommen: „Ich kann nur appellieren, bei der Suche nach Unterkünften nicht bloß auf die Gebäude zu schauen, sondern auch die soziale In­frastruktur zu betrachten.“

Flüchtlingskoordinator Gierke unterstrich, dass die Stadt aufgrund des Zeitdrucks ihren Fokus zunächst auf kommunale Objekte richte. Gleichzeitig machte er deutlich, dass Haspe mit einer Entlastung rechnen könne, sobald die Landesunterkunft in der Spielbrink-Grundschule (300 Plätze) aufgelöst werde. Selbst wenn die Stadt das Objekt künftig für das kommunale Flüchtlingskontingent weiternutze, würden hier maximal noch 150 Menschen untergebracht.

Für Erwachsene unbedenklich

Sorgen der Bezirksvertretung, der Schimmelbefall in der Kita-Quambusch könne auch die Gesundheit der Flüchtlinge gefährden, konterte Gierke mit dem Hinweis, dass die Belastung für Kinder zwar kritisch, für Erwachsene jedoch unproblematisch sei. Aktuell sei das Gebäude trocken und für die Asylsuchenden ohnehin nur eine vorübergehende Unterbringung dort angedacht.