Hagen-Eilpe. . Mit schweren Kohlenmonoxid-Vergiftungen waren nach einem tragischen Unglück am späten Mittwochabend eine 30-jährige Mutter und ein 41-Jähriger Mann in die Druckluftkammer einer Aachener Spezialklinik gebracht worden. Seit Donnerstag sind beide außer Lebensgefahr.

  • Dramatische Szenen in Hagener Wohnung
  • Frau und Mann bewusstlos nach Kohlenmonoxid-Austritt
  • Ursache auch am Tag danach noch unklar
  • Dramatische Szenen in Hagener Wohnung
  • Frau und Mann bewusstlos nach Kohlenmonoxid-Austritt
  • Ursache auch am Tag danach noch unklar

Dramatische Szenen hatten sich am Mittwochabend um kurz nach 21 Uhr in der Buntebachstraße in Eilpe abgespielt. Die Frau befand sich offenbar im Badezimmer, der Mann im Schlafzimmer. Beide hatten wohl das Bewusstsein verloren. Eine Nachbarin war dann offensichtlich auf die gefährliche Lage aufmerksam geworden und hatte die Feuerwehr verständigt. Die rückte zunächst mit einem Rettungswagen und einem Rüstwagen an.

Frau und Mann bewusstlos

Gastherme im Badezimmer könnten der Ausgangspunkt des Kohlenmonoxid-Austritts sein.
Gastherme im Badezimmer könnten der Ausgangspunkt des Kohlenmonoxid-Austritts sein. © Alex Talash

Als die Einsatzkräfte aber gleich auf mehrere benommen wirkende Bewohner trafen, wurde Verstärkung gerufen. Auch aus dem Ennepe-Ruhr-Kreis, da parallel schon weitere Rettungswagen-Einsätze in Hagen liefen. Neben der Frau und dem Mann mussten sieben weitere Familienmitglieder im Alter von 3 bis 21 Jahren vorsorglich zur Untersuchungen in Hagener Krankenhäuser gebracht werden. Am Donnerstag wurden sie wieder entlassen.

Lebensgefahr bestand besonders bei de 30-jährigen Frau, die auf dem langen Weg mit dem Rettungswagen in die Klinik beatmet werden musste. Nach der Behandlung befinden sich beide auf dem Weg der Besserung. Warum sich das Kohlenmonoxid in der Wohnung breit machte, ist auch am Tag nach dem Unfall noch völlig offen.

Lebensgefährliche Vergiftung - Kohlenmonoxid äußerst tückisch 

Klar war allerdings schnell, dass die Situation gefährlich war. Zwar war nach Informationen unserer Redaktion zumindest der Mann (41) relativ schnell wieder bei Bewusstsein, doch Kohlenmonoxid ist äußerst tückisch.

Das eingeatmete Gas gelangt über die Lunge in den Blutkreislauf, wo es sich an die roten Blutkörperchen heftet. Und zwar dort, wo eigentlich der Sauerstoff gebunden wird. „Das Herz pumpt, das Blut fließt, aber der Sauerstoff gelangt nicht mehr zu den Zellen“, sagt Katrin Hoffmann, leitende Notärztin, die selbst am Mittwochabend nicht am Einsatz beteiligt war.

Kopfschmerzen, Verwirrtheit, Müdigkeit und Bewusstlosigkeit sind erste äußere Symptome. „Allerdings sind das Anzeichen, mit denen wir auch an anderen Einsatzorten immer wieder konfrontiert werden“, so Hoffmann. „Was den Rettungskräften bei der Diagnose hilft, sind CO-Warner. Kleine technische Geräte, die wir seit zwei Jahren nutzen.

Feuerwehr und Polizei am Haus in der Buntebachstraße, wo das Kohlenmonoxid austrat.
Feuerwehr und Polizei am Haus in der Buntebachstraße, wo das Kohlenmonoxid austrat. © Alex Talash

Um das Kohlenmonoxid möglichst schnell aus dem Körper auszuschwemmen, ist die Gabe von reinem Sauerstoff nötig. Bei sehr schweren Vergiftungen – wie am Mittwochabend in der Buntebachstraße – ist allerdings eine Sauerstofftherapie in einer Druckkammer erforderlich. „So kann auch der Sauerstoff im Blutplasma aktiviert werden“, erläutert Katrin Hoffmann.

Mit Rettungswagen-Konvoi in Aacher Druckkammerzentrum gebracht 

Neben dem Druckkammerzentrum in Aachen, in das die beiden Familienmitglieder per Rettungswagen-Konvoi gebracht wurde, gibt es in ganz Nordrhein-Westfalen nur noch eine weitere Druckkammer in Düsseldorf - allerdings ohne Bereitschaftsdienst.

Das ist in den Augen von Kathrin Hoffmann ein riesiges Problem. "Zahlreiche Kammern im Land, darunter auch die im Marien-Hospital in Hagen, sind in den letzten Jahren zurückgebaut worden", so Hoffmann, "es gibt auch in der Politik die Forderung, weitere Druckkammern zu installieren. Die Transporte dauern derzeit viel zu lange und binden Rettungskräfte, die dann bei Einsätzen vor Ort fehlen."

Auch die anderen Bewohner mussten das Haus in der Buntebachstraße in Hagen-Eilpe verlassen.
Auch die anderen Bewohner mussten das Haus in der Buntebachstraße in Hagen-Eilpe verlassen. © Alex Talash

Während der Rettungsarbeiten mussten auch die Bewohner aller anderen Wohnungen das Mehrfamilienhauses verlassen. Neben Bezirksschornsteinfeger Martin Kortmann wurden auch Experten des Energieversorgers Enervie mit ihren noch feineren Messgeräten von der Feuerwehr hinzugerufen. Schließlich konnte aber Entwarnung gegeben werden: In den anderen Wohnungen gab es keine auffälligen Werte. Die Kriminalpolizei hat die Ermittlungen aufgenommen.

Ursache für erhöhte Kohlenmonoxid-Werte weiter unklar

Warum die Kohlenmonoxid-Werte so rapide angestiegen waren, ist aber weiter unklar. „Sowohl der Kaminofen als auch die Therme befanden sich in einwandfreiem technischen Zustand“, erklärt Martin Kortmann. Auch sei die Gastherme regelmäßig gewartet worden. In seltenen Einzelfällen könne es bei starkem Wind dazu kommen, dass Abgase zurück in den Schornstein gedrängt würden. Aber auch das, so der Bezirksschornsteinfeger, sei an der Buntebachstraße nahezu ausgeschlossen. Der zuständige Bezirksmeister wird jetzt vor Ort weiter nach der Ursache für den Kohlenmonoxid-Austritt suchen. „So lange wir den Grund nicht kennen, darf die Wohnung nicht mehr genutzt werden“, so Martin Kortmann.