Hagen. Der Hagener Innenstadtring soll für Lkw gesperrt werden. Damit reagiert die Stadt auf die Luftverschmutzung. Der Rat entscheidet über den Vorstoß des Umweltamtes.

  • Der Hagener Innenstadtring soll für Lkw gesperrt werden
  • Damit reagiert die Stadt auf die Luftverschmutzung
  • Der Rat entscheidet über den Vorstoß des Umweltamtes

Der Märkische Ring soll in Höhe des Finanzamtes ab dem Frühjahr 2016 tagsüber komplett und nicht mehr bloß temporär für den Lkw-Verkehr gesperrt werden. Mit diesem Vorstoß möchte das Hagener Umweltamt erreichen, dass die strengen Auflagen des Luftreinhalteplanes eingehalten werden können. Während die Feinstaubbelastung in Hagen sich inzwischen weitgehend in tolerablen Dimensionen bewegt, liegen die Stickstoffdioxid-Emissionen (NO2) weiterhin jenseits aller Grenzwerte.

Angesichts dieser Fakten werden die Mahnungen aus dem Verkehrsdezernat der Bezirksregierung lauter, dringend weitere Maßnahmen einzuleiten. Andernfalls drohe aus Brüssel ein EU-Strafverletzungsverfahren gegen die Bundesregierung. Die daraus folgenden Strafgeldforderungen, so die Einschätzung der Arnsberger, würde Berlin direkt an die verursachenden Kommunen weiterreichen. Dann müsste der Kämmerer Bußgelder zwischen 20.000 und 900.000 Euro pro Überschreitungstag begleichen.

Zu viele Überschreitungstage

Und von denen gibt es weiterhin reichlich: Am Graf-von-Galen- sowie am Märkischen Ring lag Hagen im Jahre 2014 immerhin an 53 bzw. 52 Tagen über allen Limits – lediglich 40 Überschreitungstage werden vom Gesetzgeber toleriert. Die Zahlen für 2015 stehen noch aus.

Konkret würde das Lkw-Fahrverbot bedeuten, dass alle Laster jenseits der 3,5 Tonnen im Winterhalbjahr aus Immissionsschutzgründen werktags zwischen 6 und 20 Uhr sowie im Sommer sogar zwischen 6 und 22 Uhr aufgrund der Sperrung einen Bogen um den Märkischen-Ring-Abschnitt zwischen Rathausstraße und Emilienplatz fahren müssen. Die jahreszeitliche Unterscheidung ist der im Sommer länger anhaltenden Globalstrahlung geschuldet, die aufgrund chemischer Prozesse die Stickstoffdioxidbelastung zusätzlich in die Höhe treibt.

Städtebauliches Gesamtkonzept

„Obwohl das Lkw-Aufkommen auf dem Märkischen Ring lediglich bei drei Prozent liegt, sind diese Fahrzeuge für 60 Prozent der NO2-Belastung verantwortlich“, verspricht sich Umweltamtschef Dr. Ralf-Rainer Braun von diesem Schritt erhebliche Effekte. Gleichzeitig warnt er davor, aufgrund dieser weiteren Verschärfung gleich einen Zusammenbruch des Hagener Wirtschaftlebens zu prophezeien: „Schon 2014 blieb der Ring an 170 Tagen für Lkw gesperrt. Ziehen wir jetzt beim Blick auf das gesamte Jahr die Wochenenden und Feiertage ab, kommen maximal noch etwa 80 Sperrtage hinzu“, hält er diese Maßnahme für verhältnismäßig. Die endgültige Entscheidung soll der Rat in der Februar-Sitzung treffen.

Reduzierung auf Tempo 30 vertagt

Im Rahmen der Überlegungen zum Luftreinhalteplan wurde von der Hagener Umweltverwaltung die ebenfalls geprüfte Idee, das Tempo auf dem Märkischen Ring von 50 auf 30 km/h zu reduzieren, zunächst einmal verworfen.

In die aktuell optimal abgestimmte grüne Welle will man nicht eingreifen, um das komplexe System nicht aus dem Takt zu bringen und drohende Rückstaus zu vermeiden.

Wissenschaftliche Untersuchungen haben zuletzt gezeigt, dass eine Geschwindigkeitsreduzierung nur dann zu Effekten führt, wenn der Verkehr unstet fließt.

Warum wiederum in Höhe der Hasper Brandt-Brache (Enneper Straße) trotz gleichmäßigen Verkehrsflusses durch das Tempo-30-Limit eine Immissionsreduktion erzielt werden konnte, kann das Landesumweltamt bis heute nicht schlüssig erklären.

Parallel dazu möchte die Verwaltung eine Arbeitsgruppe einrichten, die mit Blick auf die Luftverschmutzung ein städtebauliches Gesamtkonzept entwickelt, das seinen Fokus besonders auf den Märkischen Ring richtet. Dabei wird es zum einen um Ideen gehen, welche Bebauung und damit verbundene Extra-Verkehrsbelastungen für das Bettermann-Gelände noch vorstellbar wäre, ohne die dort ohnehin mäßige Durchlüftungssituation zusätzlich zu verschlechtern. Zum anderen steht die Frage im Mittelpunkt, ob es irgendein Konzept gibt, gegenüber dem denkmalgeschützten Finanzamtsflügel Teile der Wohnbebauung abzureißen, um damit die Straßenschlucht besser zu durchlüften. Zudem soll geprüft werden, ob Fassadenbegrünungen die Luftwerte nennenswert verbessern.