Hagen. . Fast 400 Gäste schauten bei der Weihnachtsauktion vorbei. Am Ende sammelten sich 14.055 Euro in der Kasse. Das Spendenkonto der Redaktion bleibt weiter geöffnet.

  • Fast 400 Gäste schauten bei der Weihnachtsauktion vorbei
  • Am Ende sammelten sich 14 055 Euro in der Kasse
  • Das Spendenkonto der Redaktion bleibt weiter geöffnet.

Einige Bieter feierten den Erfolg, mit ihrem letzten Fingerzeig den Zuschlag erhalten zu haben, mit der Becker-Faust. Andere sprangen sogar begeistert mit gerecktem Arm von ihren Stühlen auf. Manchmal spiegelte auch bloß ein subtiles Lächeln in den Mundwinkeln den inneren Triumph wider. Doch am Ende war sämtlichen Gästen der adventlichen WP-Benefiz-Auktion eines gemeinsam: das Gefühl, vor allem einer guten Sache gedient zu haben. Nahezu 400 Gäste kamen am späten Sonntagvormittag im Sparkassenkarree zusammen, um als finanzkräftige Helfer den Helfern der Asylsuchenden unter die Arme zu greifen. Am Ende der gut dreistündigen Veranstaltung stand die stolze Einnahme von exakt 14. 055 Euro.

Breites Aufgabenfeld

„Wir haben uns auf den Weg gemacht, die Flüchtlinge willkommen zu heißen“, formulierte Stefanie Krause als Leiterin der Freiwilligenzentrale die gewaltige Aufgabe zunächst eher sachlich, um im nächsten Atemzug nachzuschieben: „Das ist ein Marathon.“ Entsprechend betonte auch Reinhard Goldbach, Leiter des federführenden städtischen Fachbereichs Jugend und Soziales, dass die Herausforderung nicht bloß in ausreichend Obdach und Verpflegung liege: „Es geht ebenso um Sprache, Kita, Schule sowie berufliche und gesellschaftliche Eingliederung“, skizzierte er ein breites Aufgabenfeld für Helfer aller Talente.

Ein Hauch von Schlussverkaufsatmosphäre wehte durch die gute Stube der Sparkasse, als sich um 11 Uhr die Türen für den Schnäppchenmarkt öffneten. Das bewährte Team des größten Hagener Kreditinstituts sorgte – kulinarisch unterstützt von Stefanie Kamp – gewohnt professionell für den adäquaten Rahmen. Die frühen Gäste nutzten sowohl den Erstzugriff auf Bücher und allerlei Praktisches am Krabbeltisch, nahmen aber auch schon Kontakt zu den drapierten und meist schmuck verpackten Auktionsobjekten der Begierde auf. Schnell noch einen Kaffee oder ein Gläschen Sekt für den Mut zum Mitbieten und los geht’s.

Egal ob Tanzkurse, Reisegutscheine oder Schlemmervergnügen – Punkt 12 Uhr packte Theater-Omnikönner Werner Hahn sich das Mikrofon und damit den Saal. Launig souffliert von WP-Redakteurin und Organisations-Frontfrau Yvonne Hinz brillierte der charmante Bühnenprofi gewohnt souverän als Auktionator mit bübischer Cleverness. Augenzwinkernd gelang es dem Hasper mit alpenländischen Wurzeln, Leuten Präsente anzudienen, von denen die Käufer wenige Minuten zuvor noch nicht einmal geahnt hätten, dafür einen Cent auszugeben. Beispielsweise Jürgen Heyer, der einen VHS-Kochkursus für ein Vier-Gänge-Valentinstag-Menü ersteigerte. „Als ich das hörte, wusste ich, dass ich hier meiner Freundin mal was zurückgeben kann.“

Grüner Sessel für OB Schulz

Selbst Oberbürgermeister Erik O. Schulz ließ sich zu einem Spontankauf hinreißen. 100 Euro investierte der 50-Jährige in ein kubistisches, lindgrünes, vor puristischer Eckigkeit nur so strotzendes Sitzmöbel, das eher an eine Arbeitsbeschaffungsmaßnahme der Orthopäden-Zunft erinnerte: „Der Sessel passt optimal zu unseren Esstisch-Stühlen“, konterte er sämtliche Bedenkenträger, die sich um den oberbürgermeisterlichen Geschmack sorgten.

Eher als Praktiker trumpfte hingegen Bürgermeister Hans-Dieter Fischer auf. Er verschaffte einem niedlichen Teddy-Bären für die nächsten Enkel-Besuche ein neues Zuhause und ersteigerte zudem für seine Gattin ein flauschiges Tibetlamm-Etwas für den fröstelnden Hals: „Sie hatte mich gewarnt, bloß nicht wieder eine Handtasche mitzubringen.“ Nützliches hatte CDU-Fraktionschef Wolfgang Röspel im Sinn, als er bei 90 Euro den Zuschlag für das Gänsetaxi erhielt: „Das rollt bei uns am zweiten Weihnachtstag vor – dann kann ich diesmal ausschlafen und muss nicht am Ofen stehen.“

Kulinarik dominierte ohnehin das Angebot. Ob als Brunch, intimes Dinner oder als Grill-Fest im Dutzend – der erste Sturm der Hagener Gastroszene ließ sich erneut nicht lumpen und spendete für die WP-Weihnachtsaktion Schlemmereien aller Art. Ganz zur Freude von Reinhild Senska, die beispielsweise ein Edel-Barbecue für zehn Personen im Hotel Dresel ergatterte: „Das werden wir mit der ganzen Familie nutzen.“

1500 Euro für Becking-Kunst

Für das absolute Top-Gebot des Nikolaustages sorgte diesmal der Hagener Jurist Ekkehard Padeck: 1500 Euro investierte er in das Horst-Becking-Bild „Baum der Erinnerung“. „Wir werden dafür einen Platz im Wohnzimmer finden“, möchte er es im Rahmen eines ohnehin anstehenden Umbaus gemeinsam mit einem Schumacher-Werk aus einer Erbschaft seiner Gemahlin repräsentativ platzieren. „Ich habe Herrn Becking und sein Schaffen vor Jahren einmal bei einer Ausstellung in der Märkischen Bank kennen und schätzen gelernt. Jetzt war die Gelegenheit da, einmal ein Werk dieses großen Hagener Künstlers zu erwerben.“

Weniger als Kulturfreund, dafür eher als Praktiker agierte diesmal Stammgast Klaus Fehske im Bieterreigen. Er investierte in ein stattliches, wieherndes Schaukelpferd, das Werner Hahn zuvor mit echten Jockey-Qualitäten dem Publikum schmackhaft gemacht hatte. Allerdings war der Lutz-Chef mit seinem Verdacht, Pharmazeut Fehske wolle sich von seinem Auto trennen, auf dem Holzweg: „Wenn wir jetzt unsere Apotheke ausbauen, werden wir eine Kinderspielecke einrichten – da passt das Holzpferd prima hin.“

Höchstgebot auf schmuckes Mikroskop

Als Berufsoptimist präsentierte sich auch Kämmerer Christoph Gerbersmann, der das Höchstgebot für ein schmuckes Mikroskop abgab. „Der glaubt doch nicht wirklich, dass unser Defizit bald so winzig ausfällt, dass er das Gerät braucht“, raunten seine Parteifreunde in den hinteren Reihen ungläubig. Dabei ahnten sie jedoch schon, dass beim Bieten eher das Herz des Naturwissenschaftlers als des Finanzdezernenten schlug.

Umso begeisternder das pekuniäre Gesamtergebnis der Auktion: „Mehr als 14 000 Euro sind ein wirklich tolles Ergebnis“, bilanzierte Yvonne Hinz. „Damit können wir den Flüchtlingshelfern mit ihren vielen kreativen Ideen und Projekten eine solide finanzielle Basis für ihre Aktivitäten bieten.“ Natürlich bleibt das Spendenkonto der WP-Stadtredaktion auch in den nächsten Wochen für alle Unterstützer noch geöffnet.