Hagen. . Der Zustrom von minderjährigen Flüchtlingen nach Hagen hat dramatisch zugenommen. Nach Auskunft der Stadtverwaltung befinden sich derzeit 59 Jugendliche in der Volmestadt.
- Zahl der jugendlichen Flüchtlinge steigt an
- Derzeit leben 59 Minderjährige in Hagen
- Sie werden u.a. in Wohngruppen untergebracht
Der Zustrom von minderjährigen Flüchtlingen nach Hagen hat dramatisch zugenommen. Nach Auskunft von Reinhard Goldbach, Leiter des Fachbereichs Jugend und Soziales im Rathaus, befinden sich derzeit 59 Jugendliche, die ohne ihre Eltern nach Deutschland geflüchtet sind, in der Obhut des Kinderdorfs Weißenstein, des Agnesheims und anderer Einrichtungen. Einige sind zudem in von der Stadt angemieteten Wohnungen untergebracht. „Wir verfallen zwar nicht in Panik, aber das ist schon eine riesige Herausforderung“, so Goldbach.
Und die Lage wird sich weiter zuspitzen, denn ein Ende des Flüchtlingsstroms ist nicht abzusehen. Vor zwei Monaten ging der Bund noch davon aus, dass auf 5000 Einwohner ein minderjähriger Flüchtling kommt. Für Hagen hätte das bedeutet, dass die Stadt 40 Betroffene aufnehmen müsste. Inzwischen wurde die Prognose jedoch auf 1779 Einwohner pro Flüchtling korrigiert, so dass die Stadt nun rund 100 Jugendliche unterbringen muss. Zur Unterbringung gehört nicht nur eine geeignete Bleibe, sondern auch die gesundheitliche und schulische Betreuung sowie die Bestellung eines Vormundes. „Jeder jugendliche Flüchtling erhält einen Vormund“, stellt Goldbach klar.
Clearing-Gruppe
Vermutlich Anfang Januar sollen einige der jungen Leute in Wohngruppen untergebracht werden, wobei die Stadt eng mit den Sozialverbänden zusammenarbeitet. Der Sozialdienst katholischer Frauen (SkF) lässt derzeit das ehemalige Schulungszentrum der Caritas in der Pillauer Straße in Boele instandsetzen, dort sollen neun Jugendliche einziehen. Bei dieser Einrichtung wird es sich um eine sogenannte Clearing-Gruppe handeln, in der die persönliche Situation jedes Betroffenen geklärt wird. Nach maximal drei Monaten müssen die Jugendlichen ausziehen. Dagegen dürfen die jungen Menschen, die im evangelischen Freizeitheim in Holthausen, auf dem Gelände der Bildungsstätte Berchum oder in einem zum Werkhof gehörenden Gebäude in der Obernahmer untergebracht werden, dort für längere Zeit bleiben.
Kein Ende in Sicht
Die minderjährigen Flüchtlinge stammen fast ausschließlich aus den Krisengebieten der Erde wie Syrien, Afghanistan, Eritrea und dem Irak. Die Fluchtwege seien kürzer geworden, hat SkF-Geschäftsführer Michael Gebauer in Erfahrung gebracht: „Früher waren sie oft jahrelang unterwegs, jetzt kommen sie über die bekannte Balkanroute.“ Auch er rechnet damit, dass die Zahlen weiter ansteigen werden: „Das Ende der Fahnenstange ist noch nicht erreicht.“ Der SkF hat unter anderem eine Hauswirtschafterin angestellt, die mit den Jugendlichen einkaufen geht und ihnen zeigt, wie sie ihre Unterkunft in Ordnung halten.
Jugendliche sollen gerechter verteilt werden
Bislang konzentrierten sich minderjährige Flüchtlinge vor allem in grenznahen Regionen. Aber auch in Dortmund und Wuppertal wurden viele von ihnen registriert. Beide Städte haben in Hagen um Amtshilfe bei der Unterbringung der Jugendlichen nachgesucht.
Per Gesetzesänderung wollen Bund und Länder die Flüchtlinge ab 2016 gerechter auf alle Kommunen verteilen.
Auch die Stadt Hagen sucht händeringend nach Personal, um die Flüchtlinge adäquat betreuen zu können. So hat Goldbach jetzt wieder kurzfristig zwei Stellen im Allgemeinen Sozialdienst, eine in der wirtschaftlichen Jugendhilfe sowie eine im Bereich der Vormundschaften beantragt. Finanziert werden diese Personalkosten vom Land, das für jeden minderjährigen Flüchtling 3100 Euro im Jahr an die Stadt überweist.