Hagen. . Er steht heute am Eingang des Historischen Centrums in Eilpe. Doch über Jahrzehnte war der Eiserne Schmied eine prägende Skulptur mitten in Hagen.
- Eiserner Schmied vor 100 Jahren eingeweiht
- Skulptur befand sich früher mitten in der Stadt
- Zu Nagelfeiern strömten Tausende von Bürgern
Er steht heute am Eingang des Historischen Centrums in Eilpe. Doch über Jahrzehnte war der Eiserne Schmied eine prägende Skulptur mitten in Hagen, die von den jeweils Mächtigen auch immer wieder für ihre Zwecke eingesetzt wurde. Heute vor 100 Jahren, am 28. November 1915, wurde die Skulptur des Dortmunder Bildhauers Friedrich Bagdons (1878 bis 1937) eingeweiht. Dr. Ralf Blank, Leiter des Historischen Centrums der Stadt Hagen, beleuchtet die Geschichte der mehr als drei Meter großen Eichenholzfigur, in die die Bürger gegen eine Spende Nägel und Plaketten einschlagen konnten.
Welche Bedeutung hat die Figur des Eisernen Schmieds?
Dr. Ralf Blank: Der Eiserne Schmied war eng mit nationalen Vorstellungen verbunden und stand als Symbolfigur für zahlreiche Mythen und Legenden, die sich um das Reich und einzelne Persönlichkeiten rankten. Als Wahrzeichen und Mittel der politischen Propaganda an der ‚Heimatfront’ des Ersten Weltkriegs enthält er unterschiedliche Deutungen. Bereits äußerlich betonte die muskelbepackte, athletische Gestalt des Eisernen Schmieds Pathos und Heroismus.
Mit Hagen selbst hat die Skulptur also nichts zu tun?
Blank: Die Figur des Schmieds vermittelte auch einen Bezug zur traditionellen Wirtschaftsweise im Hagener Raum. Als Symbolfigur greift der Schmied vor allem mythologische Elemente auf – wie die germanische Sagenfigur Wieland der Schmied und Otto von Bismarck als „Schmied des Reiches“. Die Attribute Hammer und Amboss standen für das Deutsche Reich und die zu schlagenden Feinde.
Mit dem Wirken von Karl Ernst Osthaus hatte Hagen Anfang des 20. Jahrhunderts schon einen Ruf als Ort des Expressionismus. Warum kam kein Künstler dieser Richtung zum Zuge?
Blank: Anlässlich der Ausschreibung für den Hagener „Nagelmann“ hatte Karl Ernst Osthaus zwei Gegenentwürfe des expressionistischen Künstlers Ernst Ludwig Kirchner und der Bildhauerin Milly Steger in Auftrag gegeben. Beide Entwürfe wurden von der Hagener Auswahlkommission abgelehnt, da sie dem dort verbreiteten Kunstgeschmack widersprachen. Bei aller Bedeutung der Hagener Aktivitäten von Osthaus für die Avantgarde vor 1914 zeigt die Ablehnung der Entwürfe von Kirchner und Steger recht deutlich, dass der kulturelle Impuls die städtische Elite und die politisch Verantwortlichen vermutlich längst nicht in dem Maße erreichen konnte, wie es heute im Rückblick vielleicht scheint.
Welche Bedeutung hatte der Eiserne Schmied für die Hagener Bevölkerung?
Blank: Nach der Einweihung des Eisernen Schmieds am 28. November 1915 folgten zahlreiche „Nagelfeiern“. Die Bevölkerung konnte gegen einen Geldbetrag eigene „Gedächtnisnägel“ in das Holz der Figur schlagen. Unternehmen und kapitalkräftige Geldgeber erwarben größere Eisenplatten mit ihrem Firmennamen. Offiziell sollten mit den Einnahmen, die bis 1918 eine beträchtliche Höhe und reichsweit einen Spitzenplatz erreichten, Hinterbliebene gefallener Soldaten unterstützt werden. Tatsächlich aber dienten sie zur Kriegsfinanzierung. Der 1915 gegründete Verein existierte bis in die 1920er Jahre fort.
Was geschah nach dem Ersten Weltkrieg?
Blank: Nach der deutschen Niederlage verschwand der Eiserne Schmied zunächst in der Stadthalle und damit aus dem öffentlichen Raum. Am 29. Januar 1934 erhielt die Figur unter der Säulenhalle des Rathauses einen neuen und wieder zentral gelegenen Standort. Die Nationalsozialisten nutzen den Eisernen Schmied als Symbol für die vermeintliche Widerstandskraft der ‚Heimatfront’ im Ersten Weltkrieg. Sie griffen damit die ursprüngliche Sinnstiftung teilweise wieder auf.
Und nach dem Zweiten Weltkrieg?
Blank: Das „Dritte Reich“ und die Bombenangriffe des Zweiten Weltkriegs überstand die Figur ohne Schäden. In der Nachkriegszeit blieb sie dann wieder dem Blick der Öffentlichkeit entzogen. Ab 1984 wurde der Eiserne Schmied im neuen Stadtmuseum als historisches Exponat ausgestellt. Mit der Präsentation im Eingangsbereich des Historischen Centrums in Eilpe wurde ab 1998 ein vorerst letzter Standort gefunden. Die Skulptur ist damit zu einem aussagekräftigen historischen Exponat in einem musealen Raum geworden.