Eilpe. . Das Archiv der Stadt ist für Hagen wie ein Gedächtnis. Pläne, die jetzt entdeckt wurden, dokumentieren die Entwicklung.

  • Baupläne sind eine echte Rarität
  • Jetzt werden Entwürfe gesichtet und erfasst
  • Stadtarchiv ist Gedächtnis für Hagen

Die ersten Höhepunkte liegen auf dem Tisch. Andreas Korthals und Dr. Ralf Blank stecken die Köpfe zusammen. Sie entziffern alte Schriften, sie gleichen Adressen ab, und sie sind beeindruckt von der filigranen Kunst, die die Architekten mit feiner Feder per Hand auf die riesigen Bögen aufbrachten.

Stadtentwicklung schlummert im Archiv der Stadt Hagen im Historischen Centrum in mehr als 400 Umzugskartons. Bauakten und Pläne. Der Stadtarchivar und der Leiter des Fachdienstes Wissenschaft, Museen und Archiv erwecken diese außergewöhnlichen Dokumente zum Leben. Sie werden gesichtet, und sie werden erfasst.

Seltener Bestand

So wie jene Zeichnungen, die den Wiederaufbau der Eilper Christuskirche nach dem Zweiten Weltkrieg dokumentieren. Oder wie die Pläne einer Villa, die die berühmten Architektenbrüder Ludwigs entworfen haben. Oder die Skizzen der Hangars, die auf dem Flughafen Emst Maschinen Schutz bieten sollten und die nie errichtet wurden. All diese Pläne sind für Historiker ein Schatz. Einer, der seinesgleichen in anderen Archiven des Landes sucht. „Solch einen Bestand gibt es nur in wenigen anderen Städten“, erklärt Ralf Blank.

Eines der größten Kommunalarchive der Landes

Das Archiv der Stadt Hagen, eines der größten Kommunalarchiv in NRW, befindet sich im Historischen Centrum, Eilper Straße 71-75.

Unter anderem sind hier auch Bände sämtlicher Zeitungen einzusehen, die in Hagen bislang erschienen sind.

Daneben umfasst der Bestand ein umfangreiches Foto-Archiv. Zahlreiche Bilder sind bereits elektronisch erfasst.

Weitere Informationen sowie Öffnungszeiten im Internet unter der Adresse www.historisches-centrum.de

Als das Dorf ab Mitte des 19. Jahrhunderts durch den Anschluss an das Eisenbahnnetz zu einer Stadt wuchs, nahmen die Planungen zu. „Diese Unterlagen sind Beleg dafür, dass ein Archiv viel mehr ist als eine Art Verwahranstalt für Akten“, sagt Blank. „Solche Funde machen ein Archiv zum kulturellen und historischen Gedächtnis. Anhand dieser Pläne können wir Stadtentwicklung nachvollziehen. Sie dokumentieren den Ausbau der Innenstadt ebenso wie den der Peripherie.“

Stadt des Wiederaufbaus

Einen Ausbau, der in der Ideologie der Nationalsozialisten zwar schon konkrete Formen annahm, dann aber durch die Zerstörung der kompletten Innenstadt durch alliierte Bomberverbände unterbrochen wurde. „Gleichwohl wird deutlich, das Hagen als eine Stadt des Wiederaufbaus relativ schnell wuchs“, so Blank. Möglich sei das auch deshalb gewesen, weil die Stadtplaner auf Dokumente zurückgriffen, mit denen die Nationalsozialisten bereits ab 1944 den Wiederaufbau planten.

Diese Zeichnung dokumentiert den Wiederaufbau der Christuskirche in Eilpe nach dem Zweiten Weltkrieg.
Diese Zeichnung dokumentiert den Wiederaufbau der Christuskirche in Eilpe nach dem Zweiten Weltkrieg. © WP

Bis in die 90 Jahre des letzten Jahrhunderts reichen die Baupläne, die im Stadtarchiv lagern. Für Archivar Andreas Korthals bedeuten die 400 Kartons eine wahre Sisyphosarbeit, obwohl die Akten (sortiert nach Straßen) laut Aussage des Bauordnungsamtes nur bis zum Buchstaben „K“ reichen: „Wir werden in nächster Zeit versuchen, die Enden zueinanderzubringen“, sagt Korthals, „Dabei werden wir nicht alles bewahren können.“ Priorität haben Immobilien, die vor 1945 geplant wurden, denkmalgeschützte Häuser sowie Gebäude mit besonderer Bedeutung.