Hagen-Hengstey. Die Verwandlung der Ackerflächen auf dem Böhfeld in ein Gewerbegebiet dürfte nach ersten Berechnungen mehr als 20 Millionen Euro verschlingen.
Die Umwandlung der 16,5 Hektar großen Ackerflächen am Böhfeld (Dreieck Hengsteysee/Dortmunder Straße/A1) in ein Gewerbegebiet dürfte die Stadt mindestens 20 Millionen Euro kosten. Damit würde der Quadratmeterpreis sich in Richtung 130-Euro-Marke bewegen. Das wurde in der Sitzung des Stadtentwicklungsausschusses deutlich. Allerdings erhofft sich die Wirtschaft von diesem Schritt auch die Schaffung von bis zu 900 neuen Arbeitsplätzen. In einer Verwaltungsvorlage ist noch von einem Quadratmeterpreis von 113 Euro die Rede, um das Gebiet baureif zu machen. Doch vertiefende Nachfragen aus der Politik machen bereits deutlich, dass diese Summe kaum zu halten ist.
Sicherung von Arbeitsplätzen
Wohl wissend, dass Gewerbeflächen nie wirtschaftlich entwickelt werden können, hatte der Rat gefordert, erste Kostenschätzungen für die Entwicklung und Erschließung dieses Gewerbegebietes sowie die Modellierungsarbeiten zu erstellen, um auch für die Zukunft Arbeitsplätze und Steuereinnahmen für die Stadt zu sichern. Hier ein Extrakt:
Bodendenkmale: Seit drei Jahrzehnten sind auf dem Böhfeld archäologische Funde bekannt. Es handelt sich sowohl um Steingeräte aus dem Jungneolithikum und der Altsteinzeit als auch eisenzeitliche und mittelalterliche Funde. Daher wird es, wie in Herbeck, eine Oberflächen-Feinerkundung geben müssen – Kosten: 500 000 Euro.
Bodenbewegungen: Das Gewerbegebiet hat ein Gefälle von 20 Metern, so dass hier Plateaus modelliert und Anschüttungen gestaltet werden müssen. Dazu müssen 375 000 Kubikmeter Bodenmassen bewegt werden – Kosten: unklar.
Klärschlamm: 5,6 Hektar der Fläche sind mit Klärschlamm belastet, der bei einer nicht-landwirtschaftlichen Nutzung abgetragen und entsorgt werden muss. Weitere 130 000 Kubikmeter Boden müssen hier umgeschichtet werden – Kosten: unklar.
Verkehr: Für die Anbindung des Böhfeldes muss der Knotenpunkt Dortmunder/Kabeler/Böhfeldstraße ausgebaut und mit Ampeln erweitert werden. Außerdem fällt eine Erschließungsstraße an – Kosten: 6,7 Millionen Euro.
Kanalisation: Die Entwässerung des Böhfeldes kann über ein Trennsystem erfolgen. Regen kann in den See fließen, Schmutzwasser an die Kabeler Straße angeschlossen werden – Kosten: 3,6 Millionen Euro.
Kompensation: Für den Naturverbrauch (Landschaft und Artenschutz) muss ein Ausgleich geschaffen werden – Kosten: 920 000 Euro.
Verlagerung des Bauernhofes: Der auf dem Böhfeld agierende Landwirt muss für seinen Betrieb, die Verlagerung sowie für Pachtaufhebungen entschädigt werden – Kosten: 5,3 Millionen Euro.
Flächenerwerb: Neben den Flächen des Bauern gibt es weitere Grundstücke von Privateigentümern, die zur Realisierung des Gewerbegebietes erworben werden müssen – Kosten: 1,7 Millionen Euro.
Kampfmittelbeseitigung: Luftaufnahmen des Gebietes zeigen deutliche Kraterspuren, so dass hier der Kampfmittelräumdienst hinzugezogen werden muss – Kosten: unklar.
Sicherung Gashochdruckleitung: An der Zufahrt des Gewerbegebietes kreuzt eine Gashochdruckleitung, für die ein Gutachter zusätzliche Sicherungs- und Anpassungsmaßnahmen prüfen muss – Kosten: unklar.
Bodenersatz: 19 Hektar des Areal verfügen über einen besonders hochwertigen, ertragreichen Boden, der gesondert begutachtet und mit besonderen Ausgleichmaßnahmen kompensiert werden muss – Kosten: unklar.
Artenschutz: Da die erforderlichen gutachterlicher Aussagen zum Artenschutz noch nicht vorliegen, können die endgültigen Summen für landschaftsökologischen Kompensationen über den Grundausgleich (920 000 Euro) hinaus noch nicht beziffert werden.
Lärmschutz: Für möglicherweise erforderliche Lärmschutzmaßnahmen fehlen noch die gutachterlichen Grundlagen – Kosten: unklar.
Planungs- und Gutachterkosten: Da das Volumen der erforderlichen Gutachter- und Ingenieurleistungen bislang nur grob vorliegen, liegen hier noch keine Zahlen auf dem Tisch. Aber allein die Kosten für die Bearbeitung des Bebauungsplanes summieren sich auf 134.000 Euro.
Weiterer Beratungsbedarf
Angesichts dieser zahlreichen offenen Posten hat die Politik erheblichen zusätzlichen Beratungsbedarf angemeldet, um die weiteren Schritte zur Entwicklung des Böhfeldes abzuwägen. Daher wird das Thema auch in der heutigen Ratssitzung noch nicht zum Thema, sondern zunächst in den Fachausschüssen sowie in der BV Nord weiter diskutiert.