Hagen-Haßley. . Der heimische Energieversorger Enervie befindet sich in einer tiefen Krise. Jetzt bietet Enervie 1800 Quadratmeter in seinem neuen Firmensitz für solvente Untermieter an.

  • Energieversorger in tiefer Krise
  • Büroflächen werden angeboten
  • 1800 Quadratmeter zur VErfügung

Keine anderthalb Jahre ist es her, da zeigte sich die Enervie-Spitze noch optimistisch. Im Beisein von NRW-Wirtschaftsminister Garrelt Duin wurde unter dem Slogan „Unsere Enervie-Zentrale – innovativ und zukunftsorientiert“ der supermoderne Unternehmenssitz auf Haßley standesgemäß eröffnet. Heute befindet sich der heimische Energieversorger im tiefsten wirtschaftliche Tal seiner Unternehmensgeschichte und offeriert aktuell Teile des nagelneuen Firmensitzes in einem Internet-Portal, um solvente Untermieter ins Haus zu locken.

Zum 1. Januar 2016 sucht Enervie am „Platz der Impulse“ einen Nutzer für 1800 Quadratmeter gehobene Bürofläche mit dazugehörigen 50 Parkplätzen. Dafür ist in dem innovativen Neubau mit energieeffizienter Technik eine Kaltmiete von zwölf Euro pro Quadratmeter plus 2,70 Euro Nebenkosten vorgesehen. In Summe also fast 320 000 Euro im Jahr. „Wir sind dabei flexibel genug, auch ein anderes der vier Obergeschosse anzubieten“, erläutert Unternehmenssprecher Andreas Köster. Lediglich das Erdgeschoss mit Empfang, Besprechungsräumen und Gastronomie stehe nicht zur Verfügung.

Weitere Flächen in der City

Parallel zu den Flächen in der Unternehmenszentrale auf Haßley, versucht Enervie auch am ehemaligen Sitz der Hauptverwaltung an der Körnerstraße Büroflächen zu vermieten.

So wird auf dem Immobilienmarkt aktuell die einstige Vorstandsetage im ersten Obergeschoss mit zehn Einzelbüros, Besprechungsraum mit modernster Kommunikationstechnik sowie großzügigen Vorstandszimmern angeboten.

Für die gut 700 Quadratmeter große Fläche in bester Innenstadtlage mit Parkplätzen wird eine Monatsmiete von mehr als 6000 Euro aufgerufen. Weitere Mieter in der Immobilie sind neben der Mark-E die Barmer GEK sowie Abellio.

Insgesamt ist der immer größer werdende Leerstand von Büroflächen in Hagen ein Thema, das zum Beispiel auch die Hagen-Agentur im Auge hat. Rund zwölf Prozent der Büroflächen in Hagen stehen leer. Noch vor fünf Jahren war der Leerstand nur halb so groß. „Es hat zum Beispiel im Bereich der Banken viele räumliche Umstrukturierungen gegeben, wodurch freie Flächen entstanden sind“, sagt Hagen-Agentur-Geschäftsführer Michael Ellinghaus. Auch in den Shopping-Galerien würden Büroflächen leerstehen.

Durch die nun zur Vermietung angebotenen Enervie-Flächen erhöht sich vorläufig die Leerstandsquote im Bereich der Büroflächen.

„Neubau-Büroetagen mit neuen kommunikativen Arbeitswelten“, preist die mit Fotos garnierte Immobilien-Anzeige im Internet die Schreibtisch-Ensembles. Eine Formulierung, die sich perfekt an den Eröffnungstag im Mai 2014 anschließt. Der Neubau für 750 Mitarbeiter sei kein Selbstzweck, erläuterte seinerzeit der Vorstandssprecher Ivo Grünhagen das Konzept, und sprach vom architektonischen Ausdruck einer Kulturveränderung im Unternehmen hin zu mehr Offenheit und Transparenz: „Das ist der innovativste Bau in Hagen und das innovativste Konzept in der gesamten Energiebranche“, präsentierte der AG-Chef den Gästen die offenen, dialogfördernden Großraumbüro-Welten, in denen die Mitarbeiter allmorgendlich ihre Arbeitsutensilien aus einem Pilotenkoffer entnehmen und jedes Mal an einer anderen, perfekt freigeräumten Schreibtischplatte (Clean-Desk-Prinzip) ausbreiten.

450 Arbeitsplätze gestrichen

Inzwischen haben die Restrukturierungsexperten von Roland Berger dem Energieversorger im Namen der Banken ein knallhartes Sanierungskonzept inklusive Abbau von mehr als 450 Arbeitsplätzen verordnet. Im Rahmen der damit einher gehenden Flächenverdichtung in sämtlichen Enervie-Liegenschaften der Region, wird somit am „Platz der Impulse“ auf Haßley eine komplette Etage überflüssig. Beispielhaft wird daher jetzt das erste Obergeschoss, in dem sich aktuell Abteilungen der Erzeugung und der Netze befinden, zur Vermietung offeriert. „Es handelt sich um ein Antesten des Marktes“, erklärt Unternehmenssprecher Köster den Internet-Vorstoß und ergänzt: „Planerisch war eine Untervermietung immer optional vorgesehen.“

Jetzt muss bloß noch ein passender Mieter für die Offerte gefunden werden. „Natürlich muss auch die Branche des Interessenten passen“, betont Köster, „wir werden das in Ruhe prüfen.“