Hagen. . Hagen gibt pro Jahr und Bürger 122 Euro für Kultur aus. Mehr als das Doppelte als Städte von vergleichbarer Größe. Das Theater ist mit 72 Euro pro Bürger dabei.

  • Hagen gibt pro Jahr und Bürger 122 Euro für Kultur aus
  • Mehr als das Doppelte als Städte von vergleichbarer Größe
  • Das Theater ist mit 72 Euro pro Bürger dabei

Die Hagener Steuerzahler geben so viel Geld für Kultur aus wie kaum eine weitere Kommune in Nordrhein-Westfalen. Zu diesem Ergebnis kommt die Gemeindeprüfungsanstalt (GPA). In ihrem aktuellen Prüfbericht brandmarkt sie vor allem das Theater mit seinem Orchester als ausgesprochen kostspieliges kommunales Angebote.

Auf jeden Bürger kommen 122 Euro

Die jüngste überörtliche Prüfung, bei der unter dem so genannten Produktbereich Kultur die Museen, das historische Centrum, Theater und Orchester, Musikschule, VHS, Bücherei und Kulturbüro zusammengefasst sind, zeigt auf, dass in Hagen der Gesamtzuschussbedarf zwischen den Jahren 2008 und 2013 trotz aller Personal- und Sachkostensteigerungen zwar von 24 auf 23 Millionen Euro gesunken ist. Im gleichen Zeitraum stieg jedoch der Zuschuss für Theater und Orchester von 12,9 auf 13,9 Millionen Euro und liegt inzwischen bei knapp 15 Millionen Euro. Heruntergerechnet auf die Bevölkerungszahl bedeutet dies für das Betrachtungsjahr 2012, dass die Stadt Hagen laut GPA-Bericht pro Bürger 122 Euro für die Kultur ausgegeben hat. Diese Zahlen bestätigte Kämmerer Christoph Gerbersmann auf Anfrage dieser Zeitung.

Externe Betrachtung schärft den Blick der Kommunen

Im Jahr 2003 als Teil der Aufsicht des Landes NRW über die Kommunen gegründet, prüft die Gemeindeprüfungsanstalt (GPA) die Kommunen auf Wirtschaftlichkeit und Rechtmäßigkeit. Dazu gehören auch Beratungs- und Serviceangebote, um die Effizienz zu erhöhen.

Methodische Grundlage der GPA-Arbeit ist die vergleichende Betrachtung kommunaler Leistungen. Die Zahlenexperten zeigen damit Möglichkeiten zu Verbesserungen auf, die werden. Gemessen an der jeweiligen Haushaltslage und den örtlichen Strukturen regen sie Veränderungen an, die zur genutzt werden können.

Im interkommunalen NRW-Vergleich belegt Hagen – trotz der leichten Reduzierung beim Gesamtzuschuss – damit weiterhin einen Spitzenrang bei den Kulturausgaben. Diese liegen ansonsten landesweit durchschnittlich bei 87 Euro pro Bürger, also 35 Euro niedriger. In dieser Auflistung sind naturgemäß auch Städte berücksichtigt, die über keinerlei selbstbespieltes Bühnenangebot verfügen. Im Vergleich der kleinen kreisfreien Städte – bis 200.000 Einwohner – sind die 122 Euro pro Bürger sogar der mit Abstand höchste Wert. Die nächste Kommune in der Rangfolge investiert lediglich 59 Euro pro Einwohner in die Kultur, also nicht einmal die Hälfte vom Hagener Budget. Der Mittelwert in den kleineren Großstädten liegt somit – verursacht durch den Hagener Ausreißer – bei 60 Euro für die Kulturausgaben.

Beim tiefergehenden Blick auf das Prüfungsjahr 2012 ermittelt die GPA allein für Theater und Orchester eine finanzielle Unterstützung pro Hagener von 72 Euro. Damit sind die Ausgaben für das Team von Norbert Hilchenbach um 12 Euro/Bürger höher als größenmäßig vergleichbare NRW-Städte sich durchschnittlich für ihren kompletten Kulturbereich leisten. Vor diesem Hintergrund empfiehlt die GPA, die bereits im Rahmen der überörtlichen Prüfung der Jahre 2007/2008 angesichts der schon damals kritischen Finanzsituation auf die Unverträglichkeit der hohen Zuschüsse für die Kulturförderung in Hagen hinwies, weitere Konsolidierungsmaßnahmen einzufädeln.

93 Euro Subvention pro Besucher

Zumal der kommunale Zuschuss für das Haus zuletzt weiter deutlich anstieg, während die Einwohnerzahl entlang der Volme seit 2008 um etwa 4000 Köpfe sank. In der Spielzeit 2013/14 klebte unter jedem Sitz der gut 160.000 Besucher/Jahr ein kommunaler Zuschuss von gut 86 Euro. Angesichts der inzwischen auf 15 Millionen Euro gestiegenen Unterstützung aus der leeren Stadtkasse wird in dieser Spielzeit jeder Theatergast mit mehr als 93 Euro subventioniert. Insgesamt schlagen die externen GPA-Prüfer zur Drosselung der Hagener Kulturausgaben vor, Einrichtungen aufzulösen und systematisch die Kooperation mit anderen Städten zu suchen.

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