Hagen lässt sich seine Kulturszene was kosten – deutlich mehr als andere Städte im Land. Ein klares Bekenntnis der Politik, dass die Stadt mit dieser Angebotsfacette sich zu seiner oberzentralen Rolle bekennt und Kultur als wichtigen Standortfaktor definiert. Doch die Zahlen der Gemeindeprüfungsanstalt machen auch deutlich, dass hier etwas schleichend aus dem Ruder läuft. Obwohl bei dem NRW-Vergleich sicherlich Städte mit und ohne Theater über einen Kamm geschoren werden, rüttelt diese Gegenüberstellung zumindest auf, das eigene Selbstverständnis einmal zu überdenken. Zumindest ist dringend die Frage zu beantworten, welche Summe unsere Stadt sich Bühne und Orchester künftig noch kosten lassen kann?

Auch Enervie muss in diesen Monaten schmerzlich erkennen, dass sich die Rahmenbedingungen für das Kerngeschäft so gravierend verändert haben, dass sich das Unternehmen neu erfinden muss. Sicherlich ein gewagter Vergleich zwischen einem Profit-Konzern und einem ewigen Zuschuss-Angebot wie einem Theater. Doch es gibt wesentliche Parallelen: Beide bewegen sich nicht im luftleeren Raum, werden vom Steuerbürger getragen und müssen auf sich ändernde Marktbedingungen reagieren. Bei Enervie setzen derzeit Externe den Dienstleister neu aufs Gleis, ein Drittel der Belegschaft wird abgewickelt und vom Vorstandssprecher trennte man sich. Eine Weiter-wie-bisher-Haltung ist verboten und damit ausgeschlossen.

Ähnliches gilt inzwischen auch für Theater und Orchester. Der finanzielle Rahmen der Nothaushaltskommune Hagen passt nicht mehr zum Zuschussbedarf des Hauses. Politik muss einen neuen, abgespeckten, aber verbindlichen Finanzrahmen definieren, der die Basis für die wie auch immer gestaltete Zukunft des Hauses bildet. Ein Paradigmenwechsel muss her: Die Frage lautet nicht mehr, für welches Geld sich der Ist-Zustand erhalten lässt, sondern mit welchem fix zu definierenden Betrag sich noch welche Art von Theater gestalten lässt.

Dabei sendet die scheidende Führungsmannschaft (Intendant Hilchenbach, GMD Ludwig, Fördervereinsvorsitzender Hacker) kaum Signale, die die notwendige Kraft und Kreativität erwarten lassen, um die Weichen in Richtung Zukunft zu stellen. Hier müssen à la Enervie womöglich ebenfalls Externe verhindern, dass eine Kultureinrichtung mit hoher Qualität und grandioser Vergangenheit die Rückendeckung der sie tragenden Bürgerschaft verliert. Es reicht nicht, reflexartig an Vertrautem festzuhalten.