Hagen. . Im Sommer 2014 musste das Traditions-Bauunternehmen Bamberger aus Hagen Insolvenz anmelden. Am Dienstag standen die Geschäftsführer vor Gericht.

  • Die Pleite des Bauunternehmens Bamberger ist vor Gericht verhandelt worden.
  • Den Geschäftsführern wurde Insolvenzverschleppung vorgeworfen.
  • Das Urteil fiel milde aus.

Die Millionen-Insolvenz der Traditionsbaufirma Bamberger – sie endete gestern vor dem Strafgericht überraschend: mit der Verurteilung zu einer mäßigen Geldstrafe und mit einer Verfahrenseinstellung.

Angeklagt vor dem Schöffengericht waren die beiden Brüder, die zum Zeitpunkt der sich anbahnenden Pleite – Ende 2013 bis Mitte 2014 – offiziell die Geschäfte führten: Matthias Bamberger (50), Diplom-Ingenieur und verantwortlicher Chef für die zahlreichen Baustellen, sowie Stefan Bamberger (48), Diplom-Betriebswirt und einst Chef der Verwaltung.

Letzterer war auch für die Buchführung zuständig gewesen, im angeklagten Tatzeitraum aber überwiegend krank und deshalb nicht mehr in der Firma tätig. Arztatteste belegen das. Stefan Bamberger befand sich in stationärer Behandlung und bekommt inzwischen eine Berufsunfähigkeitsrente. Das gesamte Strafverfahren gegen ihn wurde bei Zahlung einer Geldbuße von 800 Euro eingestellt.

„Meinem Bruder war der ganze Stress zuviel geworden“, erläutert Matthias Bamberger. Die Verantwortung sowohl für die Baustellen als auch für den Zahlungsverkehr lastete nunmehr allein auf seinen Schultern: „2010 hatte unsere Firma erstmals Probleme. Bei einem 2-Millionen-Projekt in Sprockhövel sind wir auf 420. 000 Euro Werklohn sitzen geblieben.“ Auch die Zahlungswilligkeit anderer Kunden wurde schlechter. Werklohnforderungen in Ennepetal, in Werl, in Dortmund und in Witten summierten sich „auf rund 800 .000 Euro Außenstände, von denen wir dachten, dass wir sie noch realisieren könnten“, sagt der Angeklagte. Die Hoffnung stirbt zuletzt.

Mitarbeiter bekamen drei Monate lang keinen Lohn

Erst am 28. Juli 2014 ist der Insolvenzantrag gestellt worden. Zu spät. Da waren, bis auf kleine Abschläge, die Löhne der 90 Baustellenarbeiter für die Monate Mai, Juni und Juli schon nicht mehr gezahlt worden. Und die Gehälter der 15 Verwaltungsangestellten erst recht nicht. Vorsätzliche Insolvenzverschleppung nennt sich das.

Rechtsanwalt Andreas Schoß (45, Wuppertal), Bambergers Insolvenzverwalter, hat für die Firma ein fehlendes Kapital von 1,36 Millionen Euro errechnet: „Diese Unterdeckung ist so deutlich, dass man als Geschäftsführer nicht sagen kann, ich habe nichts bemerkt.“

Doch mehrere Vorwürfe aus der umfangreichen Anklageschrift zerbröselten noch während der Beweisaufnahme. So waren ursprünglich 45 Fälle von Beitragshinterziehung angeklagt. Die Sozialversicherungsanteile für Mitarbeiter seien nicht abgeführt und Krankenkassen um insgesamt 200 330 Euro geschädigt worden.

Zumindest die AOK Nordwest hat ihr Geld, gut 75 .000 Euro, inzwischen bekommen. „Verspätet ja, aber bezahlt“, so Matthias Bamberger voller Stolz. Er bekam von Richter Albrecht Bogumil gleich einen Dämpfer: „Verspätet hilft nicht. Der Tatbestand der Beitragshinterziehung ist verwirklicht.“

Betrug vorgeworfen

Ein weiterer Vorwurf betraf acht Eingehungsbetrügereien. Im August 2014 hatte eine Hydraulikfirma einen Strafantrag gestellt. Sie hatte an die Bauunternehmung Bamberger mehrere Ersatzteile für Baugeräte geliefert, die aber nicht bezahlt worden waren. Der Gesamtschaden aus der offenen Rechnung beläuft sich auf 4200 Euro.

Aus Sicht des erfolgsverwöhnten Baugeschäftsführers Matthias Bamberger eher ein Kleckerbetrag. „Ganz ehrlich: Erst durch die Anklageschrift habe ich davon erfahren. Bei einem Jahresumsatz von 14 Millionen Euro bekommt man solche Sachen einfach nicht mit.“

Die Staatsanwältin beantragte eine Bewährungsstrafe von eineinhalb Jahren, das Gericht erkannte nur auf 13 500 Euro Geldstrafe, bei jetzt 1500 Euro Monatseinkommen. Richter Bogumil im Urteil: „Man kann Matthias Bamberger überhaupt keine kriminelle Energie vorwerfen. Ihm ist daran gelegen, den Schaden klein zu halten.“