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Mit einem ungewöhnlichen Schritt hat die Bamberger Bau GmbH versucht, die letztlich doch notwendig gewordene Insolvenz-Anmeldung in letzter Minute zu verhindern: 51 Prozent der Anteile wurden der Gewerkschaft IG Bau zum Kauf angeboten – für 750.000 Euro. Geschäftsführer Matthias Bamberger bestätigte im Gespräch mit unserer Zeitung, dass dieses Angebot in der vergangenen Woche unterbreitet worden sei: „Das haben wir auch ernst gemeint. Wir haben seit drei Monaten nach einem Investor gesucht – vergeblich. Da die IG Bau ja immer gesagt hat, dass sie uns in der schwierigen Situation helfen will, haben wir sie auch angesprochen.“

Für Gewerkschaftssekretär Sebastian Zöppel war das ein schier unglaubliches Angebot: „Wenn die Situation nicht so ernst gewesen wäre, hätte man eigentlich laut lachen müssen.“ Natürlich sei es weder Aufgabe noch Ziel einer Gewerkschaft, in die Rolle des Arbeitgebers zu schlüpfen. Für Zöppel ist das Angebot der Bamberger-Geschäftsführung „aber auch eine Aussage, wie die Firma von der Geschäftsführung in der Krise geleitet worden ist“.

"Ich will mich nicht davon freisprechen"

Während der vergangenen Monate habe sich keine vertrauensvolle Zusammenarbeit entwickeln können: „Es gab keine Transparenz. Auch viele Mitarbeiter sind einfach menschlich enttäuscht. Sie sind ­immer wieder hingehalten worden. Noch am Montag, Stunden vor der Insolvenzanmeldung, ist ihnen gesagt worden, dass die Löhne überwiesen werden.“

Der Schritt zur Insolvenzanmeldung durch die Geschäftsführung ist nach Informationen unserer Zeitung am Montag wohl auch nur zustande gekommen, weil eine Krankenkasse sonst wegen ausstehender Arbeitgeberanteile die Insolvenz betrieben hätte.

Geschäftsführer Matthias Bamberger sagt: „Ich will mich nicht davon freisprechen, Fehler gemacht zu haben. Aber wir haben alles versucht, um am Markt zu bleiben.“ Die Kritik der Gewerkschaft weist er zurück: „Mit ihrer Forderung, jetzt einen Betriebsrat wählen zu lassen, hat sie unsere Bemühungen zur Rettung der Firma erschwert. Das hat ­alles Zeit gekosten.“ Bei Bamberger sei nie ein Betriebsrat nötig gewesen, weil die Mitarbeiter immer mit ihren Problemen gleich zur Geschäftsführung hätten kommen: „Das war schon bei meinem Vater so.“

Keinen Tariflohn gezahlt

Gewerkschaftssekretär Sebastian Zöppel kann auch diese Ansicht nicht im Geringsten nachvollziehen: Ein Betriebsrat sei gerade in einer schwierigen Situation hilfreich, das sehe schließlich auch Insolvenzverwalter Andreas Schoß so. Die Bamberger-Mitarbeiter seien schon seit Jahren unterhalb des Tariflohns bezahlt und Erschwerniszulagen seien nicht gewährt worden.

Das dementiert auch Matthias Bamberger nicht, er sagt aber: „Auf diese Zugeständnisse, Lohnerhöhungen nicht im vollen Maße weiterzugeben und auf Überstundenprozente zu verzichten, haben wir uns mit den Mitarbeitern geeinigt. Um dem Wettbewerbsdruck standhalten zu können.“ Erschwerniszulagen würden nicht gezahlt, „weil wir denken, dass körperliche harte Arbeit zum Baugewerbe dazu gehört und mit dem Lohn abgedeckt ist.“