Hagen. Verantwortliche sollen konstruktiven Weg einschlagen. Lieferfrist für Sparprogramm bis Mitte Oktober.

Mit einem mit rhetorischer Schärfe formulierten Blauen Brief an die Leitung des Hagener Theaters hat Oberbürgermeister Erik O. Schulz an Intendant Norbert Hilchenbach, Generalmusikdirektor (GMD) Florian Ludwig und Geschäftsführer Michael Fuchs appelliert, sich wieder zielorientiert in die Spardiskussion einzubringen. „Die von Ihnen in bedauerlicher Art und Weise und in übergroßer Deutlichkeit bisher zum Ausdruck gebrachte ablehnende Haltung zu den notwendigen strukturellen Veränderungen des Theaters führt das von Ihnen geleitete Haus keinesfalls in eine sichere Zukunft“, fordert der Verwaltungschef von der gGmbH ein, „auf einen konstruktiven und an den Interessen zukünftiger Generationen von Theater-Begeisterten orientierten Weg einzuschwenken.“ Andernfalls sei die grundsätzliche Solidarität der Stadtgesellschaft mit Theater und Orchester gefährdet. Im Gegensatz zu dem Ratsbeschluss, der bis 2018 einen Sparbeitrag von 1,5 Millionen Euro einfordert, hatte das Theater zuletzt erklärt, lediglich 26 Prozent (397.000 Euro) liefern zu wollen. Dabei schweigt das Haus dazu, welche Abwägungsprozesse dazu geführt haben.

Vor diesem Hintergrund fordert der OB eine umfassende Aufarbeitung von Ertrags- und Kostenstruktur, Personalbestand und -planung, Einsparerfolgen, Einnahmeverbesserungen und Zuschauerperspektiven ein. Sollte das Theater diese Aufstellung gar nicht oder bloß unzureichend liefern, kündigt Schulz an, diese Faktengrundlage extern erarbeiten zu lassen und die Rechnung der Theater gGmbH zu schicken. Die von Schulz geforderte Einsparsumme des Theaters muss bis zum 15.Oktober, also in rund vier Wochen, vorliegen.

In die Sitzung des Kulturausschusses gestern schlug der OB-Brief ein wie der Textaussetzer des Hauptdarstellers bei einer Theaterpremiere. „Es beunruhigt mich, wie die Differenzen zwischen Verwaltung und Theaterleitung öffentlich ausgetragen werden“, sagte Ausschussmitglied Peter Asbeck, „mich beunruhigt aber auch, dass die Verwaltung nicht richtig über die Einsparpotenziale informiert. Die erfahren wir nur aus der Zeitung.“ In diesem Klima könne man sich nicht richtig mit dem Haus solidarisieren. Sein Parteikollege Thomas Walter wurde noch deutlicher: „Man gerät als Kulturpolitiker argumentativ bei diesem Thema derzeit ziemlich in die Defensive. Ich glaube nicht, dass wir durch eine Konservierung des aktuellen Zustands das Theater erhalten können.“

Vorlage nicht diskutierbar

Jörg Fritzsche von den Grünen tippte mit Finger auf die bisherige Vorlage der Verwaltung zum Einsparpotenzial beim Theater und sagte: „Ich finde darin nichts, was mich davon abbringen würde, von einer ablehnenden Haltung des Theaters dem Sparziel gegenüber zu sprechen.“ Friedrich Wilhelm Geiersbach (SPD): „Ich hatte mir angesichts des Termindrucks für heute eigentlich konkrete Zahlen erhofft. Diese Vorlage können wir eigentlich kaum besprechen.“

Wie und mit wie vielen Sondersitzungen Theaterleitung und Kulturausschuss es nun hinbekommen sollen, bis Oktober ein Sparpaket zu schnüren, vermochte auch der Beigeordnete Thomas Huyeng nicht so zu erklären, dass man einen klaren Plan hätte erkennen können. Klar ist: Die bisherigen Vorschläge verfehlen das Ziel weit.

Theater-Geschäftsführer: Haben keine Einsparpotenziale zurückgehalten

Theater-Geschäftsführer Michael Fuchs erklärte im Ausschuss, dass das Theater selbstverständlich sämtliche Szenarien durchprüfe und zu keiner Zeit Einsparpotenziale zurückgehalten habe. "Wir werden - so weit es eben geht - die Fragen des Oberbürgermeisters beantworten"