Hagen. . Der Aufsichtsrat der Theater gGmbH hat dem Geschäftsführer des Hauses das Jahresgehalt um 15 000 Euro aufgestockt. Die Entscheidung fiel einstimmig.
Die Konsolidierungsdiskussion rund um das Hagener Stadttheater treibt inzwischen bemerkenswerte Blüten: Während Aufsichtsrat und Intendanz allerorten betonen, dass der Betrieb sparsamer und schlanker nimmer gehe, wurde parallel dem neuen Geschäftsführer der Theater gGmbH, Michael Fuchs, das Jahresgehalt um 15.000 Euro erhöht. Einen entsprechenden Vorstoß in eigener Sache des einstigen Verwaltungsdirektors, der als A14-Beamter in die zu Jahresbeginn formierte Gesellschaft übergeleitet wurde, winkte der Aufsichtsrat in seiner August-Sitzung ohne nennenswerte Debatte durch – einstimmig.
Noch vor Wochenfrist hatten Aufsichtsrat und Theaterleitung gemeinsam das Droh-Szenario ausgerollt, dass nennenswerte Kürzungen am Budget des Hauses eine Unmöglichkeit seien und das bis 2018 von der Politik geforderte Einsparpaket von 1,5 Millionen Euro den Todesstoß für Musiktheater und Orchester bedeute. Jetzt haben Recherchen dieser Zeitung ergeben, dass die gleichen Mahner dem Geschäftsführer des Musentempels zum 1. August gerade erst monatliche Mehrbezüge von 1250 Euro gewährt haben.
Wartezeit für Beförderung wurde außer Kraft gesetzt
Bereits in der Premieren-Sitzung des Theater-Aufsichtsrates im März war überraschend eine Tischvorlage aufgetaucht, die eine Höhergruppierung von Fuchs, der in seiner früheren Rolle als Verwaltungsdirektor des Hauses erst im August 2014 auf A14-Niveau befördert worden war, um gleich zwei Stufen auf A16-Level vorsah. Damals wurde der Punkt aufgrund kritischer Rückfragen zunächst von der Tagesordnung abgesetzt, um weitere Erkundigungen zur Verhältnismäßigkeit dieser angedachten Gehaltserhöhung einzuholen. Das ist inzwischen in Zusammenarbeit mit der Stadtverwaltung geschehen: Demnach, so die Bewertung der Personal-Profis, handelt es sich bei der Theater-Geschäftsführerposition realistisch betrachtet um eine A15-Stelle.
Politik und Personalvertretung dominieren
Der 16-köpfige Aufsichtsrat der Theater Hagen gGmbH, der das Handeln von Intendant Norbert Hilchenbach, GMD Florian Ludwig und Geschäftsführer Michael Fuchs begleitet und kontrolliert, setzt sich aus Vertretern der Ratsfraktionen, der Personalvertretung sowie der Hagener Stadtverwaltung und der Förderer zusammen.
Namentlich sitzen in dem Gremium Muamer Andelija (SPD), Friedrich-Wilhelm Geiersbach (SPD), Sven Söhnchen (SPD/Vorsitzender), Wolfgang Röspel (CDU), Thomas Walter (CDU), Klaus Fehske (FDP), Jürgen Klippert (Grüne), Karin Nigbur-Martini (Hagen Aktiv), Ralf Sondermeyer (Linke), Klaus Hacker (Theaterförderverein), Thomas Huyeng (Kulturdezernent) sowie die Betriebsratsvertreter Frank Henkes, Martina Kneip, Peter Neuhaus, Heiko Schäfer und Alexander Schwalb.
Obendrein entschied der Aufsichtsrat, dass für Fuchs in der Startphase der Theater gGmbH erhebliche Mehrarbeit anfalle, die zusätzlich nach dem Regelwerk der so genannten Bundesmehrarbeitsvergütungsverordnung für Beamte zu honorieren sei. Dafür wurde ein Extra-Umfang von 26 Stunden à 26,61 Euro pro Monat vereinbart. Diese Mehrarbeitsregelung gilt zunächst bis zum Sommer 2017. Damit, so die Informationen dieser Zeitung, liegt der Theater-Geschäftsführer künftig knapp über A-16-Niveau und verdient mit einem Jahressalär von gut 80.000 Euro mehr als jeder andere städtische Amts- und Fachbereichsleiter. Die in der Nothaushaltskommune bei Beförderungen sonst übliche Wartezeit von 18 Monaten wurde zudem außer Kraft gesetzt.
Hoheit des Aufsichtsrates
„Bei der Gründung der Theater gGmbH wurde klar vereinbart, dass gerade im Personalbereich keine Mehrkosten entstehen dürfen“, zeigt FDP-Fraktionschef Claus Thielmann keinerlei Verständnis für diese Entscheidung. Dem hält wiederum Aufsichtsratsvorsitzender Sven Söhnchen in einer Erklärung entgegen: „Aufgrund der mit der Bestellung verbundenen Erweiterung der Kompetenzen und Verantwortlichkeiten des Geschäftsführers war die bisherige Bewertung der Stelle nicht mehr zutreffend und eine Neuregelung erforderlich. Diese wurde mit der Gründung der Gesellschaft dem Aufsichtsrat überlassen.“ Rückendeckung für die Entscheidung auch vom Kulturdezernenten: „Jeder Mitarbeiter ist so zu entlohnen wie es seine Tätigkeit erfordert“, meint Thomas Huyeng, „auch wenn es manchmal schwierig zu vermitteln ist.“